In einem selbstveröffentlichten Video spricht die Klima-Aktivistin Luisa Neubauer über einen vermeintlichen Anschlag auf eine Pipeline, erntet einen Shitstorm – und freut sich über die Aufmerksamkeit.
„Wir planen, wie man eine Pipeline hochjagen könnte“, witzelt eine lachende Luisa Neubauer auf Englisch in einem Video auf ihren Social-Media-Kanälen. Damit startete sie bewusst oder unbewusst einen Shitstorm in den sozialen Medien und handelt sich auch in diversen Medien Kritik ein. Im Video folgt nach der strittigen Aussage eine Erklärung, dass es um die geplante EACOD-Pipline gehe, deren Bau es zu verhindern gelte.
Die Hintergründe
Das Video entstand wohl in Dänemark am Rande eines Demokratie-Gipfels. In Neubauers Video geht es um den geplanten Bau der weltweit längsten, rund 1400 Kilometer langen Rohöl-Pipeline zwischen Uganda und Tansania. Der französische Ölkonzern Total Energies gab am 1. Februar den Bau der East African Crude Oil Pipeline (EACOD) bekannt. Seitdem demonstrieren Natur- und Klimaschützer gegen das Megaprojekt, das über zehn Milliarden Dollar kosten soll.
Ein Zitat geht viral
Kurz nach der Veröffentlichung schlägt Luisa Neubauer eine Welle negativer Reaktionen entgegen. „Wir planen eine Pipeline in die Luft zu jagen“ titelt die Bild-Zeitung , reißt die Aussage aus dem Zusammenhang und macht ein alleinstehendes Zitat daraus. Im entsprechenden Artikel findet sich ganz am Ende eine Stellungnahme von Neubauer, in der sie betont, dass es ihr darum gehe, den Bau zu verhindern. „Wir sprechen mit der französischen Regierung, mit möglichen Investoren und Versicherern der Pipeline, und mobilisieren über soziale Netzwerke, damit diese Klimakiller-Pipeline niemals gebaut, sondern endlich abgeblasen wird“, heißt es darin.
Vor allem für die politischen Gegner von Neubauer ist die ganze Debatte um ihre Aussage ein gefundenes Fressen. Es werden rechtliche Konsequenzen gefordert und davor gewarnt, wie gefährlich Klimaaktivismus sei. „Nun sollte man verstanden haben, wohin die Reise bei FFF (Fridays for Future) geht“, twittert der Bundestagsabgeordnete Gerald Ullrich (FDP).
Nun sollte man verstanden haben, wohin die Reise bei #FFF geht. Gegen die Bedeutungslosigkeit wird sich nun radikalisiert. Als Bewegung mit „frischen Ideen für die Zukunft“ kann man FFF jedenfalls nicht mehr in Talkshows vorstellen. #luisaneubauer https://t.co/GkkKkz4g3I
— Gerald Ullrich MdB (@G_UllrichFDP) June 14, 2022
Wie reagiert Neubauer auf den Shit-Storm?
Neubauer löscht das Video von ihren Plattformen und rudert zurück: „Jesus Maria es ist ein Buch“, schreibt sie auf Twitter und veröffentlicht ein Bild des Sachbuches „How to blow up a pipeline“ vom schwedischen Autoren Andreas Malm. Es trägt in der deutschen Übersetzung den Untertitel „Kämpfen lernen in einer Welt der Flammen“.
Im Buch argumentiert der Klimaforscher Malm, dass es im Kampf gegen die Erderwärmung nicht nur friedliche und gewaltlose Formen des Widerstandes brauche, sondern auch, dass Sabotage ein logisches Mittel sei. Vielleicht traf aus diesem Grund die Rechtfertigung von Neubauer in den sozialen Medien nicht unbedingt auf Gegenliebe.Jesus Maria, es ist ein Buch. pic.twitter.com/lb2L2asgeY
— Luisa Neubauer (@Luisamneubauer) June 13, 2022
Lesen Sie aus unserem Angebot: Luisa Neubauer provoziert – und das ist gut so
Spiegel-Autor Richard Meusers kritisiert, dass eine Aussage nicht damit zu entschuldigen sei, dass sie aus einem Buch stamme. „Dann ist ja alles in Ordnung. Mein Kampf war auch nur ein Buch“, schreibt er mit offensichtlichem Sarkasmus.
Ob Neubauer die mediale Aufmerksamkeit bewusst provozierte, ist unklar. Die Aktivistin versucht, das Rampenlicht jetzt für sich und ihr Anliegen zu nutzen. In einem weiteren Tweet schreibt sie, dass sie es begrüße, dass über den Bau der EACOD gesprochen werde und es ihr darum gehe, den Bau der Pipeline zu verhindern. Gleichzeitig gratuliert sich mit einem Emoji selbst, dass das Thema auf Twitter trendet.
Mit besten Grüßen aus den Trends 🤝 https://t.co/H6OL59aSp4
— Luisa Neubauer (@Luisamneubauer) June 14, 2022
Luisa Neubauers bisweilen provozierendes Spiel mit dem politischen Gegnern auf Twitter ist um ein Kapitel reicher. Und zu Ende geschrieben scheint die Geschichte keineswegs.