Die Klinkerfassade des Hotelneubaus ist etwas Besonderes. Foto: Dietrich - Dietrich

Die Entscheidung für Klinker statt Putz hat sich für Nicole und Patrick Domon gelohnt: Der Neubau ihres Hotels Schwanen in Köngen hat es unter die 36 Finalisten des Europäischen Fassadenwettbewerbs geschafft.

Köngen325 Bauprojekte nehmen am Europäischen Fassadenwettbewerb 2018 in Bratislava teil. Unter den 36 Finalisten, je sechs in sechs verschiedenen Kategorien, ist auch der Neubau des Hotels Schwanen in Köngen. Also werden sich die Bauherren des „S zwei“, Nicole und Patrick Domon, im Juni auf den Weg nach Bratislava machen. Dem Gewinner jeder Kategorie winkt ein Preisgeld von jeweils 6600 Euro, beim Gesamtsieger sind es 9900 Euro.

„Wir haben nichts dafür getan, wir waren völlig überrascht“, sagt Nicole Domon zum Wettbewerb. Plötzlich kam der Anruf, das Bauprojekt sei unter den letzten sechs seiner Kategorie, dann lagen die Flugtickets nach Bratislava und die Hotelgutscheine im Briefkasten, die Preisverleihung ist am 14. Juni. Das mit der Kategorie ist allerdings etwas verwirrend: Als Finalist wird der Köngener Bau unter „Thermal Renovation“ geführt, doch es handelt sich statt einer Sanierung um einen kompletten Neubau. Da passt die andere Kategorie „Stunned by Texture“, unter der das Projekt auf der Website des Wettbewerbs ebenfalls zu finden ist, schon besser.

Denn die Klinkerstruktur des Gebäudes ist in der Tat ganz besonders. Ursprünglich wollte Nicole Domon einen Dachvorsprung haben, doch einen solchen haben ihr die Architekten Keller Daum aus Stuttgart als altmodisch ausgeredet. Doch Nicole Domon wollte keine Fassade, die ein Jahr lang gut aussieht und danach auf der Wetterseite immer hässlicher wird. Wie wäre es mit Klinker? Es folgte eine Besichtigung anderer Klinkergebäude in der Region. „Es sind nicht viele, aber es gibt sie.“

Die Klinkerverkleidung besteht aus dünnen Plättchen, die über der Wärmedämmung liegen. Die beiden Bauherren hatten erwartet, dass die Plättchen in größeren Matten verarbeitet werden und waren erstaunt: „Der Stuckateurbetrieb Scholl hat die Plättchen alle einzeln verlegt und mit dem Messer verfugt.“ Die Bauherren schätzen an der – gegenüber Putz natürlich etwas teureren – Fleißarbeit nicht nur das gute Aussehen, sondern auch die Nachhaltigkeit: „Das muss man nicht streichen, höchstens mal abdampfen.“

Äußerlich nimmt der Neubau mit seinem spitzen Dach die Form der Nachbargebäude auf, fügt sich sehr gut ein, wirkt zugleich sehr klassisch und modern. Zuvor stand an dieser Stelle ein altes Bauernhaus, das 20 Jahre lang leer stand. Die Besitzerin wollte es absolut nicht verkaufen. Im Mai 2016 begann der Aushub, am 10. September 2017 war Eröffnung. Der Neubau mit seinen 20 modernen Zimmern war von Anfang an sehr gut gebucht. „Die Gäste wollen nur noch rüber.“ Im Hauptgebäude gibt es aber 45 weitere Zimmer.

Mit den Stuttgarter Architekten, Johannes H. Keller und Clemens Daum, waren die Domons sehr zufrieden. „Die beiden sind ein sehr schönes Duo. Sie haben schon drei oder vier Hotels gebaut, aber nicht so viele, dass es abgedroschen wird. Sie haben unsere Wünsche verstanden und eine sehr gute, stimmige Kalkulation vorgelegt. Wir haben Zeit und Budget eingehalten“, sagt Nicole Domon. Der Name „S zwei“ steht nicht nur für das zweite Gebäude des Hotels, sondern auch für die Adresse: Schwanenstraße 2.

In Konkurrenz mit Theaterbau

Ausgelobt hat den Wettbewerb der Allgäuer Baustoffproduzent Baumit mit Standorten und Töchtern in 30 europäischen Staaten und China. Materialien dieser Firma wurden beim Bau verwendet. Die 13-köpfige Jury besteht aus Fachleuten aus vielen Ländern Europas. Daneben gibt es eine Publikumswertung übers Internet. In der Endrunde konkurriert der Schwanen in seiner Kategorie mit einem Theater im tschechischen Zdar nad Sazavou, mit einem Wohnprojekt in Schwechat, Österreich sowie mit einem Projekt im polnischen Klobuck und zwei Projekten in Madrid.

Nur auf die Frage, an wen im Gewinnfall das Preisgeld ginge, an die Bauherren oder die beiden Architekten, weiß Nicole Domon spontan keine Antwort „Ich weiß nicht, wer das kriegt.“ Und es wirkt so, als sei die Antwort bei aller anderen Freude gar nicht entscheidend.

Wer über das Köngener Projekt abstimmen möchte, kann dies bis zum 3. Mai tun: http://lifechallenge.baumit.com/project/323