Die „Omas gegen rechts“ nehmen immer wieder an Demonstrationen gegen Rechtsextremismus teil, wie hier vor einigen Monaten in Hannover. Foto: Imago//Norbert Neetz

Gegen Rassismus und für Demokratie treten „Omas gegen Rechts“ seit ein paar Jahren ein. Auch in Esslingen wollen sich Engagierte zu einer lokalen Gruppe zusammentun. Als Mitstreiter sind auch Opas und Menschen ohne Enkel willkommen.

Quer durch die Republik formieren sich Menschen, die sich einsetzen wollen für den Schutz der Demokratie, die sie durch Tendenzen von Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und Frauenfeindlichkeit bedroht sehen. Viele zeigen Flagge bei Kundgebungen und Demonstrationen, andere engagieren sich in Organisationen wie den „Omas gegen Rechts“, die vielerorts entstanden sind – zuletzt unter anderem in Wendlingen und Köngen. Nun soll auch in Esslingen eine Gruppe der „Omas gegen Rechts“ gegründet werden.

Heidi Großmann und ihre Mitstreiterinnen sind schon eine ganze Weile durch ihr Engagement verbunden. Einige von ihnen haben vor mehr als 40 Jahren das Esslinger Frauenhaus gegründet, manche sind heute in der Flüchtlingsarbeit aktiv. „Eigentlich wollten wir uns schon im April 2020 zusammentun“, erinnert sich Heidi Großmann. „Doch dann kam der Lockdown, und unsere Pläne lagen erst mal auf Eis.“ Nun hat eine siebenköpfige Gruppe die Initiative ergriffen und am Mittwoch, 30. Oktober, um 19 Uhr zum Gründungstreffen einer örtlichen Gruppe der „Omas gegen Rechts“ ins Forum Esslingen in der Schelztorstraße 38 eingeladen. An Interessierten scheint es nicht zu fehlen. „Gefühlt wollen alle, die von unseren Plänen erfahren, mitmachen“, erzählt Heidi Großmann, die den Namen der Initiative nicht ganz wörtlich nehmen möchte: „Wir freuen uns nicht nur über Omas, die dabei sein wollen, sondern genauso über jeden Opa, und man muss nicht mal Enkel haben, um mitzumachen.“

Aktivisten vernetzen sich über soziale Medien

Via Internet sind die Interessierten von Anfang an gut vernetzt. „Die neuen Kommunikationswege machen vieles einfacher als vor mehr als 40 Jahren, als wir das Frauenhaus gegründet haben“, erinnert sich Heidi Großmann. Wegen der guten Resonanz wurde für das Gründungstreffen vorsorglich ein größerer Raum gebucht. Heidi Großmann und das übrige Team wollen an diesem Abend die Initiative vorstellen und abklopfen, wer sich an den Aktivitäten beteiligen oder in einem der geplanten Arbeitskreise mitwirken möchte. Jeder kann und soll sich ganz nach seinen Wünschen und Möglichkeiten einbringen. Dorle Lottermann, Initiatorin der Wendlinger „Omas gegen Rechts“, wird den Esslingerinnen und Esslingern mit ihren Erfahrungen zur Seite stehen.

Erstmals wurden „Omas gegen Rechts“ im November 2017 in Wien gegründet, wenig später zog die zivilgesellschaftliche überparteiliche Initiative, die sich in den politischen Diskurs einmischen will, nach Deutschland Kreise. Man trifft sich in lokalen Ortsgruppen, plant und besucht Aktionen wie Mahnwachen und Demonstrationen. Vielerorts machen die engagierten Omas und Opas in Fußgängerzonen mit der Hymne der Initiative auf ihre Anliegen aufmerksam. Die lokalen Gruppen arbeiten unabhängig voneinander – gepflegt werden ein intensiver Austausch und eine gute Vernetzung. Die Kommunikation läuft vielerorts vor allem über Facebook. Die dezentrale Organisation soll schnelle und spontane Aktionen erleichtern.

Einsatz gegen Fremdenfeindlichkeit und für die Demokratie

Bislang gibt es in Deutschland mehr als 100 lokale Gruppierungen der „Omas gegen Rechts“, bundesweit zählen sie gut 15 000 Mitglieder. Willkommen sind ältere Menschen, die sich für die Demokratie einsetzen. Sie wollen „im gegenwärtigen politischen Klima Haltung zeigen“ und sich „aktiv für die Werte unserer demokratischen, rechtsstaatlichen, freien Gesellschaft und die Würde aller Menschen, unabhängig von ihrer Religion, ihrem Geschlecht, ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung, ihrem Alter und unabhängig von körperlichen, seelischen oder geistigen Handicaps“ einsetzen. Alle verbindet die selbstverständliche Akzeptanz der Vielfalt von Kulturen und Nationalitäten. Antisemitismus, Menschenrechtsverletzung, Fremdenfeindlichkeit, rassistische, sexistische und gewaltsame Übergriffe sowie Angriffe auf die freiheitliche demokratische Grundordnung sollen konkret benannt werden. Und sie wollen „eine gewaltfreie Streitkultur und einen empathischen, die Demokratie fördernden Umgang mit allen hier lebenden Kindern und Jugendlichen pflegen“.

Nähere Informationen zum Gründungstreffen unter ogr-esslingen@t-online.de