Kleine Gewohnheitsänderungen helfen, Sparen zur Routine zu machen. Foto: imago/Louis Christian

Wie und wo kann ich eigentlich noch sparen? Diese Frage stellt sich bei steigenden Energiepreisen und einer Teuerungsrate auf Rekordniveau fast jeder. Diese Tipps können helfen.

Das Konto überziehen, Kleinkredite, etwa für den Urlaub, abschließen oder verlockenden Umschuldungsangeboten mit geringen Ratenverpflichtungen glauben – davon sollten Sparwillige die Finger lassen, rät die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Wer seine Ausgaben ernsthaft verringern will, folgt besser diesen Ratschlägen:

1. Sparen automatisieren

Es ist gar nicht so einfach, immer genau zu wissen, wie es um die eigenen Finanzen steht. Andreas Morr, Filialleiter bei der BW-Bank, rät deshalb zu einem digitalen Finanzplaner, den viele Banken anbieten. Verknüpft ist dieser mit dem Girokonto. Auch Zahlungen, die über die Kreditkarte oder Paypal erfolgen, werden berücksichtigt. Einnahmen und Ausgaben summiert der Finanzplaner auf und zeigt einen möglichen Sparbetrag an. Morr rät, diesen monatlich auf ein Rücklagenkonto per Dauerauftrag zu überweisen. „Die Versuchung, restliches Geld einfach auszugeben, ist so geringer.“ Nutzt man ein Konto ausschließlich für Rücklagen, ist dieses bei vielen Banken gebührenfrei. Wer einen digitalen Finanzplaner nutzt, kann zudem verschiedene Budgets für Ausgabenbereiche wie Lebensmittel, Kleidung oder Mobilität festlegen. Die Zuordnung von Ausgaben zu dem jeweiligen Budget geschieht oft auch automatisch. Dass man überwiegend mit Karte zahlt, ist die Voraussetzung für eine zuverlässige digitale Dokumentation der eigenen Finanzen. Für Freunde von Bargeld wäre die Umschlagmethode eine Alternative. Das Monatsgehalt wird in bar abgehoben und auf verschiedene Umschläge mit verschiedenen Ausgabezwecken verteilt.

2. Miete und Nebenkosten reduzieren

Mehr als 40 Prozent des Haushaltseinkommens geben Deutsche für das Wohnen aus, das zeigt eine Auswertung des Statistischen Bundesamtes. Während sich Mietkosten nur durch einen Wohnungswechsel verringern lassen, kann an den Nebenkosten gedreht werden.

Wer Strom sparen will, sollte die Nutzung aller elektrischen Geräte überdenken. Waschmaschinen sollten bei 30 Grad im Öko-Programm laufen, Gefrierschränke regelmäßig abgetaut und ein Grad wärmer gestellt werden. Auf das Vorheizen im Backofen sollte verzichtet werden. Dazu rät Matthias Bauer, Energieexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Ein Buch oder ein Brettspiel sind zudem energiefreundlicher als ein Fernseher. Gas sparen ließe sich durch selteneres und kürzerer Duschen, durch die Optimierung der Heizungsanlage und durch eine geringere Raumtemperatur.

3. Beim Einkauf sparen

Die Preise für Nahrungsmittel sind im August im Vergleich zum Vorjahr um 16,6 Prozent gestiegen. Besonders bei Mehl und Getreideerzeugnissen, Fleisch, Molkereiprodukten und Eiern sowie Speisefetten und Ölen zeigt sich eine erhebliche Verteuerung. Gerade hier Alternativen zu Markenprodukten zu suchen, findet Vanessa Holste, Expertin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, sinnvoll. Günstigere Produkte, sogenannte Streck- und Bückware, seien meist in den unteren oder oberen Regalfächern zu finden. Wer Produktpreise vergleicht, sollte zudem auf den Preis pro Kilogramm achten. „So lassen sich Mogelpackungen enttarnen“, sagt Holste.

Zudem kann ein Essensplan für die Woche helfen. Dieser kann Lebensmittelverschwendung und Spontaneinkäufe verhindern. Auch Foodsharing-Initiativen sind eine Möglichkeit, günstige und trotzdem genießbare Lebensmittel zu bekommen. Über die App „Too Good To Go“ oder die Website Foodsharing.de findet man Lebensmittelpakete, die zur Abholung bereitliegen.

4. Versicherung und Co. prüfen

Am einfachsten ist es, beim Girokonto Geld zu sparen, sagt Niels Nauhauser, der bei der Verbraucherzentrale über Kredite, Altersvorsorge und Versicherungen berät. Viele Direktbanken bieten kostenfreie oder nahezu kostenfreie Konten an. Bei Versicherungen wie der Kfz- oder Hausratsversicherung ließe sich mit einem Anbieterwechsel auch einiges einsparen. Die Zeitschrift „Finanztest“ der Verbraucherorganisation Stiftung Warentest informiert über kostengünstige Versicherungen. Vermögen aufzubauen und an die Altersvorsorge zu denken, findet Nauhauser trotz Sparzwängen wichtig. Statt in fondsgebundene Rentenversicherungen einzuzahlen, die hohe Verwaltungsgebühren erheben, rät er zu weltweit gestreuten ETFs: „Hier sehe ich weitaus bessere Renditechancen – mit deutlich weniger Gebühren.“

5. Kleinkram reduzieren

Selber kochen statt essen gehen, den Kaffee zuhause kochen und das Pausenbrötchen selber belegen – summiert über den Monat belasten auch unscheinbarere Ausgaben das Portemonnaie. Ist etwas kaputt, helfen Youtube-Videos oft bei der Reparatur. Auch Repair-Cafés gibt es in vielen Städten. Hier kann man in der Gruppe Gegenständen zu einer zweiten Lebenszeit verhelfen.

Bei kaputter Kleidung freuen sich Schneidereien über einen Besuch. Ist nichts mehr zu machen, ist der Griff zu Second-Hand-Kleidung die günstigere und nachhaltigere Wahl. Unsichtbare Kosten verursachen zudem ungenutzte Mitgliedschaften. Wer einen Streamingdienst, Musik- und Hörbuchanbieter oder eine kostenpflichtige Fitness-App über mehrere Wochen nicht genutzt hat, sollte die Kündigung nicht länger hinauszögern. Manche Dienste bieten zudem an, ein Abonnement zu pausieren.

Wer kann mich beraten?

Verbraucherzentrale
In jedem Bundesland gibt es eine Verbraucherzentrale, die unabhängig über Sparen, Geldanlagen oder Versicherungen informiert und in Einzelgesprächen berät. Auch Online-Seminare werden angeboten.

Banken
Kunden können in Beratungsgesprächen ihren Finanzstatus besprechen und erhalten Informationen zu Sparplänen, Altersvorsorge oder Versicherungen.

Schuldnerberatungen
geben Hinweise und Informationen zur Bewältigung von Schuldenproblemen. Neben der Beratung von verschuldeten Personen leistet die Beratungsstelle Präventionsarbeit und entwickelt Finanzkonzepte, damit Schulden vermieden werden können.