Unbekannte haben in Esslingen eine illegale Mountainbike-Strecke angelegt. (Symbolbild) Foto: dpa

Unbekannte Biker haben selbst davor nicht zurückgeschreckt, historische Grenzsteine auszugraben und damit ihre Schanzen zu befestigen. Im Grafenwald und im Gewann Kirschenbuckel hat die Stadt illegale Mountainbike-Strecken entdeckt. Sie sind nicht nur für die Natur eine Bedrohung, sondern bringen auch Radfahrer und Fußgänger in Lebensgefahr.

Esslingen - U

nbekannte haben im Stadtwald Esslingen in einem Waldschutzgebiet des Grafenwaldes einen mehrere Hundert Meter langen Mountainbiketrail mit zahlreichen Bauwerken angelegt. In diesem Bereich wurden in der Vergangenheit immer wieder Waldflächen unerlaubt befahren. Neben der Hauptstrecke, an der zahlreiche Sprünge und Steilkurven entstehen, wird bereits an Nebenstrecken gebaut. Einige der Biker greifen auch direkt in den Wald ein, indem sie Rampen bauen und an mehreren Stellen Erde abgraben, um die Trails zu optimieren. „Kettensäge, Spaten und Spitzhacke gehören für viele zur Standard-Ausrüstung“, so Jens Denzinger, der stellvertretende Revierleiter der Stadt Esslingen. Teilweise würden in diesem Gebiet sogar historische Grenzsteine ausgegraben, um Schanzen zu befestigen.

Die Ausfahrt der Strecke befindet sich im Bereich eines schmalen Albvereinswanderwegs entlang des Hainbachs, auf dem eigentlich keine Fahrräder fahren dürfen. Laut zahlreichen Beschwerden von Fußgängern, soll es dort bereits zu einigen Beinahe-Zusammenstößen mit Waldbesuchern, die unter anderem mit Kindern unterwegs waren, gekommen sein. Die ohne Zustimmung des Grünflächenamtes und des Kreisforstamtes angelegte Strecke befindet sich in einem einzigartigen Waldbestand mit über 150 Jahre alten Bäumen, in dem seit Jahrzehnten keine forstliche Nutzung mehr stattgefunden hat, heißt es in der Pressemitteilung der Stadtverwaltung.

Dieser Waldteil ist aufgrund seines Alters, zahlreicher Baumhöhlen und abgestorbener Bäume zu einem Refugium für streng geschützte Tierarten wie Spechte oder Fledermäuse geworden und wurde aus diesem Grund als Ausgleichsfläche für den Bau der legalen Mountainbikestrecke ESNOS 2.0 ausgewählt.

Durch den hohen Totholzanteil sei das Befahren der Waldfläche lebensgefährlich, da auch ohne besondere Witterungseinwirkungen jederzeit Äste abbrechen oder Bäume umstürzen können, warnt die Stadt. Ebenso wurde im Gewann Kirschenbuckel quer durch den Bestand ein Parcours mit Abgrabungen und Bauwerken aus Holz angelegt.

Das Befahren von Waldflächen außerhalb von Wegen ist nach dem Landeswaldgesetz grundsätzlich verboten und kann auch vom Waldbesitzer aus haftungsrechtlichen Gründen nicht erlaubt werden. Die Zwei-Meter-Regel gilt auch nicht für Rückegassen, da diese keine Wege im Sinne des Gesetzes sind und zur Waldfläche gehören.

Schon vor einigen Jahren hat sich die Stadt Esslingen gemeinsam mit den Radsportgruppen zweier Esslinger Vereine für die Schaffung von legalen Möglichkeiten des Mountainbikings in ihrem Wald entschieden. Mit der Mountainbikestrecke ESNOS 2.0 in der Nähe des Jägerhauses und dem Bikepark in Berkheim gibt es bereits hervorragende Möglichkeiten für Biker im Stadtwald. Das Ende der illegalen Befahrung des „Grafenwaldes“, das von den Bikern der ESNOS mitgetragen wird, war eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass die ESNOS 2.0 überhaupt genehmigt und gebaut werden konnte.

Das Grünflächenamt hat die illegalen Strecken im Grafenwald und Kirschenbuckel abgesperrt und wird nun mit dem Rückbau beginnen.