Eine rote Stelle, geschwollen und heiß, die brennt und juckt – ein Insektenstich. Oder der Biss einer Bremse, Mücke oder Zecke. Wir erklären die feinen Unterschiede.
Graf Dracula, den berühmtesten aller Blutsauger, hat der irische Schriftsteller Bram Stoker 1897 in seinem gleichnamigen Roman zu Weltruhm verholfen. Vorbild für die Figur des Untoten sind Fledermäuse, insbesondere die Vampir-Fledermaus, auch Gemeiner Vampir genannt. Doch weder sie noch die mythische blutsaugende Nachtgestalt hat der Mensch zu fürchten. Es sind vielmehr kleine Biester wie Mücken, Zecken und andere, die ihm das Leben zur Hölle machen können - und dabei auch Tiere nicht verschonen.
Wer sticht? Wer beißt?
Rund 14 000 verschiedene blutsaugende Insektenarten schwirren weltweit durch die Lüfte, immer hungrig auf der Suche nach frischem Blut. Die Opfer, an denen sie sich laben, sind Reptilien, Vögel und Säugetiere - und damit auch der Mensch. Unterschieden wird zwischen Stichen und Bissen. Bei Stichen benutzen Insekten wie Bienen, Wespen und Hornissen ihren Stachel als Abwehrwaffe, um sich und ihr Volk zu schützen. Sobald das Insekt zusticht, sondert es über den Stachel ein Gift ab, das zur Rötung und Schwellung der Einstichstelle und zu einem heftigen Brennen führt.
Andere Insekten wie Stechmücken, Bremsen, Wanzen oder Flöhe beißen ihre Opfer, um sich und ihre Brut von deren Blut zu nähren. Da sie mitunter einige Minuten benötigen, um das Blut abzuzapfen, gehen sie listenreich vor. Im Gegensatz zu stachelbewehrten Insekten machen sie häufig kaum Geräusche oder überfallen ahnungslose mobile Blutbänke im Schlaf.
Wir stellen hier einige der in Deutschland häufig vorkommenden Plagegeister vor, die auch Krankheiten von FSME bis zum Oropouche-Fieber (theoretisch) übertragen können, und geben Tipps, woran man ihre Stiche erkennen und wie man ihre Folgen lindern kann.
Bienen, Hornissen, Wespen
Diese völkerbildenden Insekten haben einen Giftstachel, um sich zu verteidigen. Sie stechen statistisch sehr häufig zu, aber nur wenn sie sich bedroht fühlen. Wenn ein Sommergewitter im Anflug ist, sind vor allem Bienen gereizt. Ihre Stimmungslage kann man an ihrem Flugverhalten erkennen. Schwirren sie laut summend vor ihrem Stock umher, sollte man gebührenden Abstand halten. Im Gegensatz zu Wespen und Hornissen (eine Unterart der Wespen) können Bienen nur ein Mal stechen und sterben danach. Der Stachel bleibt nach dem Stich in der Haut hängen. An ihm befindet sich ein kleiner Giftbeutel, aus dem auch nach dem Einstich noch Gift in den Körper gepumpt wird.
Sobald man von einer Wespe, Hornisse oder Biene gestochen worden ist, bildet sich ein roter Fleck. Die Einstichstelle schwillt rasch an, weil sich Flüssigkeit unter der Hautoberfläche ansammelt. Sollte man nicht allergisch auf Bienen- oder Wespengift reagieren, geht die Schwellung nach einigen Stunden zurück, der quälende Juckreiz hält noch ein paar Tage an.
Bremsen
Bremsen sehen aus wie harmlose Brummer, doch sie sind echte Nervtöter, die schon manche Kuh und manches Pferd in den Wahnsinn getrieben haben. An schwülen Sommertagen rasen Bremsen auf ihre Opfer zu und stechen bis reichlich Blut fließt. Die 19 bis 25 Millimeter kleinen Tiere nehmen, was ihnen vor die Beißerchen kommt: Pferde, Rinder, Ziegen, Zweibeiner - Hauptsache, deren Blut ist warm. Besonders kirre macht sie schwüle Wärme, Wasser und Schweißduft. Sommerkleidung schützt nicht vor ihren Stichen, weil Bremsen durch dünnen Stoff stechen. Wer beim Spaziergang eine Kuhweide passiert, sollte am besten einen Imker-Anzug aus dicker Baumwolle mit Kopfschleier tragen. Bei den meisten Bremsen-Arten sind nur die Weibchen Blutsauger.
Bremsenstiche tun höllisch weh. Der Grund: Bremsen haben große Beißwerkzeuge, mit denen sie die Haut regelrecht aufreißen. Darin sind sie Dracula nicht ganz unähnlich. Beim Stechen werden die Nerven verletzt, sodass man einen stark einschießenden Schmerz spürt. Da Bremsen einen gerinnungshemmenden Stoff einspritzen, können sie sich lange am Blute ihrer Opfer laben – wie übrigens auch der fiktive blutrünstige Graf.
