Die ARD-Serie „Sturm der Liebe“ geht in die 20. Staffel. Wir haben den „Fürstenhof“ besucht und festgestellt, dass die Arbeit in einer Telenovela gar nicht so märchenhaft, sondern vor allem harte Arbeit ist. Und: Die Zukunft der Schauspieler hängt vor allem an ihren Serienrollen.
Die Fans der Telenovela „Sturm der Liebe“ fiebern noch mit dem letzten Traumpaar mit und erfreuen sich am Happy End, das sie sich nach einem Jahr voller Intrigen, Missverständnisse und gebrochener Herzen verdient haben. Doch im Studio auf dem Filmgelände von Bavaria in München sitzt bereits eine neue Hauptdarstellerin im Personalraum des „Fürstenhofs“ und blickt traurig ins Leere. Die Tür geht auf, und ein junger Mann betritt das Set, läuft zögernd zu den Klängen von Harry Styles „Falling“ auf die Frau zu. Er ist der Schauspieler Martin Walde, der Vincent spielt, sie ist Soluna-Delta Kokol, die Ana spielt. Das neue Traumpaar also bei „Sturm der Liebe“?
Nicht ganz, denn das Autorenteam hat sich für die 20. Staffel etwas anderes einfallen lassen. Ein Dritter im Bunde mischt mit, in Gestalt von Robin Schick, der Philipp spielt. „Wir wissen tatsächlich nicht, wer das Happy End bekommt. Das weiß niemand am Set“, betont Soluna-Delta Kokol. Das mache für sie auch die Spannung dieser Staffel aus. Bisher hatte schon das Intro der Serie verraten, wer am Ende zueinanderfinden würde.
Warum ist „Sturm der Liebe“ auch nach 18 Jahren im Nachmittags-TV nach wie vor erfolgreich? „Andere Soaps im deutschen Fernsehen haben den Anspruch, Realismus zu erzählen. Doch ‚Sturm der Liebe‘ ist eine Märchenwelt in Serie gepackt“, findet Martin Walde, der die Telenovela bereits als Kind mit seiner Oma sah. „Dazu die große Liebe, die in jeder Staffel neu erzählt wird, Landschaftsaufnahmen, die eine Ruhe in die Wohnzimmer tragen – das macht es aus.“
Von den „Sonnbichlers“ geht es direkt in die Wohnung der „Saalfelds“
Gedreht wird hauptsächlich im Studio 4/5 auf dem Bavaria-Filmgelände. Hier kann man von der gemütlichen, holzvertäfelten Küche der „Sonnbichlers“ direkt in die moderne „Saalfeld“-Wohnung schauen, wenn die Türen geöffnet sind. Eng geht es zu in den vermeintlich weitläufigen Fluren und Zimmern des Fünf-Sterne-Hotels „Fürstenhof“, das die Kulisse der Telenovela bildet. Doch die Details stimmen bis hin zu der zugehörigen Tageszeitung zum erfundenen Ort Bichlheim.
Dass die Serie ein wenig aus der Zeit gefallen ist, beweist das Faxgerät im Büro hinter der Rezeption. „Das wird tatsächlich noch bespielt“, sagt Szenenbildnerin Claudia Walter mit einem Lachen. Sie ist zuständig für diese Details – und für die ganz große Kulisse. Immer wieder dekoriert sie um, richtet „Wohnungen“ ein, wenn neue Darstellende dazu kommen. Etwas hat sie allerdings nie verändert: Zwei goldene Eulenfiguren stehen auf dem Tisch im Personalraum. „Die Zuschauer lieben diese Eulen. Die Figuren haben sogar die Explosion am Fürstenhof überlebt“, erzählt die Szenenbildnerin.
Damit meint sie das dramatische Bombenattentat aus dem Jahr 2011, das in das Drehbuch geschrieben wurde, um die Filmkulisse neu gestalten zu können. Damals war das Filmteam in das Studio von „Marienhof“ umgezogen, als wiederum diese Soap eingestellt wurde. Seitdem hat „Sturm der Liebe“ 2000 Quadratmeter zur Verfügung, doppelt so viel wie zuvor. Dafür wird das private Schloss Vagen in Oberbayern nicht mehr bespielt, das bis 2022 als Außenkulisse des Hotels diente. Das Motiv ist seitdem nur noch in den Zwischensequenzen und Landschaftsaufnahmen zu sehen.
Die Außenaufnahmen werden bei der sogenannten Mann-Villa gedreht, die den Westflügel des Hotels darstellt und auch ein paar Innenkulissen, wie den „Blauen Salon“ oder den Fitnessbereich, beherbergt. Die Villa wurde ursprünglich für den Film „Die Manns – ein Jahrhundertroman“ auf dem Bavaria-Filmgelände errichtet.
„Sturm der Liebe“ – täglich um 15.10 Uhr, Das Erste
Außendrehs und Drehs im Studio finden parallel statt, denn pro Tag wird eine komplette, 47-minütige Folge gedreht. Das bedeutet vor allem für die drei Schauspieler, die nun im Fokus der Handlung stehen, viel Arbeit. „Man ist den ganzen Tag am Set und kommt meist erst abends nach Hause“, berichtet Martin Walde. Doch dann muss noch der Text für den nächsten Tag gelernt werden: „Gegen 23 Uhr bin ich dann fertig, gehe ins Bett, und am nächsten Tag geht es wieder von vorne los.“ Das sei für eine Weile in Ordnung, zumal er liebe, was er tue. „Für einen Schauspieler ist es beruhigend, für ein Jahr eine feste Anstellung zu haben“, sagt er. Wer am Ende das Happy End bekommt, muss den „Fürstenhof“ verlassen. So ging es jedenfalls den meisten Traumpaaren. „Ich würde mich freuen, wenn ich noch ein Jahr länger mitspielen könnte“, gibt Walde zu.
Auch der Vertrag von Dieter Bach, der seit 2017 die Rolle des Bösewichts Christoph Saalfeld spielt, läuft immer nur über ein Jahr. Ob dieser verlängert wird, hängt damit zusammen, ob die Rolle Potenzial für weitere Folgen hat. „Mir gefallen die zwei Seelen, die in der Brust von Christoph Saalfeld schwingen. Und dass er gewisse Grenzen noch nicht überschritten hat“, sagt Bach. Wenn man wie er eine Rolle gut kenne, könne man sich auch leichter hineinfinden. „Trotzdem ist es ein enormes Pensum, das man hier erfüllen muss. Manchmal habe ich das Gefühl, mein Gehirn überschreibt dafür andere Kapazitäten, zum Beispiel wird meine Orientierung immer schlechter“, scherzt er.
Von Anfang an mit dabei ist Sepp Schauer, der den Portier Alfons Sonnbichler verkörpert und gemeinsam mit seiner Filmehefrau die guten Seelen der Serie. „Trotzdem können auch wir uns nicht sicher sein, dass wir für immer Teil von ‚Sturm der Liebe‘ bleiben“, sagt er. Doch die Meinung des Publikums werde auch berücksichtigt: „Und da ist der Alfons doch recht beliebt“, sagt er bescheiden.
Sendezeiten
Sturm der Liebe
Die Telenovela wird von Montag bis Freitag um 15.10 Uhr ausgestrahlt, außerdem sind die Folgen in der Mediathek zu finden. Bisher traten schon 19 Traumpaare vor den Traualtar. Initiiert von Bea Schmidt produziert die Bavaria Fiction die Serie seit dem 1. August 2005 in den Studios der Bavaria Film GmbH in Grünwald bei München.