Am Campus in Vaihingen soll es einen „übercrazy“ Maschinenraum geben. Foto: IMAGO/Depositphotos

Die Uni Stuttgart überrascht mit einem viralen Video in Jugendsprache. Auch eine andere Stuttgarter Hochschule hat sich an dem Trend schon beteiligt. Was steckt hinter diesem kreativen Marketing-Coup?

Karierte Hemden, Brillen, etwas nerdig – das sind die klassischen Vorurteile, an die manche beim Stichwort „Maschinenbaustudium“ zuerst denken. Ein Maschinenbauprofessor als Influencer auf Social Media? Damit rechnet man in aller Regel nicht.

Doch den Maschinenbaustudenten der Uni Stuttgart ist jetzt auf ihrem Account @stuttgartermaschi ein Werbe-Coup gelungen. Auf Tiktok geht nämlich gerade eins ihrer Videos viral. Es handelt sich bei dem, was der Internetcommunity so gefällt, allerdings um keinen trockenen Vortrag – die Produzenten des Clips haben sich eher kreativ ins Zeug gelegt: In dem Video nimmt Oliver Riedel, Professor der Uni Stuttgart, die Zuschauer mit auf eine Tour durch die Uni. Das besondere daran: Alles ist in Jugendsprache. In Gen Z-Manier klingt das dann so: „Weil wir solche Macher sind, gibts heute ´ne Tour zu unseren „Places to be“!“

Uniführung mit Anglizismen

Dabei führt er in in einen Hörsaal, in die Cafeteria und preist das alles für die Gen Z verständlich an. Die Cafeteria ist hier die „Self care area“, der Maschinenraum „übercrazy“. Auch sonst ist die Führung voller Anglizismen oder Memes – während Riedel eigentlich durchgehend in Jugendsprache spricht.

@stuttgartermaschi #genz #uni #stuttgart #studieren ♬ Originalton - SMB Uni Stuttgart

Diese Art von Videos ist nicht neu, das Konzept dazu meist ähnlich: Das Skript stammt dabei ganz offensichtlich aus der Feder eines Gen-Z-lers – vor der Kamera steht dafür dann jemand aus einer älteren Generation. Mittlerweile tummeln sich im Internet zahlreiche „Boomer“, die in Jugendsprache Unternehmen, Vereine oder wie in diesem Fall Hochschulen anpreisen. Was dabei so absurd wirkt, ist der Kontrast zwischen dem Alter des Sprechers und dem, was er sagt. Das fällt auch den Usern auf:„Ich will wissen was für eine Wette er verloren hat“, kommentiert eine Nutzerin unter dem Video. Die Art des Videos animiert zum Liken und Kommentieren, was gut für den Algorithmus ist. Das wiederum generiert nämlich mehr Klickzahlen und bringt dadurch mehr Aufmerksamkeit.

Werbung dort machen, wo viele junge Leute Zeit verbringen – da ist Tiktok wohl genau das richtige Medium für die internetaffine Generation. Das Video stößt online auf viele Reaktionen. Mittlerweile erzielte es mehr als 100.000 Klicks und wurde fast 4000 Mal geliket. Werbung durchgespielt, könnte man da sagen.

Auch eine andere Stuttgarter Hochschule macht bei dem Trend mit

Dass solche Videos gut ankommen, hat anscheinend auch die Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart gemerkt. Dort sind mit dem Tiktokaccount @hdm.wm Werbeprofis unterwegs – er wird von den Marketingstudenten gemanagt. Sie sind bereits Anfang des Jahres auf den Zug aufgesprungen und haben ebenfalls eine Gelände-Führung in Jugendsprache auf ihrem Tiktokkanal gepostet. „Ich zeig euch auf lock, was die HdM an coolen Vibes zu bieten hat“, erklärt ein Professor der Hochschule.

@hdm.wm Er hat die Jugendsprache studiert 👨🏼‍🏫 #hdm #hochschuledermedien #hdmstuttgart #stuttgart #marketing #medienstudent #studium #student #uni #university #fyp #viral #trends ♬ Originalton - Die Werber

Gute Vermarktung oder doch etwas peinlich? Darüber scheiden sich die Geister. Der Professor der HdM resümiert im Video allerdings: „War schon nen bisschen cringe und random, for real“ – mit einem Augenzwinkern, versteht sich.