Schön, wer sich die Sanierung oder den Neubau eines Einfamilienhauses in Baden-Württemberg noch leisten kann. Foto: dpa/Carsten Rehder

Jahrelang kannten die Immobilienpreise im Südwesten nur eine Richtung: steil nach oben. Doch diese Entwicklung gehört erst einmal der Vergangenheit an, wie aktuelle Zahlen des Immobilienverbands IVD Süd für Baden-Württemberg zeigen.

Wer heute in Baden-Württemberg auf der Suche nach einer Wohnung ist, muss zwar weiter tief in die Tasche greifen. Doch die Preise im Südwesten fallen. Das geht aus dem am Dienstag in Stuttgart veröffentlichten Preisspiegel des Immobilienverbands IVD Süd hervor.

Seit dem vergangenen Herbst 2022 ist der Häusermarkt von Preisrückgängen etwas stärker als der Wohnungsmarkt betroffen. Im Durchschnitt der Großstädte Baden-Württembergs lagen die Preisabschläge bei Einfamilienhäusern bei minus 3,0 Prozent, bei Reihenmittelhäusern bei minus 2,8 Prozent und bei Eigentumswohnungen bei minus 2,4 Prozent (jeweils Bestandsobjekte mit gutem Wohnwert). In Reutlingen, Stuttgart und teilweise in Heilbronn wurden die höchsten Preiskorrekturen ermittelt.

Auf Eis gelegt

Auch die Bautätigkeit nahm spürbar ab. Stephan Kippes vom Marktforschungsinstitut des IVD belegte diese Entwicklung mit einer beeindruckenden Zahl zum Rückgang der Baugenehmigungen beim Wohnungsbau in der Landeshauptstadt: minus 32,6 Prozent! So wurden im abgelaufenen Jahr 2022 nach vorläufigen Zahlen des statistischen Landesamts lediglich 909 Wohneinheiten im Wohnbau in Stuttgart genehmigt, also knapp ein Drittel weniger als im Vorjahreszeitraum.

Eine ähnliche Tendenz sei auch in den anderen Städten Baden-Württembergs festzustellen, so Stephan Kippes. Vielerorts wurden vorhandene Neubauprojekte, unabhängig davon, ob Geschosswohnungsbau oder Einfamilienhäuser „auf Eis gelegt, da die Baukosten für die Bauträger nicht mehr kalkulierbar sind“.

Weil im Kaufbereich die Umsätze deutlich rückläufig sind, kommt es zu einer schwierigen Lage auf Mietwohnungsmarkt. Die Verlagerung der Nachfrage in Richtung des Mietwohnungsmarktes sei – angesichts der Zurückhaltung der Kaufinteressenten infolge rasant gestiegener Hypothekenzinsen für Wohnimmobilien – deutlich zu spüren. Während das Angebot am Wohneigentumsmarkt infolge der geringeren Kaufbereitschaft zunahm, verringerte sich das Angebot an Mietwohnungen noch weiter.

Zurückhaltung wegen Sanierungsstau

Ein weiteres Problem seien neben der Inflationsrate, den weiterhin hohen Bauzinsen und Materialkosten auch die Verunsicherungen angesichts des nun feststehenden energetischen Sanierungszwangs. Wer ein Bestandsobjekt kaufen will, muss wissen, wie hoch die tatsächlichen Sanierungskosten für eine moderne Heizungsanlage ausfallen werden, doch verlässliche Informationen sind nur schwer zu bekommen.

„Die Energieeffizienz wird immer häufiger nachgefragt“, berichtete Stephan Kippes. Viele warten deswegen ab und beobachten den Markt, in der Hoffnung auf weiter fallende Preise. Wer nicht warten kann, der muss mieten. Die Prognose der Marktforscher vom IVD klingt daher weniger zuversichtlich: Die Mieten werden wahrscheinlich auf lange Sicht steigen, und zwar „extrem“.