Die Tomaten gedeihen prächtig im Folientunnel. Foto: /Karin Ait Atmane

Familie Gruel in Owen hat sich dem Bio-Anbau verschrieben, schon in der dritten Generation. Unter anderen werden Obst und Gemüse im Hofladen verkauft.

Die Idee mit dem Mulchen kam Jonathan Gruel in einem Hitzesommer, als die am Vorabend bewässerten Felder morgens schon wieder knochentrocken waren. „Ich kann nicht auf Dauer jede Nacht beregnen“, dachte sich der Jung-Landwirt. Er bedeckte den Boden zwischen den Pflanzen komplett mit einer Schicht Heu und bewirkte damit einen rundum positiven Effekt. Die Bodentemperatur sei viel niedriger als in nackter Erde, erklärt er, die Feuchtigkeit werde im Erdreich gehalten und bei Regengüssen verhindere man die „Verschlämmung“, also das Hartwerden des Bodens. „Sobald das Mulchmaterial drin ist, ist bei uns fertig mit Beregnen. Drei oder vier Wochen Trockenheit sind da kein Problem“, sagt Gruel. „Es macht Spaß, wenn du so schöne saftig-grüne Pflanzen hast und sie nie bewässert hast.“

Eine eigene Maschine zum Mulchen patentiert

Auch in nassen Jahren schadet das Mulchen nichts. Lediglich bei kurzlebigen Kulturen wie Salat verzichtet der Bio-Landwirt darauf, weil sich der Aufwand kaum lohnen würde. Aber beispielsweise die verschiedenen Kohlsorten sind dafür prädestiniert. Und Brokkoli würde im Hochsommer, bei Hitze und Trockenheit, ohne die schützende Schicht gar nicht gedeihen. „Darauf hab’ ich mich mittlerweile spezialisiert“, sagt Jonathan Gruel. Er hat zudem selbst eine Maschine zum Mulchen konstruiert und patentieren lassen, außerdem wirbt er mit Vorträgen bei den Kollegen für die Methode.

Exoten wie Physalis und Artischocken gediehen im Folientunnel

Der Klimawandel macht sich im Gemüseanbau schon längst bemerkbar. So baut der Gruel-Hof keine „Block-Paprika“ mehr an, sondern spitze Sorten, die die Sonne besser vertragen. Auf den Folientunnels liegt teilweise Schattenplane. Und den Exoten Physalis und Artischocken geht es im Tunnel offensichtlich bestens. Sie waren zunächst ein Experiment, sind aber bei den Kunden heiß begehrt und werden oft schon vor der Ernte nachgefragt. Auch die Tomaten nebenan, übrigens ebenfalls gemulcht, gedeihen prächtig. In der Haupturlaubszeit im Sommer sind es fast zu viele, denn sie werden, genau wie beispielsweise die Gurken, der Salat oder die Honigmelonen, ausschließlich auf direktem Weg verkauft: im Hofladen, auf dem Kirchheimer und dem Esslinger Wochenmarkt oder in der Bio-Kiste.

Andere Produkte haben andere Vertriebswege: Den Ackersalat, der im Winter im geschützten Tunnel wächst, vertreibt der Hof über den Großhandel. Das Getreide baut er ausschließlich für und in Absprache mit der Bäckerei Scholderbeck an: Weizen, Roggen, Dinkel und Emmer. „Das lagern wir auch bei uns und liefern es der Bäckerei, wie sie es braucht“, erklärt der Junior vom Gruel-Hof. Und das Wurzelgemüse von der Roten Bete über die Pastinake bis zum Sellerie geht zum größten Teil in Biomärkte. „Das sind die Gemüsearten, die im Biobereich total gut laufen“, so Gruel.

Hochwertige Lebensmitteln haben Zukunft, meint der Landwirt

Er ist im Vollerwerb auf dem Hof tätig, obwohl er eigentlich zunächst eine kaufmännische Lehre und dann den Betriebswirt gemacht hat. Aber dann habe er sich „extrem gefunden in der Vermarktung“ der eigenen Erzeugnisse, sagt er. Lokale, frische, hochwertige Lebensmittel haben Zukunft, davon ist der 32-Jährige überzeugt. Auch wenn das allgemeine Bewusstsein für den Wert von Lebensmitteln, das in der Coronazeit zu wachsen schien, mittlerweile wieder in den Hintergrund getreten ist.

Opa Heinrich legte den Grundstein für „Bio“

Neben Jonathan Gruel arbeiten sein Vater, seine Mutter, seine Frau und fünf bis acht weitere Mitarbeiter auf dem Hof sowie rund 20 in der Vermarktung. Den Hofladen hat schon Gruels Oma begonnen, damals, als Opa Heinrich sich auf die „Bio“ einließ. Er war unter den ersten fünf Landwirten in Deutschland, die den Bioland-Anbau probierten. Die Anfänge waren hart: wenig Erfahrung, wenig Produkte für die ökologische Landwirtschaft, viel Handarbeit und viel Ausprobieren. Aber „jetzt sind wir in der dritten Generation und uns gibt es noch“, freut sich der Enkel, dem der Anbau im Einklang mit der Natur so wichtig ist wie er dem Opa war.