Industrieelektriker brauchen technisches Verständnis: René Gubisch, Leiter Produktverantwortung Motoren bei Schaeffler, erklärt Anita Majnovic einen Schaltplan. Foto: dpa - dpa

Industrieelektriker sind Tüftler mit Hang zu Strom und Schaltungen. Der Beruf ist so vielfältig, dass er in den verschiedensten Branchen Platz findet.

Suhl Kabel verlegen und Schaltschränke checken, Stromkreise verdrahten und auf Fehlersuche gehen: Industrieelektriker sind Tüftler mit Hang zu Strom und Schaltungen. Der Beruf ist so vielfältig, dass er in den verschiedensten Branchen Platz findet.

Als Anita Majnovic ihre Ausbildung beim Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler in Suhl begann, hatte sie von Technik und Elektrik, Gleichstrom und Kondensatoren wenig Ahnung. „Ich habe vorher in Kroatien Tourismus studiert“, erzählt sie. „Das waren komplett neue Bereiche für mich.“ Wenn sie in der Werkshalle an den Maschinen steht, beschäftigt sich die 26-Jährige statt mit Reisezielen und Buchungsanfragen jetzt mit der Herstellung von Elektromotoren – inklusive Verdrahten, Schweißen und Löten.

Die junge Frau ist eine von zwei Auszubildenden am Schaeffler-Standort im thüringischen Suhl, die dort die Arbeit des Industrieelektrikers lernen. Den gibt es in zwei Fachrichtungen. Während Industrieelektriker für Betriebstechnik quasi Hausmeister für alles Technische sind und die elektrischen Systeme in einem Betrieb am Laufen halten, arbeiten Industrieelektriker wie Majnovic direkt an der Produktentwicklung mit. Die Fachrichtung nennt sich Geräte und Systeme. Bei Majnovic sind die Geräte Elektromotoren. „Noch arbeite ich nicht daran, das werde ich erst später können“, erklärt die Auszubildende, die erst vor einem halben Jahr bei Schaeffler angefangen hat. Dafür stellt sie bereits jetzt Komponenten für das Endprodukt her.

Die Ausbildung dauert zwei Jahre und ist sehr praxisorientiert. „Man lernt die Basics“, sagt Monika Hackel vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Das heißt vor allem am Anfang verdrahten, verdrahten, verdrahten. Wer in seiner Freizeit gerne Stromkreise zusammenlötet, ist hier also richtig.

Gute Grundlage für andere Jobs

Mit der Ausbildung schafft man sich eine gute Grundlage für alle Berufe, die mit Elektronik zu tun haben. Man lernt zum Beispiel, wie man Kabel und Anschlüsse verlegt, Schalter anbringt und Steuerungen einrichtet und programmiert. Wenn im Betrieb eine Störung im System auftritt, machen sich Industrieelektriker für Betriebstechnik auf die Suche nach dem Problem. Industrieelektriker für Geräte und Systeme arbeiten dagegen direkt am Produkt und sind beispielsweise in der Softwareindustrie oder im Maschinen- und Anlagenbau tätig.

Von der Metall- und Elektroindustrie über Autohersteller bis hin zur IT-Branche gibt es Industrieelektriker in den verschiedensten Sparten – „eigentlich in allen produzierenden Betrieben“, sagt Hackel. Die Ausbildungsvergütung sei zudem relativ üppig. Sie bewegt sich im ersten Ausbildungsjahr durchschnittlich zwischen 950 und 980 Euro. Für den Zugang zum Beruf kann ein solider Hauptschulabschluss ausreichen. „Wir schauen vor allem auf das Gesamtpaket“, sagt Judith Glöckler, Ausbildungsleiterin am Schaeffler-Standort in Suhl.

In der Berufsschule sitzt man wegen der niedrigen Zahl an Auszubildenden häufig mit Azubis aus anderen Elektroberufen zusammen. Und es ist gar nicht so unwahrscheinlich, dass man irgendwann das Gleiche macht wie sie: „Naheliegend ist es, die Ausbildung fortzusetzen und die Prüfung als Elektroniker für Betriebstechnik abzulegen“, sagt Frank Vollgold, Pressesprecher der Regionalstelle der Bundesagentur für Arbeit in Sachsen.

Dafür hängt man an die zweijährige Ausbildung einfach noch die eineinhalb Jahre dran, die man für den Elektroniker braucht. Ansonsten ist beispielsweise eine Weiterbildung zum Techniker oder der Meister möglich.

Für Schaeffler-Azubi Anita Majnovic ist all das denkbar, auch wenn sie erst einmal lernen will, wie man Elektromotoren baut. Doch sie ist überzeugt: „Der Beruf hat Zukunft.“

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