Es gibt schonendere Methoden als die Chemiekeule, um lästige Plagegeister wie Dörrobstmotten zu vertreiben, zum Beispiel können Betroffene Pheromonfallen aufstellen. Foto: picture alliance/dpa-tmn/Andrea Warnecke

Motten, Ameisen oder Spinnen in den eigenen vier Wänden – will niemand, kommt aber vor. Gut, wenn man dann wirksame und möglichst schonende Gegenmaßnahmen kennt. Tipps von Experten.

Ameisen, Motten, Kakerlaken oder Bettwanzen - wer solche tierischen Mitbewohner hat, dem wird gern mangelnde Hygiene unterstellt. Dabei kommen Insekten und andere Krabbeltiere wie Spinnen meist aus Schutz vor der Kälte ins Haus. Oder auf der Suche nach Nahrung. Eine Obstschale auf dem Tisch oder der Abfallbehälter mit Biomüll ziehen sie magisch an. Wenn sie gute Bedingungen vorfinden, nisten sie sich gern für längere Zeit ein.

Viele Menschen verspüren Unbehagen bei Vier-, Sechs- oder Achtbeinern im Haus und der Drang, sie schnell loszuwerden ist groß – nicht selten geht es dabei recht rabiat zu. Mit Fliegenklatsche, Klebebändern, Insektenspray, Fallen und Ködern wird ihnen zu Leibe gerückt. Das Ergebnis: Einzelne Exemplare sind tot, aber die nächsten kommen ganz bestimmt, wenn ihnen der Zugang nicht verwehrt wird.

„Außerdem kann es passieren, dass man nicht nur Schädlinge, sondern auch harmlose Exemplare oder sogar Nützlinge erwischt, die eigentlich erwünscht sind“, sagt Kerstin Effers von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Wie zum Beispiel Marienkäfer, die lästige Blattläuse auf Pflanzen vertilgen.

Erst bestimmen, dann handeln

Sie rät, erst einmal zu bestimmen, um welche Art Krabbeltier es sich handelt. Hilfreich dabei ist eine Liste des Umweltbundesamtes, in der viele typische Schädlinge, Lästlinge und Nützlinge aufgeführt sind, die bei uns vorkommen. Sie enthält Hinweise, wie sie gegebenenfalls bekämpft werden können.

Der Handel bietet viele Mittel an, um Schädlinge im Haus zu bekämpfen. Die Palette reicht von Sprays, Sprühmitteln, Ködern bis zu Elektroverdampfern, Strips, Streumitteln und Lichtfallen.

„Beim Einsatz ist Vorsicht geboten, denn einige dieser Mittel bergen erhebliche gesundheitliche Gefahren“, sagt Kerstin Effers. „Die meisten Insektensprays enthalten als Wirkstoffe Pyrethroide. Diese Stoffe können bei Katzen zu schweren Vergiftungserscheinungen führen, bis hin zum Tod. Bei Menschen können sie als Nervengift wirken.“

Doch es gibt schonendere Methoden als die Chemiekeule, um die Plagegeister zu vertreiben. „Beispielsweise eignen sich Pheromonfallen als unterstützende Maßnahme gut für die Eindämmung des Schädlingsbefalls“, sagt Effers. Pheromone sind synthetische Lockstoffe, die männliche Tiere anziehen, die dann auf der Falle kleben bleiben. Dadurch wird der Fortpflanzungszyklus unterbrochen und die Schädlinge können sich nicht weiter vermehren.

Ökologie wird auch professionellen Schädlingsbekämpfern immer wichtiger. „Viele umweltfreundliche Mittel rücken jetzt stärker ins Blickfeld der Betriebe“, sagt Markus Puschmann vom Verein zur Förderung ökologischer Schädlingsbekämpfung in Essen: „Fast jeder Schädlingsbefall lässt sich ohne große Chemiekeule bekämpfen.“

Zum Beispiel Silberfischchen. „Sie lieben das feuchte Klima in Bad und Küche“, so der Experte. Man könne praktisch nicht verhindern, dass sie in die Wohnung kommen. Viele Menschen bemerken sie kaum, weil sie sehr versteckt leben und die Dunkelheit suchen. Oder sie nehmen sie gar nicht als Schädlinge wahr, weil sie vermeintlich harmlos sind. Aber sie können an Büchern und Tapeten beträchtliche Schäden anrichten. „Bei einem massenhaften Befall sollte man schon etwas dagegen tun“, rät Puschmann.

Statt Insektenspray, in dem oft giftige Chemikalien enthalten sind, die in der Raumluft auch Menschen schaden können, empfiehlt er Köderdosen. „Aus denen nehmen die Insekten mit dem Futter den für sie tödlichen Wirkstoff auf, ohne dass er in den Raum gelangt.“

Entwarnung bei Waldschaben

Neu ist für viele Betroffene der Besuch von Waldschaben in der Wohnung. Sie ähneln herkömmlichen Kakerlaken, mit denen sie im übrigen auch verwandt sind. Doch es gibt Entwarnung: „Sie können fliegen und kommen nur zufällig ins Haus, wenn sie vom Licht angezogen werden“, sagt Schädlingsbekämpfer Markus Puschmann. Vor einem Befall müsse man keine Angst haben, da sich Waldschaben in Innenräumen nicht vermehren könnten.

Regelmäßig zur kalten Jahreszeit suchen Spinnen gern das Warme in Wohnungen, sehr zum Entsetzen vieler Menschen. Statt sie totzuschlagen, sollten sie lieber eingefangen und lebend nach draußen transportiert werden. Oder man arrangiert sich mit ihnen. Denn es sind nützliche Tiere, die Insekten wie Fliegen und Mücken fressen und so das Haus sogar von Ungeziefer reinigen.

Ein großes Thema sind auch Bettwanzen – blutsaugende Insekten, die den Menschen stechen. Puschmann: „Sie werden oft von draußen in Wohnungen eingeschleppt oder reisen aus dem Urlaub als blinde Passagiere im Gepäck mit ein.“ Wer ein Bettwanzen-Problem hat, solle sich nicht scheuen, schnell einen professionellen Schädlingsbekämpfer zu beauftragen. Eine erfolgreiche Bekämpfung sei schwierig und erfordere gute Kenntnisse der Biologie der Tiere.

Die Suche nach einem geeigneten Schädlingsbekämpfer birgt jedoch Tücken. Im Internet fänden sich viele Anbieter, die unprofessionell arbeiteten und überteuerte Rechnungen schrieben, weiß Kerstin Effers aus Erfahrung im Beratungsalltag.

Wichtig sei, dass der beauftragte Betrieb den Sachkundenachweis „Geprüfter Schädlingsbekämpfer“ habe. Auch beim Schädlingsprofi sollten Kunden darauf bestehen, dass möglichst unbedenkliche Mittel eingesetzt werden, rät Kerstin Effers: „Zum Beispiel Köderdosen, Gele und Fallen statt Sprays und Vernebler.“

Service: Ein Schädlingsratgeber vom Umweltbundesamt ist unter https://www.umweltbundesamt.de/themen/chemikalien/biozide/alternativen-biozid-einsatz/biozid-portal-schaedlingsratgeber kostenlos abrufbar.