Die Esslinger Bürgerstiftung hilft einkommensschwachen Familien, damit ihre Kinder am digitalen Unterricht teilnehmen können. Foto: dpa

Wann es wieder normalen Unterricht für alle Schüler gibt, steht weiter in den Sternen. Bis dahin müssen die Kinder daheim lernen. Doch nicht alle Familien haben die finanziellen Mittel, um die Voraussetzungen für digitalen Unterricht zu schaffen. Deshalb finanziert die Esslinger Bürgerstiftung Laptops fürs Homeschooling.

Esslingen - S

chülerinnen und Schüler aus Familien mit geringem Einkommen können in der aktuellen Corona-Krise bei der Bürgerstiftung Esslingen einen Antrag auf einen Laptop stellen. Der Kuratoriumsvorsitzende, Oberbürgermeister Jürgen Zieger, freut sich über das einmalige Projekt in der über 20-jährigen Geschichte der Stiftung: „Wir leisten damit einen wichtigen und unbürokratischen Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit, auch in Zeiten der Corona-Krise.“

Auslöser für das Projekt „Schüler lernen online“ ist, dass viele Kinder zu Hause nicht die technischen Möglichkeiten haben, um am digitalen Unterricht teilzunehmen. Die Bürgerstiftung ist bereit, bis zu 100 000 Euro aus ihrer Rücklage für das Projekt aufzuwenden. „Diesen Betrag schüttet die Bürgerstiftung in normalen Zeiten in vier Jahren aus“, erklärt OB Zieger. „Das zeigt wieder einmal, wie elementar die Corona-Krise sich auf unser Leben auswirkt.“

Die Anträge können ab sofort an das Esslinger Amt für Soziales, Integration und Sport gerichtet werden. Der zuständige Sozialamtsleiter und Geschäftsführer der Bürgerstiftung, Marius Osswald, hat es sich zum Ziel gesetzt, schon Anfang Mai die ersten Geräte auszuliefern. „Das klappt nur, weil alle an einem Strang ziehen und auch in der Krise voll einsatzfähig sind. Die Schulfördervereine, das Stiftungskuratorium, die ehrenamtlichen PC-Mentoren, die Lehrkräfte, die Schulsozialarbeiter und städtischen Ämter – alle sind mit im Boot.“ Die Fördervereine kaufen die Geräte ein und erhalten dann einen Zuschuss von der Bürgerstiftung. Schulamtsleiter Bernd Berroth lobt dieses Engagement: „Die Fördervereine zeigen mit ihrer Kooperation, dass Schule ohne Ehrenamt nicht zu machen ist.“

Sozialamtsleiter Marius Osswald richtet seinen besonderen Dank an die Engagiertengruppe der PC-Mentoren: „Es ist einer Gruppe von Ehrenamtlichen zu verdanken, dass wir die Laptops im gebrauchsfertigen Zustand ausliefern können.“ Die Ehrenamtlichen um Jens Hasler installieren das Betriebssystem, notwendige Officeprogramme, Anti-Viren-Software, alle schulspezifischen Programme und vieles mehr schon vor der Übergabe an die Schüler.

Um wirklich allen Anspruchsberechtigten einen Laptop zukommen zu lassen, ruft Oberbürgermeister Zieger die Esslinger Bürger dazu auf, an die Bürgerstiftung zu spenden: „Zeigen wir, dass wir auch in der Krise solidarisch miteinander sind. Jeder Euro hilft, die Ungleichheiten in den Bildungschancen unserer Kinder abzumildern.“ Gespendet werden kann ganz einfach online über die Seite www.gut-für-den-landkreis-esslingen.de

Die Bundesregierung hat vergangene Woche in einem zweiten Coronagesetzespaket die Förderung von Schülern aus finanziell schlechter gestellten Familien beschlossen. Sie sollen 150 Euro Zuschuss für technische Ausstattung erhalten. Zieger freut sich über die Synergien, die sich nun aus beiden Ansätzen ergeben: „Für 150 Euro bekomme ich keinen Laptop. Aber vielleicht können Esslinger Familien sich so noch einen Drucker oder den nicht vorhandenen Internetanschluss für die Zeit des Home-Schooling beschaffen.“ Vorteil des Esslinger Programms ist zudem, dass die Geräte zeitnah ausgeliefert werden können. Voraussetzung ist, dass die Anträge rechtzeitig bei der Stadt eingehen.

Das einseitige Antragsformular ist auf der Webseite der Stadt Esslingen eingestellt und wird über die Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter an den Esslinger Schulen verteilt. Anspruchsberechtigt sind Schüler aus Esslingen der Klassenstufen 5-13 der Esslinger Regelschulen aus Familien, welche, die auch Anspruch auf Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket oder auf den Esslinger Stadtpass haben. Es muss ein Eigenanteil in Form von 30 Euro Zuzahlung oder eine Unterstützung in Form von ehrenamtlicher Arbeit beim Förderverein der jeweiligen Schule geleistet werden. Anspruchsberechtigte, die für die Schularbeit seit der Schließung der Schulen einen Laptop oder PC gekauft haben, erhalten von der Bürgerstiftung hierfür ebenfalls einen Zuschuss.