„Männer zicken anders“ findet der Link Michel aus Neuffen. Foto: Andreas Kaier - Andreas Kaier

Männer zicken anders – das will der schwäbische Kabarettist Link Michel mit seinem neuen Programm „Zickige Böcke“ beweisen.

NeuffenAls Single ist Familienmensch Link Michel wieder auf der Suche. Er lernt selbst dann charmante Damen kennen, wenn er mit seinem Labrador Gsälz spazieren geht. Doch wenn sich die Vierbeiner ankläffen, gerät auch der Beziehungsstatus der „schwäbischen Schwertgosch“ schnell wieder durcheinander. Im urigen Zehntkeller in Neuffen stellte der Kabarett- und Comedykünstler sein neues Programm vor, das den vielversprechenden Titel „Zickige Böcke“ trägt. An drei Abenden hintereinander war die neue Show ausverkauft.

Auf der kleinen Bühne im Kellergewölbe bei der Kelter besinnt sich der Neuffener, der sich mittlerweile auch zum Ü-50-Zirkel zählen darf, wieder ganz auf das, was seine Kunst so besonders macht. Scheinbar belanglose Alltagsgeschichten reflektiert er nicht nur lustvoll. Indem er sich und den anderen aufs Maul schaut, spürt er die großen und kleinen Beziehungskrisen auf – und zeigt sodann mit grandiosem Wortwitz, wie überflüssig die doch eigentlich sind. Denn bei Michael Klink alias Link Michel wird Harmonie groß geschrieben.

Verbannt vom Gartengrill

Die sucht der stolze Vater auch mit seinen drei mittlerweile erwachsenen Töchtern. Beim gemeinsamen Grillen sind jetzt auch die künftigen Schwiegersöhne dabei. Dass die den Link Michel kurzerhand ins Abseits stellen und die Steaks samt veganen Alternativen selbst aufs Feuer legen, findet der Papa gar nicht lustig. Gnadenlos führt er dem staunenden Publikum vor Augen, wie die jungen Männer mit ihrem Gockelgehabe bei den Töchtern punkten. Gut, dass er bei der Jüngsten immerhin noch gebraucht wird, wenn er beim gemeinsamen Shopping-Wochen-end-Trip wieder mal die Kreditkarte zücken darf. Mit ungebremster Energie erzählt der Kabarettist Geschichten, bei denen sich viele im Publikum ertappt fühlen. Bei Link Michel wird selbst die Midlife-Crisis zum Vergnügen.

Mit einer faszinierenden Lichtshow stimmte die Atmosphäre im urigen Kellergewölbe. Ansonsten konzentriert sich der Link Michel aber ohne viel Tamtam auf seine Wortkunst, die herrliche Widerhaken hat. Atemlos raste der schwäbische Wortkünstler nicht nur durch die eigene Familiengeschichte. Männer und Frauen, die bei Parship und auf anderen Kanälen neue Lebensabschnittsgefährten suchen, zieht der Kleinkünstler mit einer Ehrlichkeit durch den Kakao, die manchmal weh tut. „Männer zicken anders“ heißt der Untertitel des Programms, bei dem beide Geschlechter ihr Fett wegbekommen. Weil er seine eigenen Macken auch aufs Korn nimmt, ist seine Kleinkunst so überzeugend. Mit dem Parshippen sei er durch, unkt der Link Michel – und offenbart da seinen pechschwarzen Humor. Was sollte er da wohl inserieren? Den 51-Jährigen, der eine Partnerin fürs Doppelgrab sucht, wolle wohl niemand mehr.

Statt der Ehefrau, mit der Link Michel in früheren Programmen seine lustvollen Kämpfe führte, schießt er jetzt seine satirischen Pfeile auf eine Freundin. Die verbannt den Schnarcher kurzerhand vom Wasserbett auf die Couch. Da allerdings muss der neue Partner seinen Platz auch erst mal behaupten, denn da sitzt ihr Sohn noch zu später Stunde, dumpf vertieft in die peinliche TV-Show „Dschungelcamp“. Michels dezente Hinweise versteht er nicht. Da bemerkt der ironisch: „I sott halt en Hammer han, damit i d’ Hering fürs Zelt en dr Balkon haua kann.“ Hoffnungen, dass der Junge das Sofa endlich räumt, verpuffen in Ignoranz „Was soll I saga, der hot en Hammer g’holt!“. An Schlaf ist in solchen Patchwork-Konstellationen schwerlich zu denken.

Die „Alpha-Kevins“

Lustvoll fabuliert Link Michel in „Zickige Böcke“ über die „Alpha Kevins“, die bei Rewe völlig cool 20 Kondome aufs Kassenband legen. Er selbst geht aber gelassen mit den Zipperlein seines Alters um. Denn seine Töchter halten ihn jung. „Wir verhütet man eigentlich in Deinem Alter?“, hat ihn eine mal gefragt. „Gar nicht“, antwortete der Papa prompt. „Von Erinnerungen wird man nicht schwanger.“

Mit der jungen Generation geht der Kabarettist mit der ihm eigenen Direktheit ins Gericht. Über die Klimaschutzbewegung „Fridays for Future“ kann er nur müde lächeln. Er habe einst eine ganze Woche lang die Schule geschwänzt, ohne mit der Wimper zu zucken. „Hefeweizen vor Future“ habe man das damals genannt. Peinlich wurde es, als seine Mutter den Gymnasiasten mal in der Nürtinger Fußgängerzone erwischte. „Entschuldigung, aber Sie misset mi verwechsla“, sagte der Sohn und ging seines Weges. Abends beim Klingeln antwortete die Mutter: „Tut mir leid, ich kenn’ Sie net!“ Schlagfertigkeit liegt bei Familie Klink in den Genen.

Link Michels neues Programm „Zickige Böcke“ ist am Freitag, 10. Januar, ab 20 Uhr im Landgasthof Hirsch in Schanbach zu sehen. Karten kosten inklusive Abendessen 34 Euro. Weitere Informationen und Reservierung: www.aichwald-hirsch.de Der Auftritt in der Kronen Komede am Samstag, 18. Januar, ist bereits ausverkauft – ebenso der Auftritt bei den Galgenstricken am 24. Januar. Für die Auftritte im Schlachthofbräu Nürtingen vom 14. bis 16. Februar gibt es noch Karten zum Preis von 19,80 Euro. Beginn ist freitags und samstags um 20 Uhr, sonntags um 19 Uhr: www.schlachthofbraeu.de