Beim „Field-Trip“ der IBA-Friends zu den beiden Schorndorfer Projekten für die Internationale Bauausstellung 2027 haben die Architekten die Planungen vorgestellt – wir waren dabei.
Der Wettergott hat es nicht ganz so gut gemeint mit denjenigen, die diese Woche eingeladen hatten, sich vor Ort über die beiden Schorndorfer Projekte für die Internationale Bauausstellung Stadt Region Stuttgart (IBA’27) zu informieren. Regen am Remsufer und an der Schorndorfer Vorstadtstraße – aber gut 30 Interessenten haben sich trotzdem am Treffpunkt vor der imposanten Scheuer eingefunden, die dereinst zum Mittelpunkt des genossenschaftlichen Wohnprojektes „Leben in der Vorstadt“ werden soll. Unter anderem hat sich der Vorsitzende des Verbands Region Stuttgart, Thomas Bopp – selbst Architekt – die Konzepte und deren architektonischen, städtebaulichen und gemeinschaftlichen Feinheiten erläutern lassen.
Alte Hofstelle wird genossenschaftliches Wohnprojekt
Zum einen hat sich da in Schorndorf eine Wohnbaugenossenschaft namens Remstalleben gegründet, die sich zum Ziel gemacht hat, eigene Visionen eines ökologischen und solidarischen Zusammenlebens zu verwirklichen. In zentrumsnaher Lage wird so – mit Ziel des Einzugs vor Weihnachten 2026 – eine ehemalige, markante Hofstelle mit teils 200 Jahre alten Bauten durch nachhaltige Wohngebäude samt Freibereich mit Bäumen rund um den Siloturm ergänzt.
Im denkmalgeschützten Prunkstück der Hofstelle, der beeindruckenden und im Lauf von zwei Jahrhunderten mehrmals umgebauten mehrstöckigen Fachwerkscheune, hat Architekt Martin Bühler denn auch einige der Herausforderungen des künftig genossenschaftlichen Ensembles erläutert, in dem beim „Leben in der Vorstadt“ alle Generationen vertreten sein sollen. Die Bedeutung der Lehmwickeldecke etwa im als Ausbaureserve zunächst nicht genutzten Part der Scheune. Im größeren Part der Scheune kommt die Genossenschaftskantine unter. Und in den oberen Geschossen Coworking-Space und Werkstätten sowie Abstellräume für die Bewohner der nachhaltig angelegten neuen Wohnbauten im rückwärtigen Teil des Areals. Im ebenfalls historischen Wohngebäude an der Vorstadtstraße werden unter anderem Gästezimmer eingerichtet.
Förderung für innovatives Bauen
Für den Bau des ersten fünfgeschossigen Strohballenhauses der Gebäudeklasse vier in Süddeutschland erhält das Schorndorfer Projekt von der Region fast eine Million Euro an Förderung. Die IBA-Friends, versprach Bopp, würden von Baustart bis Einweihung bei allen Festen mit vor Ort sein. Unmittelbar an der Rems liegt südlich des Bahnhofs das Bauhofgelände, das zum „Quartier der Generationen“ werden soll. Die Architektinnen Miriam Stümpfl und Marlène Witry stellten das künftige, gemischte Viertel zum Wohnen und Arbeiten vor. Der Siegerentwurf des von der Stadt ausgeschriebenen Wettbewerbs sieht neben einer differenzierten Gebäudestruktur, die zur Minimierung von CO2-Emissionen und zwecks Hochwasserschutz auf Untergeschosse verzichtet, auch nutzungsoffene Freiräume für gemeinschaftliche Zwecke.
„Während an der zentralen Remsgasse eine urbane Bebauung mit Gemeinschaftsflächen an der Rems ergänzt wird, knüpfen im Süden gestapelte Reihenhäuser an die Vorstadtstruktur an“, so die Projektbeschreibung. Laut aktueller Planung werden die Bauten auf dem 1,5-Hektar großen Areal im IBA-Jahr im Bau sein.
Angesprochen auf den jüngsten Wirbel um das Fellbacher IBA-Projekt im Zusammenhang mit der dort erwogenen Landeserstaufnahme auf dem geplanten IBA-Gelände, gab sich der Verbandsvorsitzende Bopp betont entspannt. „Intendant Andreas Hofer hat sich einst vor fünf Jahren acht oder neun Projekte gewünscht, wir haben jetzt 26.“ Da werde es nicht so sehr ins Gewicht fallen, wenn das eine oder andere nicht verwirklicht werde.
Die weiteren IBA-Projekte im Kreis
Quartier Backnang West
Auf 17 Hektar sind drei Teilquartiere vorgesehen, mit Flächen für Gewerbe, Handel, Industrie, soziale Nutzung und Wohnen. Verbindendes Element sind Freiräume an der Murr. Ziel für 2027: Präsentation im Bau.
Korber Höhe
Vier Gebäudegruppen aus hohen Häusern mit grünen Gemeinschaftshöfen und 220 Wohnungen sollen 2027 im Bau sein.
Produktives Stadtquartier
Das Winnender Projekt zu Arbeiten und Wohnen im Bahnhofsumfeld liegt aus finanziellen Gründe auf Eis.
Das Urbane Dorf
Auf dem Areal Hangweide in Kernen soll ein urbanes Quartier mit Freiraumqualität entstehen. Der zentrale Bereich samt Gewässer und genossenschaftlichen Einrichtungen soll bis zum Jahr 2027 zu besichtigen sein.
Projekt in Fellbach
Auf rund 110 Hektar sollen sich die Erzeugung von Nahrung und Gütern mit Wohnen und Arbeiten verbinden. Dem Projekt droht Ungemach. Sollten dort eine Landeserstaufnahme (LEA) installiert werden, will Fellbach aus der IBA aussteigen.