Franziska Borst und Marcel Musolf haben Taschen mit verschiedenen Übungsgeräten an die Kitas übergeben. Foto: Roberto Bulgrin

Mit einem neuen Sportangebot in den Kindertagesstätten sollen die motorischen Fähigkeiten der Zwei-bis Siebenjährigen verbessert werden. Was ein Drachen damit zu tun hat.

Früher, sagt Landrat Marcel Musolf, haben Kinder draußen Verstecken, Fangen oder Ball gespielt, sie sind Rad gefahren und kein Weg war ihnen zu weit. Heute sitzen sie lieber zuhause, „daddeln“ am Handy oder Computer und werden von den Eltern überallhin gefahren. Der Bewegungsmangel im Alltag hat Folgen: Der Anteil der Kinder mit Auffälligkeiten im Bereich der Grobmotorik ist in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen. Dabei, weiß Musolf aus eigener Erfahrung, sind die ersten Lebensjahre ganz entscheidend für die motorische Entwicklung von Kindern. „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ , sagt der frühere Leistungssportler und zweifache Vater.

Kinder würden sich von Natur aus gern bewegen. Aber sie brauchen laut Musolf in den Bereichen Kraft, Schnelligkeit und Koordination Unterstützung. Aus diesem Grund bietet das Gesundheitsamt des Kreises zusammen mit der AOK Neckar-Fils, der Stiftung der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen und dem Sportkreis Esslingen jetzt ein neues Bewegungsangebot für Kinder zwischen zwei und sieben Jahren an. Am Dienstag ist es mit der Schulung von 60 Fachkräften aus 35 Kitas gestartet.

Herzensprojekt des Landrats von Esslingen

An Gerätschaften und Platz mangelt es in vielen Kindergärten nicht. Foto: Imago/Bonsalesx

Das Interesse daran ist groß, freut sich Sportkreispräsidentin Margot Kemmler. Weitere Qualifizierungskurse im kommenden Jahr sind bereits geplant, immerhin werden kreisweit in 460 Kitas rund 32 000 Kinder betreut. „Die Einrichtungen eignen sich in hervorragender Weise als Ort für Präventionsarbeit“, betont Musolf. Dem Landrat liegt das Projekt eigenem Bekunden nach besonders am Herzen. „Das Ziel ist, durch einen systematischen und strukturellen Ansatz die frühkindliche Motorik zu fördern.“

Der Bewegungspass wurde 2016 vom Amt für Sport und Bewegung der Stadt Stuttgart entwickelt und ist zu einem landesweiten Erfolgsmodell geworden. Laut Mitarbeiterin Franziska Borst ist Esslingen der 30. Kreis, der das Konzept übernimmt. Es hat zum Inhalt, dass Kinder durch Bewegung ein Gefühl für den eigenen Körper erhalten. Dass sie lernen, über sich hinauszuwachsen, aber auch, an die eigenen Grenzen zu stoßen.

1200 Kinder mit Adipositas im Kreis

32 unterschiedliche Fähigkeiten sollen auf spielerische Weise gestärkt werden. Kinder, die hüpfen können wie ein Känguru, klettern wie ein Affe oder balancieren wie ein Eichhörnchen, erhalten für jede erfolgreiche Übung von ihrer Kita einen Drachenaufkleber für ihren Bewegungspass – das Fabelwesen kann schließlich vieles gut und ist deshalb das Symboltier der Aktion. Die „Drachenkinder“ sollen vor allem Spaß an Bewegung finden und dann motiviert bei der Sache bleiben. Es geht aber noch um weit mehr – um die Entwicklung der nächsten Generation. Allein im Kreis Esslingen gibt es rund 1200 Kinder mit Adipositas-Diagnose, sagt Ronny Biehler von der AOK Neckar-Fils.

Alle Infos zum Projekt gibt es unter www.bewegungspass-bw.de