Der Esslinger CVJM will die Vorwürfe wegen angeblicher Diskriminierung aufarbeiten. Foto: Ines Rudel/Ines Rudel

Wie geht man mit Diskriminierung durch Kirchen und Religionen um? Ein neuer Kulturkampf bringt gar nichts, meint unser Autor Martin Mezger.

Die Fragen, die sich der Esslinger CVJM stellen lassen muss, richten sich an alle. An die katholische Kirche mit ihrer systemischen Diskriminierung von Frauen durch Verweigerung des Priesteramts. An die muslimischen Gemeinschaften und ihr Verhältnis zur sexuellen Freiheit. An jede Institution, bei der Diskriminierung nicht nur in individuellem Fehlverhalten wurzelt. An die ganze Gesellschaft: Wie geht man mit struktureller und institutioneller Diskriminierung um? Die katholische Kirche verbieten und den Islam gleich mit? Dem CVJM die Mittel streichen? Ein neuer Kulturkampf wäre total verfehlt. Es geht längst nicht mehr um säkulare Aufklärung gegen engstirnige Religion. Die christlichen Konfessionen haben ganz andere und sehr aufgeklärte Gesichter als die der phallokratischen Kirchenzerstörer mit Kardinalspurpur oder der evangelikalen Sauertöpfe, denen das Evangelium alles ist, nur keine frohe Botschaft. Auch der Islam besteht nicht aus finsteren Scharia-Henkern.