In Bad Cannstatt steht der einzige öffentlichen Sonnencreme-Spender in der Stadt. Ein Werbemittel. Der Ruf der Grünen nach Gratis-Sonnenschutz blieb derweil ungehört.
Unübersehbar steht das blaue Teil auf dem Marktplatz in Bad Cannstatt. Wenn Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler im Rathaus aus seinem Fenster schaut, blickt er direkt darauf und kann sogar die Aufschrift lesen: Nivea!
Der bekannte Creme-Hersteller hat an dieser prominenten Stelle einen Sonnencreme-Spender aufgestellt. Jede und jeder kann sich hier bedienen – und tut das auch. Löffler sieht regelmäßig Leute, die aus dieser Quelle unentgeltlich Creme mit Lichtschutzfaktor 50 zapfen. Und das nicht erst seit dieser Sonnenwoche, in der die Temperaturen Richtung 30 Grad geklettert sind, sondern schon viel länger. „Mindestes zwei Monate“, sagt er, stehe der Sonnecreme-Spender bereits auf dem Marktplatz.
Grüne wollten Sonnencreme kostenlos verteilen
Ursprünglich gehörte er zu einem Spielcontainer, den das Sportamt der Stadt hier aufgestellt hatte. Mit großem Erfolg , wie Löffler betont: „Der Container wurde von den Kindern intensiv bespielt.“ Und den Sonnenschutz dazu gab’s gratis. Inzwischen ist der Spielcontainer zum Bedauern des Bezirksvorstehers abgebaut worden. Nur der Sonnencreme-Spender ist noch da. „Er wurde schlicht vergessen“, meint Löffler, was ihn allerdings nicht im Mindesten stört, weil das Angebot fleißig in Anspruch genommen werde.
Der vergessene Spender ist bis dato übrigens der einzige in der Stadt. Versuche der Grünen im Rathaus, nach niederländischem Vorbild an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet kostenlos Sonnencreme anzubieten, um dem Hautkrebsrisiko vorzubeugen, blieben vor zwei Jahren erfolglos. Auch bei Badegästen in den städtischen Freibädern gibt es immer wieder Stimmen, die sich ein solches Angebot wünschen.
OB Nopper: „Sonnencreme ist nicht Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge“
Die Stadt lehnte das Grünen-Ansinnen damals mit dem Hinweis auf hohe Kosten ab. „Verschiedene Hauttypen“ machten zudem unterschiedliche Cremes notwendig. „Die Versorgung mit Sonnencreme ist aus Sicht der Verwaltung nicht Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge“, erklärte OB Frank Nopper. Grünen-Fraktionsvorsitzende Petra Rühle bedauert dies heute noch: „Wie einfach und unbürokratisch es ist, Spender mit kostenloser Sonnenschutzcreme aufzustellen, hat die Fußball-Europameisterschaft im Sommer 2024 eindrucksvoll gezeigt.“ Mehr Hitzeschutz sei dringend notwendig: „Wenn schon keine Sonnencreme bereitgestellt werden kann, ist es umso wichtiger, Hitze-Hotspots in der Stadt zu entschärfen – vor allem dort, wo sich Kinder und ältere Menschen aufhalten.“
Die Grünen-Fraktionschefin erinnerte an das Hitzeschutz-Sofortprogramm im Haushalt 2024/2025. Es beinhaltet, dass zehn öffentliche Plätze „hitzeresistent“ umgestaltet werden sollen. Dazu komme das „Schatten-Sofortprogramm für Spielplätze“ und Hitzeschutzangebote für obdachlose Menschen. „Zudem setzen wir uns dafür ein, dass auf dem Marktplatz ein dauerhafter Sonnenschutz installiert wird“, betont Rühle.
Für Sonnencreme jedoch müssen die Stuttgarter nach Lage der Dinge bis auf weiteres selbst aufkommen – oder den Cannstatter Marktplatz aufsuchen.