Cem Özdemir ließ bei Markus Lanz kein gutes Haar an der AfD. Foto: ZDF und Cornelia Lehmann/Cornelia Lehmann

Bei „Markus Lanz“ muss Jörg Meuthen Stellung zu den Problemen in der AfD beziehen. Cem Özdemir geht rhetorisch in die Offensive – ZDF-Zuschauer feiern den Grünen-Politiker dafür.

Hamburg/Stuttgart - AfD-Chef Jörg Meuthen hätte schon vorher ahnen können, dass sein Auftritt in der ZDF-Sendung Markus Lanz am Mittwochabend kein netter Plausch sein würde. Seit ihrer Gründung 2013 ist es für seine Partei – von kleinen Dellen abgesehen – fast nur bergauf gegangen. Mehr Mitglieder, mehr Wählerstimmen.

Doch im Moment sieht es so aus, als habe die 2013 von Rechten, Rechtskonservativen und Wirtschaftsliberalen gegründete Partei ihren Zenit überschritten. Bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg am vergangenen Sonntag entschieden sich 9,7 Prozent der Wähler für die AfD, ein Minus von 5,4 Prozentpunkten. In Rheinland-Pfalz fiel der Verlust kaum geringer aus. Unruhig war es in der Partei aber schon vorher: Erst kürzlich wurde die AfD als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft.

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Özdemir nimmt Meuthen in die Mangel

Und so musste der AfD-Mann sich viel Kritik stellen – schon wenige Minuten nach Beginn des ZDF-Talks. Besonders hervor tat sich dabei Cem Özdemir. Der Grünen-Politiker prangerte an, dass beim vergangenen Querdenker-Protest in Dresden auch AfD-Vertreter anwesend waren. „Das ist eine Ungeheuerlichkeit, dass Leute, die in den Impfzentren arbeiten, beschützt werden müssen“, warf Özdemir Meuthen vor.

Im Netz diskutierten viele ZDF-Zuschauer die hitzige Debatte bei Markus Lanz – besonders der Auftritt von Cem Özdemir stieß auf großen Zuspruch beim TV-Publikum:

Auch Lanz lässt nicht locker – Meuthen weißt Vorwürfe von sich

Und auch als Meuthen sagte, er wisse von der Beteiligung von AfD-Mitgliedern nichts, ließ der Grünen-Politiker nicht nach – er nahm den AfD-Chef weiter rhetorisch in die Mangel. „Ganz einfache Frage: War der Landesvorsitzende dort auf der Demonstration oder nicht?“, biss sich Özdemir an dem Thema fest. Meuthen wich aus, er habe das nicht „gecheckt“. Die Antwort ließ Özdemir ihm nicht durchgehen: „Sie sitzen hier und machen einen auf bürgerlich“, so der Grünen-Politiker. Meuthen entgegnete nach dem Motto Angriff ist die beste Verteidigung: „Ich mache nicht einen auf bürgerlich, ich bin bürgerlich“.

Auch Moderator Lanz ließ nicht locker: „Welche Partei ist die AfD heute?“ wollte der Talkmaster wissen. Meuthen versicherte, sich von rechtsextremen Parteimitgliedern zu distanzieren. Auch an den Untersuchungen des Verfassungsschutzes übte der AfD-Vorsitzende Kritik. Demnach stimme die Angabe über die Anzahl der rechtsextremen Mitglieder nicht. „Das sind keine 7000, das sind auch keine 700, das sind auch keine 70“, sagte Meuthen.

Der AfD-Chef beklagte den Umgang der Medien mit der AfD – und dass es grundsätzlich zu wenig mediale Präsenz für seine Partei gebe. „Vernünftige Positionen der AfD werden mir öffentlich zu wenig gespielt“, so Meuthen. Lanz wollte es dabei nicht belassen und bemerkte, dass Meuthens Parteikollegin Alice Weidel regelmäßig eingeladen werde – diese die Einladungen aber immer ausgeschlagen habe.