Vom Hauptbahnhof zum Neuen Schloss: Queen Elizabeth II. fuhr vorne, Prinz Philip folgte im Wagen dahinter. Foto: dpa/Manfred Rehm

Die Queen trug Gelb und Hütchen: 1965 besuchten Elizabeth II. und Prinz Philip auf ihrer ersten Deutschlandreise auch Stuttgart. Ein Blick zurück.

Stuttgart - Goodbye, Prinz Philip! Nicht nur das Vereinigte Königreich nimmt Abschied vom Duke of Edinburgh, der am Freitag im biblischen Alter von 99 Jahren gestorben ist – es scheint, als nehme die ganze Welt Anteil. Fast jeder hat eine Anekdote, eine Erinnerung an den Prinzgemahl, der sagenhafte 73 Jahre an der Seite der Queen stand, beziehungsweise die sprichwörtlichen zwei Schritte hinter ihr. Bei seinen Trips um den Erdball war Prinz Philip immer für einen – mehr oder minder geschmackvollen – Scherz oder eine Pointe gut.

Es gibt vermutlich kaum einen Ort auf dieser Erde, den Queen Elizabeth II. und Prinz Philip in ihren 73 Jahren Ehe nicht bereitst hätten. Auch Stuttgart kam am 24. Mai 1965 in den Genuss eines Besuchs des königlichen Paares: Damals fuhren die Königin und Prinz Philip mit dem Mercedes 600 Pullmann durch Stuttgarts Straßen.

Ihr erster Besuch in Deutschland

Elizabeth II. war damals 39 Jahre alt, ihr jüngster Sohn Edward hatte gerade seinen ersten Geburtstag gefeiert. Es war ihr erster Besuch in Deutschland und die erste Staatsvisite eines britischen Monarchen in Deutschland seit 1909. Dazwischen hatten zwei Weltkriege Deutsche und Briten entzweit. Der Besuch der Queen 20 Jahre nach Kriegsende war für die Bundesrepublik der Adelsschlag.

Philip sprach fließend Deutsch: Der Prinz aus dem Hause Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg hatte ein Jahr seiner Schulzeit im weltbekannten Internat Salem am Bodensee verbracht.

Mit dem Zug kamen die britische Königin und ihr Mann an dem Maitag 1965 am Stuttgarter Hauptbahnhof an. Sie trug Gelb und Hut, er einen schmalen dunklen Anzug. Am Gleis wurde ein roter Teppich ausgelegt, den die Queen abschritt. An ihrer Seite: Baden-Württembergs damaliger Ministerpräsident Kurt-Georg Kiesinger, der den hohen Besuch in Empfang genommen hatte.

Fähnchen mit dem „Union Jack“

500.000 Schaulustige säumten die Straßen, schwenkten Fähnchen mit dem „Union Jack“ und machten sich lang, um einen Blick auf Elizabeth zu erhaschen. Diese fuhr im Fond der Staatslimousine stehend durch den Stuttgarter Kessel. Neben ihr erneut Kiesinger - Prinz Philip folgte in einem separaten Wagen. Nach einem Empfang samt Bankett im Neuen Schloss wurde der Königin im Stuttgarter Fernsehturm von Oberbürgermeister Arnulf Klett das Goldene Buch der Stadt zur Unterschrift vorgelegt.

Viele Legenden ranken sich um den Staatsbesuch. So soll die Erde um den Fernsehturm grün angemalt worden sein, weil der Rasen nur spärlich spross. Im Reich der Phantasie ist indes wohl diese Anekdote zu verorten: In Marbach am Neckar, Elizabeths Station nach Stuttgart, soll die Queen die Frage „Where are the horses?“ gestellt haben. Angeblich habe die pferdebegeisterte Königin lieber die Rösser der weltbekannten Gestüts Marbach als Schillers Geburtsstadt besichtigen wollen. Alexa Hennemann, Sprecherin des Deutschen Literaturarchivs, weiß: „Es ist nach allen Recherchen ein Gerücht.“ Aber doch ein sehr hübsches.