In Backnang ist die Tierschutzorganisation Peta einem Welpenhandel auf die Spur gekommen. Das Geschäft wurde mit Polizei und Veterinäramt vereitelt. Was passiert nun mit den jungen Maltesern?
Zwei Malteser-Welpen sollten dieser Tage auf einem Supermarkt-Parkplatz an der Industriestraße zum Schnäppchenpreis von jeweils 750 Euro ihren Besitzer wechseln. Doch statt unter dem Weihnachtsbaum eines Käufers landeten die beiden rechtswidrig importierten Welpen im Tierheim Großerlach. Die Tierrechtsorganisation Peta hatte den illegalen Welpenhandel aufgedeckt und die Behörden hinzugerufen. Mit der Polizei und dem Veterinäramt des Kreises konnten die Welpen nach Aufnahme aller Beweise beschlagnahmt werden.
Kein Impfschutz und gefälschte Papiere
„Die aus Rumänien stammenden Welpen können aufgrund ihres Alters keinen wirksamen Tollwutimpfschutz aufweisen, daher haben die Amtstierärztinnen eine amtliche Quarantäne angeordnet“, teilt der Leiter des Veterinäramts Thomas Pfisterer auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Laut Peta wurden die Welpen viel zu früh von der Mutter getrennt und waren gesundheitlich geschwächt, litten an Ohrentzündungen und Parasitenbefall. Mit gefälschten Impfdokumenten waren sie illegal aus Rumänien importiert worden.
Acht Hunde aus drei Beschlagnahmen im Tierheim
Untergebracht sind die Junghunde nun für rund sechs Wochen im Tierheim in Großerlach. Was aus ihnen wird, kann die Einrichtungsleiterin Marion Bentrup noch nicht sagen und verweist auf das schwebende Verfahren. Fälle wie dieser seien „leider keine Seltenheit“, sagt sie: „Jedes Jahr vor Weihnachten müssen wir Tiere aus illegalem Handel und aus miserablen Haltungsbedingungen aufnehmen. „Aktuell haben wir hier acht Hunde aus drei verschiedenen Beschlagnahmen.“
Neben den Maltesern gebe es einen besonders schlimmen Fall aus dem Kreis Hohenlohe. Dort wurden 16 junge Pudel beschlagnahmt, die unter erbärmlichen Umständen gehalten wurden: „Die waren voller Kot und Urin – irgendwo war noch ein Stückchen Pudel“, sagt Bentrup fassungslos. Weil die meisten Tierheime an ihrer Kapazitätsgrenze sind, sei die Pudelschar auf mehrere Standorte verteilt worden. Fünf Tiere werden in Großerlach aufgepäppelt und sehen laut Bentrup so langsam auch wieder wie Pudel aus. „Im neuen Jahr sind sie zur Abgabe bereit, dann suchen wir für sie ein Zuhause.“ Es vergehe kein Weihnachten, ohne dass Tiere aus illegalem Handel nach Großerlach gebracht würden. Die Einschätzung deckt sich mit den Aussagen der Tierschützer: „Gerade zur Weihnachtszeit floriert das Geschäft mit kleinen Hundewelpen“, sagt Jana Hoger, Fachreferentin bei Peta. „Jeder Mensch, der einen Hund aus solch einem Handel kauft, macht sich mitschuldig am Leid der Tiere. Sie werden oftmals unter schlimmsten Bedingungen ‚produziert‘.“ Der Handel mit Welpen sei ein Multimillionen-Geschäft. „Das EU-Parlament schätzt, dass pro Jahr über 500 000 Welpen innerhalb der EU gehandelt werden.“
Experten raten von Online-Handel mit Tieren ab
Der Handel mit Jungtieren auch im Internet boomt. Nach der Kontaktaufnahme über Onlineportale werden die Tiere oft mit gefälschten Heimtierausweisen verkauft. „Häufig kommen sie aus Osteuropa. Dort sind die Muttertiere auf Welpenfarmen gezwungen, teils ohne Tageslicht in engen Käfigen in ihren Fäkalien auszuharren.“ Die Mütter erfüllten in ihrem kurzen Leben nur einen Zweck: Welpen zu gebären. Sind sie für die Züchter nicht mehr „produktiv“ genug oder zu alt, werden sie in der Regel getötet oder ausgesetzt. Die im Internet angebotenen Jungtiere seien oftmals schwer krank, ohne Impfschutz und voller Parasiten.