Als Veranstalter des Impfsymposiums wird eine Homepage genannt. Hinter der steht laut Impressum Hans Tolzin, ein bundesweit bekannter Impfkritiker und Sympathisant der Querdenker-Bewegung. Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Die kommunale Filharmonie hat dem Ausrichter des sogenannten Stuttgarter Impfsymposiums mitgeteilt, von einem Vertrag für eine Veranstaltung zurückzutreten. Die Umstände weisen Parallelen zur Causa Daniele Ganser auf.

Das 13. Stuttgarter Impfsymposium wird möglicherweise nicht im Kultur- und Kongresszentrum Filharmonie in Filderstadt stattfinden. Die Geschäftsführung des kommunalen Eigenbetriebs hat gegenüber dem Veranstalter den Rücktritt vom bereits geschlossenen Vertrag erklärt, sagte der Oberbürgermeister Christoph Traub im Gespräch mit unserer Zeitung. Er beruft sich dabei auf die Veranstaltungsordnung der kommunalen Halle. „Das hat mit der Gesamthaltung von uns als Stadt im Zusammenhang mit Veranstaltungen in und um die Filharmonie zu tun“, sagt er. Man sei zum Ergebnis gekommen, dass die Rahmenbedingungen der Stadt das Recht geben, vom Vertrag zurückzutreten. Zum Inhalt der geplanten Veranstaltung äußerte er sich nicht.

In Summe bleibt Christoph Traub in seinen Äußerungen zurückhaltend. Bei der Durchsicht der Benutzungsordnung der Filharmonie stößt man beispielsweise auf diesen Passus: „Zeigt sich nach Abschluss des Mietvertrags, dass die Gefahr von Straftaten und Gewalttätigkeiten, die von der Veranstaltung selbst ausgehen oder mit ihr im Zusammenhang stehen, besteht, ist die Vermieterin berechtigt, (…) vom Vertrag zurückzutreten.“

Veranstalter wäre ein Sympathisant der Querdenken-Bewegung

Als Veranstalter des Symposiums wird eine Homepage genannt. Hinter der steht laut Impressum Hans Tolzin, ein bundesweit bekannter Impfkritiker, Sympathisant der Querdenker-Bewegung und Verfasser mehrerer Bücher. Auf seinem öffentlichen Facebook-Profil schreibt er unter anderem von „neuer Freiheit“ und von „Pandemie-Lüge“, in einem Youtube-Video sinniert er über eine nahende Wende, die Zukunft Deutschlands und der Welt. Die Gäste, die auf seinem dreitägigen Symposium sprechen sollen, lesen sich honorig. Etliche Doktor- und Professoren-Titel werden aufgeführt, darunter ist aber auch ein Arzt, der sich 2022 wegen der Ausstellung unrichtiger Masken-Atteste vor Gericht verantworten musste. Diverse Vorträge soll es zum Eintrittspreis von bis zu 350 Euro pro Person geben: „Die spirituellen Folgen der Corona-Impfung“, „Leichte und schwere Impfschäden nach Covid-Impfung in Statistik und Praxis“ oder auch: „Pandemie gesucht – und nicht gefunden?“

Die Querelen um die Filharmonie weisen gewisse Parallelen zur Causa Daniele Ganser auf. Seit Wochen schwelt im benachbarten Leinfelden-Echterdingen ein Streit. Auch dort geht es um eine Veranstaltung in einer städtischen Halle, zu der es Kritik hagelt. Der Schweizer Historiker Daniele Ganser, der in der Vergangenheit im Zusammenhang mit Verschwörungstheorien, Impfkritik und mindestens einer den Holocaust verharmlosenden Aussage aufgefallen war, will im Mai in der Filderhalle zum Ukraine-Krieg sprechen. Während der Oberbürgermeister Roland Klenk fest davon überzeugt ist, dass der Auftritt vom Grundgesetz nach Artikel 5 – freie Meinungsäußerung – gedeckt ist, geht ein breites Bündnis gegen die Zurverfügungstellung der kommunalen Bühne auf die Barrikaden. Zu der Angelegenheit in der Nachbarstadt möchte sich Filderstadts Rathauschef Christoph Traub nicht äußern. „Das steht mir nicht zu.“

Das Impfsymposium hat schon mehrmals in Filderstadt stattgefunden, jeweils vor dem Ausbruch der Coronapandemie. „Die Zusammenarbeit war jedes Mal vorbildlich, die Durchführung reibungslos“, teilt Hans Tolzin auf Anfrage mit. Er spricht von einer einseitigen und vertragswidrigen Kündigung des Mietvertrags durch die Stadt. Zur Begründung habe man ihm mitgeteilt, es habe vermehrt konkrete Hinweise auf Gegendemonstrationen gegeben, man müsse daher von Schäden durch Dritte ausgehen. „Wir sind derzeit noch dabei, die Fakten zu klären“, sagt Hans Tolzin dazu. Die Seite der Filharmonie, auf der für die Veranstaltung geworben wurde, ist derweil nicht mehr aufrufbar.