Tommy Primorac alias Immo Tommy erreicht mit seinen Inhalten allein auf Instagram 849 000 Follower. Foto: IMAGO/Arnulf Hettrich

Sogenannte Finfluencer geben in den sozialen Medien Tipps, wie man sein Geld am besten vermehren kann. Das fruchtet vor allem bei 18- bis 45-Jährigen. Nicht wenige haben auf Empfehlung von Finfluencern bereits Geld investiert.

Finanzprodukte über die sozialen Medien kaufen? Für viele Menschen unvorstellbar. Fälle wie der des Finanz-Influencers „Immo Tommy“ zeigen: Die Skepsis ist mehr als berechtigt. Immerhin sollen Nutzer im Fall von „Immo Tommy“ auf Empfehlung des Social-Media-Stars Schrottimmobilien gekauft und dabei eine Menge Geld verloren haben.

Doch so abwegig ist die Idee von Investments über die sozialen Netzwerke gar nicht. Viele junge Menschen nutzen Social-Media-Plattformen schon allein, um sich zu informieren, wenn sie ihr Geld investieren wollen. Das hat eine Studie der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) herausgefunden, die im September veröffentlicht worden ist. Dafür befragte die Bafin 1000 Menschen im Alter von 18 bis 45 Jahren, die in den vergangenen zwei Jahren Geld angelegt oder investiert haben.

Viele informieren sich über Finfluencer

Laut der Studie halten 60 Prozent der Befragten soziale Medien für eine gute Alternative zur professionellen Beratung. Dabei halten sie sich häufig an sogenannte Finfluencer. Gut die Hälfte der Befragten gab an, sich schon einmal mithilfe solcher Influencer über Finanzthemen informiert zu haben. Der Großteil habe dabei auch wahrgenommen, dass die Influencer in ihren Beiträgen Anlagetipps geben – meist zu Aktien oder Kryptoinvestments.

Doch junge Menschen informieren sich nicht nur über soziale Medien und Finfluencer: Etwa ein Fünftel der Befragten gab an, Produkte direkt über einen Link gekauft zu haben, den Finfluencer in ihren Beiträgen veröffentlichten. Knapp zehn Prozent kauften das Produkt ebenfalls, jedoch nicht über den Link des Influencers.

Was vielen dabei offenbar nicht klar ist: Influencer bekommen für ihre Empfehlungen Geld. Laut Bafin-Studie war sich gut ein Drittel der befragten Anleger dessen nicht bewusst. Selbst 15 Prozent derjenigen, die Produkte unmittelbar über einen Finfluencer gekauft hatten, wussten nach eigenen Angaben nichts von solchen Provisionen.

Nutzer müssten aber nach Informationen der Verbraucherzentrale schon auf den ersten Blick erkennen können, dass es sich um Werbung handelt. Kritiker fordern deshalb mehr Transparenz und Regulierung. Im Frühjahr hatten beispielsweise Politiker der Grünen gefordert, dass Influencer unter anderem bei der Vermarktung von Finanzprodukten strenger reguliert werden müssten. Auch Verbraucherschützer warnen schon seit geraumer Zeit vor unseriösen Angeboten im Internet. Laut Bafin-Studie würden sich auch junge Menschen in diesem Bereich mehr Schutz wünschen.

Wer soziale Medien nutzt, streut sein Geld breiter

Doch abgesehen von riskanten Investments hat die Social-Media-Nutzung junger Leute weitere Auswirkungen auf ihr Anlage-Verhalten: Wer sich in sozialen Medien informierte, steckte sein Geld in den vergangenen beiden Jahren in unterschiedliche Anlageformen – und streute die Ersparnisse damit breiter als andere. Auch investierten diejenigen, die soziale Medien nutzen, eher in Kryptowerte als andere.

Für Kryptoinvestments ließen sich laut Studie vor allem Angehörige der Generation Z (zwischen 1997 und 2012 geboren) begeistern. Die Generation Y (1981 bis 1996) steckt ihr Geld vor allem in Tagesgeld und Festgeld. Überhaupt erlebe Krypto eine Hochphase: Knapp ein Drittel der Befragten gab an, in solche Werte investiert zu haben. 2022 waren es laut Bafin in den Generationen Y und Z noch zehn Prozent gewesen.