An der Kampagne „The Länd“ kommt niemand vorbei – jetzt prangt das Logo sogar auf dem Riesenrad am Schlossplatz. Doch in Stuttgart wird das mit gemischten Gefühlen aufgenommen.
Stuttgart - Eine bessere Werbefläche gibt es derzeit in Stuttgart wahrscheinlich nicht: Seit Freitagnachmittag steht auf dem Riesenrad vor dem Neuen Schloss in schwarzer Schrift auf gelbem Grund: „The Länd“. Die Imagekampagne des Landes Baden-Württemberg, um die in den vergangenen Tagen viel Geheimniskrämerei betrieben worden war und deren Sinn und Zweck heute enthüllt wurde, nimmt Fahrt auf.
Unter dem Riesenrad wurde zeitgleich der Merchandise-Shop zur Kampagne in einem mobilen Container aufgestellt, wo es allerlei Zeug mit „The Länd“-Logo zu kaufen gibt. Doch die ersten Reaktionen zu dem neuen Label, das Baden-Württemberg als Wirtschaftsstandort attraktiver machen will, sind nicht nur positiv.
„Wir sind hier in Schwaben“
„Ich finde das unmöglich“, sagt Heinrich Schütz, der auf dem Schlossplatz steht und etwas ungläubig zum Riesenrad hochschaut. „Wir sind hier in Schwaben, da muss man nicht alles ins Englische übersetzen“, so der 69-Jährige Rentner aus Stuttgart weiter.
Auch Roswita Fiechtner (73) ist nicht besonders angetan, aber aus anderen Gründen. Sie und ihr Mann verfolgen die Kampagne, die häppchenweise öffentlich gemacht wurde, schon seit einigen Tagen. „Das ist doch rausgehauenes Geld“, sagt die Rentnerin aus Stuttgart-Botnang. Über 20 Millionen Euro soll die Kampagne kosten, „wir haben so viele andere Probleme im Land.“ Außerdem sei der Slogan „nicht besonders originell.“
Lesen Sie hier: Kretschmann vergleicht sein Englisch mit dem von Oettinger
Jüngere Beobachter scheinen etwas milder mit der Kampagne ins Gericht zu gehen, so der Momenteindruck. „Ich finde den Slogan cool“, sagt Dominik Wenske. Der 30 Jahre alte Psychologe aus Stuttgart-West sei das erste Mal an einer Bahnhaltestelle über „The Länd“ gestolpert und gleich neugierig gewesen.
Fast jeder hat schon von „The Länd“ gehört
Dem Grafiker Mathias Uhlig, der in Stuttgart-Plieningen wohnt, ist nicht ganz klar, was die Kampagne bezwecken soll. „Mir fehlt so ein bisschen die Begleitung, was da beworben werden soll“, sagt der 30-Jährige. Aber das ist ja auch erst seit Freitagvormittag bekannt.
Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Abschied vom Ländle-Image
Was die Kampagne, bei der die Werbeagentur Jung von Matt federführend war, auf jeden Fall geschafft hat: „The Länd“ ist in aller Munde. Jeder der Befragten am Schlossplatz hat schon einmal irgendetwas davon gehört. Ob „The Länd“ wie vorgesehen über Baden-Württemberg hinaus strahlt und sich als Marke für den Standort sogar im Ausland etablieren wird, ist damit aber noch nicht gesagt.