Am Seil geht es die Brücke hinab. Fotos: Greppo Quelle: Unbekannt

Von Lorena Greppo

Am Seil eine Brücke hinabhüpfen, über Felsbrocken im Flussbett kraxeln und im Raftboot durch das Wasser paddeln - Wer Entspannung sucht, ist beim Adventure-Tag im Murgtal im Nordschwarzwald falsch. Hier kommen stattdessen Abenteurer und Sportbegeisterte auf ihre Kosten.

Startpunkt für die Tour ist eine 15 Meter hohe Brücke nahe Raumünzach, einem Wohnplatz der Gemeinde Forbach. Um mit der Flussbettwanderung beginnen zu können, müssen die Teilnehmer also erst einmal nach unten kommen - nur wie? Die Mitarbeiter von Adventure World packen Gurte, Seile und Karabinerhaken aus. Abseilen ist angesagt. Hier schlucken die von Höhenangst Geplagten und fragen nach, ob man nicht doch einen anderen Weg nehmen könnte. Kann man, aber der ist viiieeel gefährlicher, sind die Guides überzeugt. Schließlich sei man auf dem direkten Weg nach unten gut abgesichert und man sei schon unten, bevor man sich überhaupt Sorgen machen kann. Tatsächlich lassen sich dann doch alle Teilnehmer der 13-köpfigen Gruppe abseilen - nach hinten lehnen, die Hände am Seil, die Knie durchstrecken und entweder rückwärtslaufen oder mit kleinen Sprüngen von der Mauer abstoßen. Man ist sich einig: Das war ja gar nicht so schlimm. Im Gegenteil, Spaß hat es gemacht.

Dann kann es losgehen mit der Wanderung. Die Herausforderung besteht darin, auch nach etwa anderthalb Stunden im Flussbett noch trockene Füße zu haben. Auf der sicheren Seite sind die, die sich etwas weiter am Rand des Flusses halten. Sie schlagen sich durch die Pflanzenwelt rund um die Murg und müssen an manchen Stellen schon beinahe klettern. „Ich fühle mich fast schon wie in diesem Film mit Leonardo DiCaprio, ,The Revenant’“, kommentiert eine Teilnehmerin die Kraxelei durchs Gelände. Andere wählen einen Weg nahe des Wassers. Dort besteht die Gefahr, von einem der Gesteinsbrocken zu rutschen und im teils hüfttiefen Wasser zu landen.

Die Sonne versteckt sich hinter den Wolken und das ist wahrscheinlich umso besser, denn ins Schwitzen gerät man auch so. Es geht über große Felsbrocken, glitschige, moosbedeckte Steine und umgefallene Bäume. Bald entspinnt sich eine lebhafte Unterhaltung über geeignetes Schuhwerk. In unregelmäßigen Abständen wird diese durch Huchs, Ahs und Igitts unterbrochen, wenn ein Teilnehmer seinen Fuß ins Wasser gesetzt hat. Größere Badeeinlagen und Verletzungen bleiben glücklicherweise aus. Am Ziel der Wanderung, einer weiteren Brücke, angelangt, soll die Gruppe nun schätzen, wie lang die zurückgelegte Strecke wohl sei. „Ach, anderthalb Kilometer waren das sicherlich“, sagt eine Frau. „Mehr!“, kommt die Antwort von einem Familienvater. „Was meinst du, 2,5 Kilometer?“, wendet er sich an seinen Sohn. Der zuckt mit den Achseln. Tatsächlich war es beträchtlich weniger - gerade einmal 750 Meter ist die bewältigte Strecke lang. Bei ungefähr anderthalb Stunden Wanderung scheint das nicht gerade viel zu sein, durch das steinige Gelände ist aber ein hohes Marschtempo schlicht nicht möglich. Zunächst wird eine kurze Pause inklusive Mittagessen eingelegt.

Ein wenig mehr Geschwindigkeit verspricht der nächste und abschließende Programmpunkt: das Soft-Rafting. Ausgerüstet mit Neoprenanzügen, Schwimmwesten, Helmen und Paddeln teilt sich die Gruppe in drei Bootsbesatzungen auf. Die vorderen Insassen knien im Boot, der hinterste sitzt auf dem Rand. Er soll die Rolle des Steuermanns übernehmen und dafür sorgen, dass das Boot nicht auf einen Felsen aufläuft. Was sich einfach anhört, entpuppt sich als Herkules-Aufgabe. Unkoordinierte Ruderer, kleine Stromschnellen, die kurze Reaktionszeit - im ersten Durchgang bleibt jedes der drei Boote mindestens einmal stecken und wird unter großem Jubel von anderen überholt.

Schon nach der ersten Fahrt sind die Teilnehmer durchnässt. Das Wasser schwappt über den Bootsrand und immer wieder muss jemand aussteigen und das Gefährt aus einer Enge befreien. Am Ende der 250 Meter langen, anfängerfreundlichen Strecke angekommen, werden die Boote aus dem Wasser gehoben und wieder zum Anfang getragen, sodass das Ganze wieder von vorn losgehen kann. Das Rafting ist anstrengend und von Anfang bis Ende eine Teamaufgabe. Nur wenn alle mitziehen, gelingt das Navigieren. Und jeder findet seine Rolle. So wird in einem Boot schon nach der zweiten Fahrt der Steuermann ausgetauscht, weil dieser seine Ansagen einfach nicht mit der nötigen Bestimmtheit vorgebracht hat. Seine Nachfolgerin gibt lautstark ihre Kommandos weiter: „Jetzt alle links rudern!“, ist weithin zu hören. Zwei Teilnehmerinnen versuchen eine Fahrt zu zweit und sind überrascht, wie gut sich das Boot steuern lässt, wenn es leichter im Wasser liegt.

Nach gut fünf Stunden voller Abenteuer werden die 13 Teilnehmer erschöpft, vollkommen durchnässt und mit einem Lächeln auf den Lippen nach Hause entlassen.

Tipps und Informationen

Anfahrt: Das Murgtal erreicht man mit dem Auto aus der Region Stuttgart/Esslingen am schnellsten über die A 8 bis Dreieck Karlsruhe und weiter über die A 5 Richtung Basel bis zur Ausfahrt Rastatt. Von dort geht es noch etwa 40 Kilometer auf der B 462 durch Gaggenau, Gernsbach und Forbach. Für die 135 Kilometer ab Esslingen sollte man etwa eindreiviertel Stunden einplanen. Alternativ ist auch eine Route durch den Schwarzwald über Gärtringen, Neubulach und die B 294 möglich.

Ausrüstung: Für die Flussbettwanderung ist festes Schuhwerk gefragt, am besten Wander- oder Trekkingschuhe. Für das Rafting wird zu T-Shirt, kurzer Hose und Schuhen, die nass werden dürfen geraten. Flip-Flops sind nicht erlaubt. Da die Kleidung und das Schuhwerk beim Rafting nass werden, braucht man für danach trockene Ersatzkleidung.

Veranstalter: Der Adventure-Tag wird als Gesamtpaket von der Firma Adventure World angeboten. Er beinhaltet das Abseilen von einer 15 Meter hohen Brücke, eine geführte Flussbettwanderung entlang der Murg und das Paddeln mit Raftbooten. Der ganze Adventure-Tag kostet dann inklusive Mittagessen und einem Getränk 35 Euro (ermäßigt 30 Euro) und ist für Kinder ab etwa sechs Jahren geeignet. Auch einzelne Programmpunkte sind buchbar. Anmeldung und weitere Informationen unter Tel. 070 83/932 47 99, E-Mail: info@murgtal-arena.de

www.murgtal-arena.de