Sei acht Jahren bremst eine sogenannte Zuflussregelungsanlage an der Anschlussstelle Plattenhardt die Autos aus. Aber auch diese Anlage verhindert tägliche Staus auf der B 27 nicht. Foto: Archivfoto Roberto Bulgrin - Archivfoto Roberto Bulgrin

Wer auf der B 27 nach oder von Stuttgart unterwegs ist, steht zwischen Aichtal und der Auffahrt zur A 8 regelmäßig im Stau. Um diese Situation schnell zu beenden, fordern die IHK Region Stuttgart und die IHK Reutlingen einen schnellen sechsspurigen Ausbau der B 27.

Kreis EsslingenDie Industrie- und Handelskammern Region Stuttgart und Reutlingen fordern ein schnelles Planfeststellungsverfahren und einen baldigen Ausbau der B 27 zwischen Aichtal und der A 8 auf Höhe der Anschlussstelle Echterdingen.

Die Verkehrssituation auf dem Teilstück der B 27 sei für Pendlerinnen und Pendler völlig unbefriedigend, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Wer dort fährt, muss regelmäßig mit Stau rechnen. Passiert dann noch ein Unfall, kommt der Verkehr schnell zum Erliegen. „Trotz starker Pendlerverflechtungen zwischen den Regionen und hohem Fahrzeugaufkommen ist es nicht gelungen, die Verkehrssituation zu verbessern“, sagt Johannes Schmalzl, Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart. Laut automatischer Straßenverkehrszählung hat in den vergangenen 20 Jahren die Verkehrsstärke am Echterdinger Ei um rund 40 Prozent zugenommen. Die Straßenkapazität sei aber weitgehend gleich geblieben.

Die beiden IHKs setzen sich deshalb dafür ein, dass der im Bundesverkehrswegeplan vorgesehene sechsspurige Ausbau samt temporärer Seitenstreifenfreigabe „dringend vorangebracht wird“. Derzeit ist der Planfeststellungsbeschluss für Ende 2024 vorgesehen. Bau und Fertigstellung würden also noch Jahre benötigen. „Wir brauchen unbedingt mehr Geschwindigkeit im Planungsprozess. Die fertige Strecke wird eine deutliche Entlastung bringen“, so der Reutlinger IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Epp. „Expresso“ steht im Stau

Dass eine Reduktion der Staus „ in hohem Maße notwendig ist“, zeige das Beispiel der Schnellbuslinie „Expresso“ von Reutlingen zum Stuttgarter Flughafen. „Gerade zu den Hauptverkehrszeiten ist die Fahrzeit für uns kaum kalkulierbar“, klagt Mark Hogenmüller, Geschäftsführer der Reutlinger Stadtverkehrsgesellschaft. Er spricht sich für einen Ausbau der B 27 aus. „Eine damit verbundene Freigabe der Standspur für den ÖPNV zwischen dem Aichtalviadukt und der Anschlussstelle Echterdingen würde die Pünktlichkeit deutlich verbessern.“

Aus Sicht der beiden IHKs wäre es als Anreiz für eine umweltfreundlichere Mobilität möglich, nicht nur den ÖPNV, sondern auch Fahrgemeinschaften und Fahrzeuge mit E-Kennzeichen zu privilegieren, indem denen zumindest in den Hauptverkehrszeiten eine eigene Fahrspur je Richtung zur Verfügung stehen würde.

Die Daten aus dem Bundesverkehrswegeplan zeigten, dass der Ausbau der B 27 aus Umweltgesichtspunkten insgesamt vertretbar erscheint. Sie gehen von einer Veränderung der Abgasemissionen von zusätzlich etwas mehr als 6000 Tonnen CO2 pro Jahr aus.

ÖPNV als Teil der Lösung

Bei ihrer Forderung nach einer besseren Verbindung zwischen den Regionen Stuttgart und Neckar-Alb schauen die beiden Industrie- und Handelskammern aber nicht nur auf die Straße. „Wichtiger Bestandteil ist der Öffentliche Personennahverkehr“, heißt es in der Mitteilung. Die Bahnverbindung über das Neckartal sei derzeit ebenfalls am Anschlag ihrer Leistungsfähigkeit und kann zu den Hauptverkehrszeiten kaum mehr Reisende aufnehmen. „Wir versprechen uns viel von Filderbahnhof, Stuttgart 21 und der Großen Wendlinger Kurve, die das Neckartal kreuzungsfrei an den Hauptbahnhof anschließt“, sagt Epp. „Die Pendler bekommen eine Alternative, auch wenn ein Taktausbau nicht alle Probleme lösen wird.“

„Insgesamt ist es Zeit, die Verbindung zwischen der Region Stuttgart und der Region Neckar-Alb auf die politische Tagesordnung zu bringen“, so Schmalzl. „Die Verkehrsqualität für Pendler auf Straße und Schiene muss deutlich besser werden. Der Ausbau der Bahnstrecke ist im Gange, die Straße muss nun bald folgen“. red

Mehr als 80 000 Fahrzeuge am Tag

Ausbau: Nach IHK-Informationen fahren auf der B 27 zwischen dem Echterdinger Ei und der Einmündung der B 312 bei Aichtal täglich mehr als 80 000 Fahrzeuge. „Das sind deutlich mehr als eine vier-streifige Bundesstraße leisten kann“, unterstreichen die IHK Region Stuttgart und die IHK Reutlingen in ihrer gemeinsamen Presseerklärung. Mit dem Ausbau sollen laut IHK die Zahl der Staus reduziert und die Ausweichverkehre in den Ortsdurchfahrten von Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen vermindert werden.

Kosten: Die Kosten für den Ausbau – allerdings ohne Planung – wurden im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans auf knapp 60 Millionen Euro veranschlagt. Der Ausbau der B 27 zwischen Aich und Leinfelden-Echterdingen/Nord gehört seit Jahren zu den verkehrspolitischen Forderungen der IHKs Region Stuttgart und Reutlingen.