Andrijana Löchel trimmt ihren Hund Boki in ihrem Friseursalon. Foto: LICHTGUT/Max Kovalenko

In Stuttgart sind weit mehr als 15 000 Menschen auf den Hund gekommen. Zu ihnen gehört auch Andrijana Löchel. Mit ihrem Zwergschnauzer Boki hat die 43-Jährige sich ihren Traum verwirklicht und in Bad Cannstatt einen Hundesalon eröffnet.

Pflege für Boki: Während Andrijana Löchel ruhig und sorgfältig das Fell ihres Zwergschnauzers mit dem Trimmermesser bearbeitet, steht der dreijährige Vierbeiner ganz still auf der Behandlungsliege. Schon als kleines Mädchen ist die gebürtige Serbin Andrijana Löchel, die seit 1998 in Deutschland lebt, von Hunden fasziniert. Jetzt hat die 43-Jährige in Bad Cannstatt den „Hundesalon bei Anna“ gegründet und damit ihre Berufung gefunden. Auf dem Schild vor ihrem Geschäft heißt es: „Ein Hund ist wie Medizin für die Seele.“

Die Mutter dreier Kinder hat nach einer schwierigen beruflichen Zeit als Verkäuferin in Serbien ihre Ausbildung zur Hundefriseurin absolviert. „Die Ausbildung ist bundesweit nicht einheitlich geregelt und staatlich auch nicht anerkannt“, sagt Kerstin van Kan, Pressereferentin des Deutschen Tierschutzbundes in Bonn. Die notwendigen Fachkenntnisse werden über private Ausbildungsstätten und Weiterbildungen vermittelt. „Wichtig ist, dass man als Hundefriseur ein Gespür für Tiere hat und die Arbeit mit Tieren gerne ausübt.“

Boki bekommt jeden Abend die Zähne geputzt

Löchel ist es wichtig, ihren Kunden Zeit zu lassen. „Ich will, dass sie sich wohlfühlen und die Hunde erst einmal den Salon kennenlernen“, sagt sie. So könne eine Behandlung auch mal drei bis vier Stunden dauern, weil das Tier zwischendurch ein Nickerchen machen darf. Denn das Haareschneiden und die Pflege seien stressig für die Tiere. Neben Baden und Föhnen bietet Löchel Scheren, Kämmen, Bürsten und Entfilzen an, auch Pfoten- und Krallenpflege, Ohren- und sogar Zahnpflege.

Boki geht mit gutem Beispiel voran. „Ihm putzte ich jeden Abend die Zähne“, erzählt Löchel. Und wie zum Beweis zeigt Boki blendend weiße Zähne, als Löchel mit einem blauen Bürstengummi, den sie sich über den Zeigefinger gestülpt hat, die Zähne berührt. Auch Zahnstein entfernt sie, wenn es nicht zu viel ist. Denn sie will gerne den Tieren eine Narkose beim Tierarzt ersparen.

Tierschützer sehen Fellpflege als Gesundheitspflege

Auch Fellpflege sei wichtig, sagt sie. So sollten Hundebesitzer ihre Tiere regelmäßig kämmen, damit sie keine Knoten ins Fell bekommen und sich keine Hautallergien entwickeln. Baden empfiehlt sie nicht so oft. Das sehen auch die Tierschützer so: „Der Hund sollte nur gebadet werden, wenn er stark verschmutzt ist oder stinkt.“ Bei Hunden mit übermäßigem Haarwuchs oder besonderer Haarstruktur könne es Sinn machen, in regelmäßigen Abständen einen Hundefriseur aufzusuchen, um Verfilzungen des Fells und gegebenenfalls daraus resultierende Hauterkrankungen respektive Ungezieferbefall zu vermeiden. Auch beim Kürzen zu langer Krallen, bei der Kontrolle der Ohren und beim Kürzen des Felles unter den Pfotenballen könne der Hundefriseur hilfreich sein.

Ohrschützer für Vierbeiner

Zudem gehört bei Löchel das Trimmen des Fells zum Angebot. Zur Entspannung lässt sie gerne klassische Musik laufen. Und gegen die störenden Geräusche des Haarföhns hält sie für die Tiere in verschiedenen Größen Ohrenschützer bereit.

Tierschützer geben den Hundebesitzern den Tipp, ihren Vierbeiner an die Pflege zu gewöhnen, und zwar schon zu Hause. So könnten die Besitzer auch selbst die Ohren ihrer Tiere anschauen. Löchel rät: „Die Tiere können nicht sprechen, aber fühlen, wenn jemand nervös ist.“ Sie ist begeistert von der positiven Wirkung, die Vierbeiner auf die Menschen haben. Das erfüllt sie bei ihrer Arbeit, bei der auch der Humor nicht fehlt. Ihren Boki, der Logo und Aushängeschild ihres Geschäfts ist, beschreibt sie liebevoll so: „Er ist eine kleine Maus und denkt, er sei ein großer Löwe.“