Nach der Rodung von sechs Bäumen am Stuttgarter Rosensteinpark muss die Deutsche Bahn ein neues Habitat für den ursprünglich dort ansässigen Juchtenkäfer bereitstellen.
Stuttgart/Waldenbuch (dpa/lsw)Auf einer Fläche von insgesamt zwölf Hektar lässt die Deutsche Bahn im Naturpark Schönbuch (Kreis Böblingen) Lebensräume für den Juchtenkäfer schaffen. Das Projekt ist auf mehrere Jahre angelegt und kostet den Konzert mindestens 400 000 Euro, wie ein Sprecher am Dienstag mitteilte. Dabei handele es sich um Auflagen für Rodungen im Zuge des Bauprojekts Stuttgart 21, wie Bahn-Sprecher Jörg Hamann sagte.
Der Juchtenkäfer ist sehr selten und steht unter EU-Schutz. Die Bahn hat am Stuttgarter Rosensteinpark zum Bau neuer Tunnel sechs Bäume gefällt, an denen sein Vorkommen angenommen wurde. Dazu benötigte sie eine Sondergenehmigung der Europäischen Kommission. Bedingung der EU für die Genehmigung waren Ausgleichsmaßnahmen, um dem Juchtenkäfer Lebensraum zu bieten. Im Schönbuch gibt es bereits Populationen der seltenen Käferart. Ihr Habitat soll jetzt zwischen Waldenbuch und Schönaich vergrößert und gesichert werden. Das Bahn-Unternehmen lässt die Arbeiten zusammen mit dem Forstamt des Landkreises Böblingen durchführen. Dort werden nun unter anderem Bäume mit Höhlen versehen, damit sich noch mehr der Tiere ansiedeln.
Mögliche Juchtenkäfervorkommen hatten seit Beginn der umstrittenen Tieferlegung des Stuttgarter Hauptbahnhofs bereits mehrfach für Wirbel gesorgt. 2016 hatte die Bahn zum Ausgleich für gefällte sogenannte Juchtenkäferverdachtsbäume zwei neue Platanen im Schlossgarten pflanzen lassen. Bei den Fällarbeiten im Februar 2018 war eine Flasche mit Käferkot gefunden worden. Die Bahn verdächtigt Projektgegner, sie ausgelegt zu haben, um den Umbau zu behindern. Der Konzern erstattete Anzeige, die Staatsanwaltschaft Stuttgart erkannte aber keinen Straftatbestand und nahm keine Ermittlungen auf.