Viele Grundstücke liegen brach und werden überwuchert. Krisztián Borsos hat sein „Stückle“ als Leidenschaft entdeckt.
Beim Roden der Brombeeren hat Krisztián Borsos unter anderem ein Gartenhäuschen freigelegt. Er selbst wusste zwar, dass es an dieser Stelle stand, aber viele Spaziergänger, die regelmäßig an dem Grundstück vorbeigehen, sahen die Hütte zum ersten Mal. Denn vorher wuchsen „die Brombeeren so hoch wie die Bäume“, sagt er.
Mittlerweile sieht das rund 1800 Quadratmeter große „Stückle“ allerdings ganz anders aus, denn der 31-Jährige bringt es mit viel Energie auf Vordermann: Er hat die Brombeeren gerodet und mit Hilfe einer Fräse die Wurzeln aus dem Boden entfernt, er hat die bestehenden, teils schon recht alten Bäume geschnitten – wovon Berge von Holz zeugen – und einige junge Bäume gepflanzt. „Das ist noch nicht das Endergebnis“, sagt er und gerät ins Schwärmen über all die Obstsorten, die es gibt. Walnuss, Kirsche, Birne, Zwetschge – „ich finde alles toll, ich will einfach alles haben“, sagt er. Einer, der sich eigentlich gar nicht für Gartenarbeit interessierte, ist zum wahren Streuobstwiesen-Fan geworden.
Ausgleich zum Beruf
Irgendwann um seinen 30. Geburtstag überlegte sich Krisztián Borsos, dass er gern einen eigenen, schönen Platz in der Natur hätte, an einem See oder im Wald vielleicht. Das war allerdings beides nicht zu finden, aber über einen Umweg und mit Anschub durch seine Freundin wurde die Idee einer Streuobstwiese mit Hütte immer konkreter. Er kaufte schließlich das Grundstück am Südhang zwischen Plochingen und Reichenbach, das mit dem Auto oder Motorrad nur fünf Minuten von seiner Wohnung entfernt liegt. Es brauchte zwar viel Fantasie, sich die mit Brombeergestrüpp-Wildnis als Wochenendparadies vorzustellen. Aber Borsos hat die Vorstellungskraft und vor allem die notwendige Energie. Ein Hüne von einem Mann, 1,94 Meter groß, kräftig und froh über den Ausgleich zu seinem Beruf als Mechatroniker. „Wenn man den ganzen Tag schraubt, dann macht es Spaß, hier rauszukommen und ganz was anderes zu machen“, sagt er. Wobei es durchaus hilfreich ist, dass er mit Motoren und Geräten umgehen kann.
Oft ist Borsos drei bis vier Mal die Woche vor Ort, denn er hat „verdammt viel vor“, wie er sagt. Unter anderem möchte er das Gelände etwas modellieren, damit später auch ein Mähroboter zum Einsatz kommen kann – angesichts des steilen Hangs vermutlich einer mit Raupenantrieb. Der Stücklesbesitzer kommt nicht aus dem Naturschutz, er hat Ideen und geht sie pragmatisch an. Aber er holt sich auch Rat, vom Obst- und Gartenbauverein ebenso wie von Kreis-Obstbauberater Jens Häußler, der ihn schon mal auf seinem „Stückle“ besucht hat. Für den hat er einen Bekannten vom Fach angefragt und dabei viel gelernt.
In Werkzeug investiert
Mittlerweile hat er eine Menge investiert, in Pflanzen ebenso wie in Werkzeug und Maschinen. Und in Wildkameras, die ihm offenbart haben, dass es eine ganze Fuchsfamilie war, die auf dem frisch gefrästen Boden ihre Spuren hinterlassen hat. Den Siebenschläfer in der Hütte konnte er dagegen riechen; er wurde inzwischen mit sanftem Druck ausquartiert. Eidechsen und verschiedene Vögel gibt es auf dem Grundstück ebenfalls, der obere Bereich zählt offiziell als Biotop und wird es auch bleiben. Hier hat Borsos eine Menge Müll entfernt, und ein paar Brombeeren natürlich. Bei all der Arbeit ist wichtig: Man muss auch mal grillen, Federball spielen oder im Liegestuhl liegen. „Das muss sein“, sagt Krisztián Borsos, überzeugt davon: Wo das nicht möglich ist, möchte auch niemand so ein Grundstück pflegen.