Seine Bilder und Briefmarken mit Sportmotiven machten Fritz Genkinger berühmt: Der Künstler lebte und arbeitete über zwei Jahrzehnte in Marbach-Rielingshausen.
Fußballeuropameisterschaft und Olympische Spiele! Der Sommer von 2024 wäre einer nach dem Geschmack von Fritz Genkinger, dem Künstler der Sportbilder. Der Maler, Graphiker und Bildhauer, der von 1974 bis 1995 im Marbacher Stadtteil Rielingshausen lebte, turnte als junger Mann nicht nur. Der Werkzeugmacher begann auch nach seinem Malereistudium an der Karlsruher Staatlichen Kunstakademie bei HAP Grieshaber, sich mit sportlichen Motiven zu beschäftigen – reduziert auf farbstilisierte Kunstfiguren in verdichteten Bildausschnitten.
Wie wurde Genkinger bekannt?
Mit seinen Turnern erregte er erstmals 1969 Aufmerksamkeit bei einer Schau im Württembergischen Kunstverein. Dazu turnten auch Gymnasten im Ausstellungsraum. Bekannt wurde der gebürtige Tübinger, der in Nürtingen aufwuchs, vor allem mit Fußballbildern und Motiven für die Olympischen Spiele. So beauftragte ihn das Bundespresseamt für die Fußball-Weltmeisterschaft der Herren 1974 in Deutschland, drei Plakate zu kreieren. Er entwarf zudem Briefmarken zur Fußball-Weltmeisterschaft für Paraguay sowie für die Olympischen Winterspiele 1976 in Innsbruck und die Fußball-Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien. Der VfB Stuttgart beauftragte ein Jahr danach zwölf Siebdrucke bei ihm.
Oft in seinen Grafiken aufgenommen hat Genkinger Begegnungen am Tor, für diese in Serigrafien feinst jede Farbe einzeln durch feinmaschiges Gewebe gedruckt. Acryl nutzte er oft in seiner Kunst. Zu seinen legendären Werken gehört „Die Angst des Schützen vor dem Elfmeter“: Darauf füllt ein riesenhafter Torhüter den Kasten aus, unzählige bunte Bälle leuchten um ihn herum wie Sterne in einem nachtblauen Himmel. Genkinger soll sich überlegt haben, ob der Schütze jeden Elfmeter, den er je geschossen hat, in diesem Moment Revue passieren lässt. Auch die Gegenperspektive nahm er ein. So schieben sich in seinem „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ die Stollen eines Riesenfußballschuhs in das Blickfeld, während ein kleiner Torwart links zur Seite fällt.
In einem Interview mit dem damaligen Süddeutschen Rundfunk erklärte er einst, was ihn am Fußball faszinierte: „Das Miteinander von einer Menge Leute, was im Gegensatz steht zu meiner einsamen Arbeit als Künstler“. Aber auch „die Farben und Bewegungsmöglichkeiten, die das Fußballspiel für einen figürlichen Maler hergeben“, begeisterten ihn – und allgemein das Doppeldeutige und Vielschichtige. „Die Wissenschaft, unsere rationale analytische Sichtweise ist eben nur ein Ausschnitt der Wirklichkeit, sie erfasst nicht das Ganze, nicht den ganzen Menschen, nicht alle Dimensionen des Lebens“, sagte er. „Die Kunst reicht da weiter. Sie sieht, ahnt mehr.“
Neben dem Sport setzte Genkinger unter anderem auch Eindrücke von Reisen in Kunst um, er war in Südamerika. Auf der Schwäbischen Alb – er zog 1995 nach Böttingen in ein altes Schulhaus – entdeckte er den dortigen Marmor, den er sammelte und zu „Schichtenbilder“ verarbeitete. Es entstanden so Steinflöten, Amulette und archaische Figuren à la Venus von Willendorf.
Wann starb Fritz Genkinger?
Auch Musik war ein wichtiger Teil seines Lebens. Für den argentinischen Charango-Musiker Jaime Torres erstellte Genkinger ein Plattencover. 2017 starb er im Alter von 83 Jahren. Seine Kunst bleibt. In Marbach vereint das Fritz Genkinger Kunsthaus rund 1500 Werke von ihm.