Roland Hölderle hilft den Mettinger Grundschülern – aber auch dem KSV Esslingen – wo er kann. Foto: Rudel - Rudel

Der 80-jährige Roland Hölderle zählt beim KSV Esslingen zum Inventar. Für sein Lebenswerk geehrt wird er im Januar.

EsslingenKürzlich hat Roland Hölderle seinen 80. Geburtstag gefeiert. Ruhiger treten möchte er deshalb noch lange nicht. Wieso auch? Das Urgestein des KSV Esslingen ist topfit. „Wenn ich andere in meinem Alter sehe, kann ich mich nicht beschweren“, bezieht sich Hölderle auf seinen Fitnesszustand und setzt sein markantes Grinsen auf. „Ich versuche jeden Morgen, 30 Minuten Gymnastik zu machen – mehr ist es nicht.“ Na ja, nicht ganz. Denn Hölderle leitet einmal wöchentlich eine Judo-AG für Schüler der Mettinger Grundschule und führt diese seit 1995 in die Kunst des Judos ein. „Neben Spiel und Spaß lege ich da auch Wert auf Disziplin und Fairness“, sagt Hölderle, dem die Arbeit mit Kindern schon immer große Freude bereitet hat. Ohnehin gilt der Träger des dritten schwarzen Gürtels bei dem Esslinger Traditionsverein seit Jahrzehnten als der Mann für alles.

Erst im Januar wurde Hölderle vom Landessportverband Baden-Württemberg für sein Lebenswerk als Trainer und Funktionär beim KSV ausgezeichnet. Neben einer Urkunde erhielt er damals auch eine Karikatur von sich selbst: Hölderle mit fünf Köpfen, jeder davon mit einer anderen Beschriftung – Trainer, Betreuer, Zuhörer, Vertrauensperson, Talentsichter. „Das trifft es ganz gut“, sagt der Esslinger Alleskönner, „da sind schon viele Stunden draufgegangen.“ Stunden, die er aber stets gern investierte. Die Ehrung habe ihm das noch einmal bewusst gemacht. „Das war schon etwas ganz Besonderes für mich, auch weil der Verein mich damit mehr oder weniger überrascht hat“, erzählt Hölderle von dem besonderen Abend.

Erstmals in Kontakt mit der Kampfsportart war er 1953 als 14-Jähriger gekommen: Damals trat Weltmeister Tokio Hirano für einige Showkämpfe in Esslingen an und hinterließ einen bleibenden Eindruck bei Hölderle. Vier Jahre später trat der gebürtige Nürtinger, der seit seinem dritten Lebensjahr in Esslingen lebt, beim KSV ein und seither nicht mehr aus – der Beginn einer ganz besonderen Beziehung. „Der Verein bedeutet mir sehr viel“, sagt Hölderle heute, mehr als 60 Jahre später.

Wissen weitergeben

Wie wichtig ihm dabei stets die Jugendarbeit war, wurde schon früh deutlich. Bereits ein Jahr nach seinem Eintritt übernahm er die Rolle des Jugendleiters und sollte dieses Amt bis ins Jahr 2000 begleiten. „Am Anfang war es nur eine Handvoll Jugendliche, mit der Zeit wurden es aber immer mehr“, erzählt Hölderle, der damit einen wesentlichen Anteil daran hat, dass der KSV heute eine der ambitioniertesten Judoclubs Württembergs ist. Zudem leitete er mit Frau Sonja mehr als 30 Jahre die Geschäftsstelle des KSV. „Zu meinen Ämtern bin ich eigentlich immer wie die Jungfrau zum Kinde gekommen.“ Noch heute betreut er für den Verein das Zuschusswesen und macht einmal im Jahr eine Sponsorenrunde.

Hölderle gilt innerhalb des Vereins als hilfsbereit und unterstützend, zudem habe er immer ein offenes Ohr, einen Rat oder einen Lösungsvorschlag. Die Frage, weshalb er so ist, wie er ist, fällt ihm dennoch schwer, zu beantworten. „Ich versuche zu geben, was ich habe. Und wenn jemand ein Problem hat, versuche ich zu helfen – das ist alles.“ Es sei völlig normal für ihn, einzuspringen, wenn Not am Mann ist. „Außerdem gebe ich einfach gerne mein Wissen weiter, weil es schade wäre, wenn es verloren geht.“

Dies ist auch einer der Gründe, weshalb er nach wie vor die Schul-AG der Mettinger Grundschule leite. „1995 hat mich der damalige Rektor angesprochen, ob ich nicht mal einen Judo-Kurs für die Kinder machen möchte.“ Hölderle wollte. Irgendwann wurde aus dem Angebot eine feste Einrichtung, die sich noch heute großer Beliebtheit erfreut. Einmal jährlich werden die Schüler mit Judo-Anzügen ausgestattet, danach geht es wöchentlich auf die Matte. „Wenn ich etwas anfange, dann versuche ich es auch, so sauber wie möglich zu Ende zu bringen“, erzählt der 80-Jährige, was ihn nach wie vor antreibt. Und ein Ende ist bei Roland Hölderle noch lange nicht in Sicht.