Es ist nicht das erste Mal, dass Renate Schlegel für die Tafelläden anpackt. Foto: Caroline Holowiecki

Renate Schlegel aus Waldenbuch sagt, das Leben habe es gut mit ihr gemeint. Deshalb unterstützt sie die Tafelläden in Bernhausen und Böblingen mit Lebensmitteln, und jeder kann mitmachen.

Linsen, Spätzle, Saft, Konfitüre, Tee und vieles mehr: Schon am ersten Tag ist einiges in der Box. Die Sammelkiste, die Renate Schlegel rechts neben dem Eingang des Georg-Pfäfflin-Gemeindehauses in Waldenbuch abgestellt hat, füllt sich. Sie ist als Ablageort für Lebensmittel, aber auch für Hygieneprodukte bestimmt. Je mehr, desto besser, denn die Waren gehen an die Tafelläden in Bernhausen und in Böblingen.

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Bereits zu Beginn der Pandemie hat Renate Schlegel Güter für die Fildertafel in Bernhausen gesammelt – bei den Bürgern, den Kirchengemeinden im Ort, bei Unternehmen. Innerhalb von drei Monaten kamen damals 20 Autoladungen zusammen. „Was reingepasst hat“, sagt sie. Die Leute hätten Nudeln und Tomatensoße, H-Milch, Mehl, Zucker, Kaffee oder Marmelade gebracht, „die ganze Grundausstattung“.

Wo man die Sammelboxen findet

Nun wird wieder gesammelt, allerdings nur zwei Wochen lang. Bis zum Gründonnerstag werden Renate Schlegels Boxen bereitstehen. Als Kirchenmitglied hat sie bereits die evangelische Gemeinde für ihre Aktion gewonnen, „ich werde auch wieder erweitern, auf Firmen, die Mühlen oder die Hofläden“, sagt sie. Auch auf dem Wochenmarkt will sie werben.

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Die Tafeln benötigen die Waren tatsächlich dringend. Beispiel Fildertafel: In den Läden in Bernhausen, in Echterdingen und in Nellingen dürfen Menschen mit besonders wenig Geld einkaufen. Etwa 1000 Berechtigungsausweise sind aktuell im Umlauf; gut zehn Prozent mehr als noch vor Corona. Durch die ukrainischen Flüchtlinge wächst die Zahl der Bedürftigen weiter. Allerdings leidet die Fildertafel unter einem starken Einbruch bei den gespendeten Lebensmitteln.

Warum es der Fildertafel schlecht geht

Die Gründe sind vielschichtig. Der Hauptgrund ist, dass Firmen, die sonst die Tafel unterstützen, momentan in die Ukraine spenden. Konsequenz: ein Drittel weniger Lebensmittel als im Vorjahr, die das Team den Kunden anbieten kann. „Wir haben nicht mehr genug für die, die kommen. Wir haben kaum noch was, das wir rausstellen können“, betonte Tanja Herbrik vom Kreisdiakonieverband jüngst.

Renate Schlegel will die Not lindern. Dafür hat sie zwei Sammelkisten in Waldenbuch platziert: die eine am Georg-Pfäfflin-Gemeindehaus an der Liebenaustraße und eine zweite vor dem Haus der Begegnung an der Bahnhofstraße. Täglich schaut sie nach, ob die Bürger etwas abgelegt haben. Warum sie diese Arbeit auf sich nimmt? Die Tafeln seien ihr ein besonderes Anliegen. Immer wieder gebe sie dort auch privat etwas ab. „Das Leben hat es sehr gut mit mir gemeint. Ich fühle mich zuständig, die Leute zu unterstützen, denen es nicht so gut geht“, sagt sie. Renate Schlegel ist Altenpflegerin, das Soziale liege ihr im Blut, ebenso das Ehrenamt. In ihrer freien Zeit widmet sie sich beispielsweise Senioren.

Die 56-jährige gebürtige Waldenbucherin hofft, dass sich auch diesmal wieder viele Menschen beteiligen und haltbare Lebensmittel – keine Kühlwaren – und Hygieneprodukte in die Boxen legen. „Wenn jemand es nicht bringen kann, bin ich auch bereit, es zu holen“, sagt sie. Sobald ihr Auto wieder voll sei, „fahre ich die Runde und liefere die Sachen gleich ab“.