In der Türkei bekommen radikale Islamisten immer mehr Oberwasser. Die Regierungspartei AKP will islamisch-konservative Wähler mobilisieren.
Das Verbot kam wie immer im letzten Moment. Sechs Tage vor dem Start untersagten die türkischen Behörden das Zeytinli-Rockfestival, zu dem in dieser Woche Hunderttausende Fans aus der ganzen Türkei erwartet wurden. Einspruch zwecklos, wie den Veranstaltern nach vielen ähnlichen Verboten in diesem Sommer klar war. In der Türkei ist es still geworden: Musik ist landesweit ab ein Uhr morgens verboten, Konzerte und Musikfestivals werden reihenweise untersagt. Indem sie Musik und Lebensfreude als sittenwidrig dämonisiert, will die Regierungspartei AKP islamisch-konservative Wähler motivieren, trotz der wirtschaftlichen Misere zu ihr zu halten. Radikalislamische Gruppen erkennen die Gunst der Stunde und setzen weitere Verbote gegen westliche Musik und Jugendkultur durch.
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