Wer Opfer einer Bremsenattacke geworden ist, sollte – wie bei allen Stichen – die Einstichstelle sofort kühlen (was bei Wanderungen schwierig sein dürfte). Auch antiallergische Gels und Salben lindern den Juckreiz und wirken abschwellend.
Mücken
Mücken – wie Stechmücken, Kriebelmücken, Sandmücken oder Gnitzen – sind der Inbegriff der nächtlichen Plagegeister. Sobald die Sonne am Firmament untergegangen ist, kommt die Stunde dieser superfiesen Blutsauger. Das Surren kennt jeder. Sobald man sich im Schlafzimmer zur wohlverdienten Ruhe gebettet hat, kommen sie aus ihren Verstecken und suchen ihre Opfer heim. Wenn diese morgens aufwachen, wundern sie sich, woher sie die vielen roten Flecken haben.
Hat eine Mücke zugestochen – wie bei Bremsen sind es nur die Weibchen - bildet sich eine Quaddel auf der Haut, die schrecklich juckt. Sie entsteht, nachdem die Mücke Eiweißmoleküle und Peptide (eine Aminosäure-Verbindung) einspritzt, was die Blutgerinnung verhindert. Abgesehen von allergischen Reaktionen geht von hiesigen Mücken keine Gesundheitsgefahr aus.
Mücken sägen sich regelrecht in die Haut. Sie brauchen ein bis zwei Minuten, um sich den Wanst vollzuschlagen. Der menschliche Organismus reagiert auf ihre hinterhältige Offensive, indem er das Hormon Histamin ausschüttet. Dieses weitet die Gefäße, so dass Flüssigkeit ins Gewebe austritt, was wiederum zur Schwellung führt.
Stiche am Auge sind eine bevorzugte Gemeinheit von Mücken. Der Stich schwillt stark an und ist weißlich mit rötlichem Rand, es juckt tierisch und das Auge tränt. Die Sache mit dem „süßen Blut“ ist übrigens ein Ammenmärchen. Entscheidend ist vielmehr die individuelle „Mief-Note“. Mücken stehen auf ganz bestimmte Schweißgerüche, von denen vor allem Weibchen angelockt werden - ähnlich wie beim Menschen.
Gegen Mücken hilft weder Flehen noch Fluchen oder Klatschen. Das Einzige, was ihnen den Garaus ausmacht, ist die chemische Keule und das Mückennetz. Da Anti-Mücken-Salbe und -Gel Hautreizungen verursachen kann, sollte man darauf soweit wie möglich verzichten. Mückennetze vor dem Fenster sind eine bessere und gesündere Alternative - vor allem für Kinder. Verdampfer sind zwar effektiv, töten aber auch nützliche Insekten. Duftfackeln und –kerzen sind laut Stiftung Warentest rausgeworfenes Geld.
Zecken
Zecken sind echte Zeitbomben. Bisse etwa des Gemeinen Holzbocks können Viren übertragen, die eine Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) auslösen. Die Symptome ähneln der einer Grippe und können zur Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten führen. Laut Robert-Koch-Institut ist die Zahl der Zecken-Risikogebiete in Deutschland auf 145 gestiegen. Betroffen sind hauptsächlich Baden-Württemberg, Bayern, Südhessen und Thüringen. Zecken lauern in Wäldern, Feuchtgebieten und auf Wiesen auf ihre Wirte, die durch die Botanik stapfen.
Die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit ist die Borreliose. Sie wird von einem spiralförmigen Bakterium namens „Borrelia burgdorferi“ ausgelöst, das im Darm der Zecke haust. Wer an Borreliose erkrankt – das sind in Deutschland einige Zehntausend Menschen jedes Jahr - muss eine mehrwöchige Antibiotika-Infusions-Kur über sich ergehen lassen.
Stiche von Insekten und Spinnentieren wie Zecken können nicht nur für Allergiker gefährlich werden. Vor allem in südlichen Breiten übertragen sie Krankheitserreger – wie die Tsetsefliege in Afrika, welche die gefürchtete Schlafkrankheit verbreitet.
Flöhe und Wanzen
Flöhe sind emanzipierter als andere Blutsauger. Sowohl die weiblichen als auch die männlichen Tiere beißen sich an ihrem Wirt fest. Flohstiche treten meist an einer Köperstelle auf und dort gleich reihenweise. Es kommt zu punktförmigen Hautrötungen, die stark jucken. Innerhalb von 24 Stunden kann eine erbsengroße Verdickung der Haut auftreten, die bis zu zwei Wochen sichtbar und spürbar ist.
Flöhe und Wanzen hinterlassen mehrere nah beieinander liegende kleine gerötete Stiche. Da Bettwanzen nachtaktive Tiere sind, überraschen sie ihren Wirt am Morgen mit einer ganzen Armada juckender Punkte, die sie liebevoll in Kniekehlen, Armbeugen, am Bauch und an der Brust hinterlassen haben.