Ob die Ticketautomaten wieder umgestellt werden müssen, ist offen. Foto: dpa - dpa

Beim Start der Tarifzonenreform im April waren sich noch alle einig. Doch die Frage, ob 2020 die Fahrpreise im VVS erhöht werden sollen, entzweit die Nahverkehrsverantwortlichen.

StuttgartDie Frage, ob 2020 die VVS-Fahrpreise erhöht werden, beschäftigt an diesem Mittwoch gleich zwei Gremien: den Verwaltungsausschuss des Gemeinderats und den Verkehrsausschuss der Regionalversammlung. In der Diskussion ist einerseits eine Nullrunde wie von Verkehrsminister Winfried Hermann und Oberbürgermeister Fritz Kuhn (beide Grüne) favorisiert, andererseits eine Erhöhung um durchschnittlich 1,9 Prozent zum 1. April 2020, was aus finanziellen Gründen von den Landräten in Esslingen, Böblingen, Ludwigsburg und Waiblingen bevorzugt wird. Wichtig: Nur wenn sich alle einig sind, kann es eine Nullrunde geben.

Dafür setzt sich Kuhn, der als Stuttgarter OB auch Aufsichtsratschef des VVS ist, weiter ein. „Wir sollten die Botschaft der Tarifzonenreform vom April, nämlich dass es sich lohnt, in Busse und Bahnen umzusteigen, nicht schwächen“, sagt er. Dabei gilt als sicher, dass die Stuttgarter Stadträte sich heute mit großer Mehrheit klar für eine Nullrunde im Jahr 2020 positionieren werden. Die CDU-Fraktion hatte sogar eine weitere für 2021 beantragt, das Linksbündnis sich darüber hinaus für einen Nulltarif, also kostenlose Fahrten, starkgemacht.

Land finanziert dauerhaft mit

Da bei einer Nullrunde von einem Einnahmeausfall von jährlich rund 9,5 Millionen Euro ausgegangen wird und das Land bis 2025 ein Drittel davon übernimmt, kämen auf die Stadt jährlich rund 2,84 Millionen Euro zu. Die VVS-Landkreise müssten pro Jahr 3,47 Millionen Euro übernehmen, was sich so aufteilt: Böblingen 711.000 Euro, Esslingen 979.000 Euro, Ludwigsburg 998.000 Euro und Rems-Murr 784.000 Euro. Die Landräte hatten vom Land einen höheren Anteil (bis zur Hälfte) gefordert, vor allem aber eine dauerhafte Mitfinanzierung. Die sieht Kuhn gegeben, nachdem das Land klargestellt habe, dass es bereit sei, sich nach 2025 dauerhaft mit einem Viertel, also rund 2,37 Millionen Euro, pro Jahr zu beteiligen, wie es in der Vorlage für die Sitzung des Ausschusses heißt. Die Landräte sind freilich skeptisch, ob die Zusage belastbar ist und wollen sich angesichts der hohen Investitionen in den Nahverkehr nicht einen weiteren finanziellen Klotz ans Bein binden. Entscheidend für ihr Votum Anfang Dezember im VVS-Aufsichtsrat werden aber die Beschlüsse in den Kreistags-Ausschüssen sein, die in den nächsten Wochen fallen.

Auch der regionale Verkehrsausschuss beschäftigt sich mit einer möglichen VVS-Tariferhöhung, allerdings ist sein Votum nicht bindend. Vor zwei Wochen hatte sich abgezeichnet, dass es einer Mehrheit der Regionalräte wichtiger ist, dass weiter in den Ausbau des Nahverkehrs investiert wird. Einig ist man sich mit den Landräten, dass wie von den Freien Wählern beantragt von einer Tariferhöhung die Tickets für Azubis, Studenten und Schüler ausgenommen werden.