Beim Pferdemarkt in Filderstadt-Bernhausen werden Schausteller traditionsreiche Kunst zeigen, darunter auch der Hufschmied Benjamin Rauch aus Sielmingen. Er wirft seine mobile Schmiede allerdings nur für Kinder an. Was können die kleinen Gäste erwarten?
Erst wird der Bandstahl in der Esse zum Glühen gebracht, dann wird das heiße Metall auf dem Amboss mit dem Hammer bearbeitet, über den Dorn gezogen und flachgeschlagen, und später wird es nochmals erhitzt, damit man die Rundung bearbeiten kann. Fertig ist das Hufeisen. Fünf bis acht Minuten braucht Benjamin Rauch, bis er aus einem Metallstab einen Glücksbringer geformt hat.
Benjamin Rauch ist eigentlich Landschaftsgärtner, Hufschmied hat er nicht gelernt. „Ich kann keine Pferde beschlagen“, stellt er klar. Das Handwerk zeigt er insbesondere für Kinder. Mit seiner mobilen Schmiede samt Wikinger-Zelt besucht der Schausteller nebenberuflich Mittelaltermärkte, Kinder- und Stadtfeste. Am 15. und 16. März wird er auf dem mittelalterlichen Teil des Pferdemarkts in Filderstadt-Bernhausen sein und neben Kerzenziehern oder Seile-Herstellern sein Handwerk zeigen. Ebenso wird er am 5. und 6. April auf dem Frühlingsfest in Plattenhardt und am 13. April auf dem Ruiter Ostermarkt gastieren. Weitere Termine sind auf www.bowenmccloud.de aufgeführt.
Bowen McCloud ist Benjamin Rauchs Mittelaltername. Er und seine Frau sind Fans der Szene, besuchen privat gern Veranstaltungen in ganz Baden-Württemberg und drüber raus, tragen dann die Gewänder und wohnen in Zelten. So ist der 43-Jährige vor bald 15 Jahren aufs Schmieden gekommen. Was ihm daran gefällt? Das Produktive. „Man sieht, was man erreicht hat.“
Hufschmiede sind rar
Was der Mittelalterfan in Bernhausen zeigen wird, hat tatsächlich Seltenheitswert. Hufschmiede sind rar. Beim Unternehmerverband Metall Baden-Württemberg schätzt man ihre Zahl bundesweit auf etwa 3500. „Genaue Zahlen hierzu gibt es keine, da Hufschmiede meistens Einzelkämpfer sind und auch nicht in einer Innung oder einem Verband gemeldet werden müssen“, erklärt Philipp Schreiber aus dem Referat Aus- und Weiterbildung. Der Beruf sei aus mehreren Gründen selten geworden. Zum einen sei er körperlich fordernd, zum anderen gebe es keine klaren Ausbildungsverhältnissen.
Im Jahr 2006 sei der Hufbeschlag aus dem Handwerk herausgelöst worden. „Dies hatte zur Folge, dass durch eine fehlende eindeutige Zuordnung im Handwerk kein Berufsverband dafür zuständig ist und dadurch der Beruf auch nicht weiterentwickelt werden kann“, so Schreiber. Konsequenz: Pferdehalter – laut der Deutschen Reiterlichen Vereinigung beträgt bundesweit die Zahl der Pferde im Privatbesitz rund 1,25 Millionen – müssen mitunter hohe Preise für den Beschlag ihrer Tiere bezahlen und lange Wartezeiten in Kauf nehmen. „Hier ist das Thema Angebot und Nachfrage sehr groß“, sagt Philipp Schreiber.
Kindern jedenfalls macht das Schmieden von Hufeisen besonders viel Spaß, sagt Benjamin Rauch. „Die sind stolz, mal selber was mit Feuer gemacht zu haben“, sagt er. Doch auch Erwachsene können sich an der mobilen Schmiede des Obersielmingers versuchen. „Für Erwachsene mache ich Flaschenöffner“, erklärt er. Aber auch Heringe für Zelte, Haken oder Kerzenleuchter stellt er her.