Die indische Polizei hat fünf Verdächtige nach einem mutmaßlichen Ritualmord an einem siebenjährigen Jungen festgenommen (Symbolbild). Foto: Imago/NurPhoto

Ein Siebenjähriger soll in der indischen Stadt Hathras einem Ritualmord zum Opfer gefallen sein. Drahtzieher soll der Schulleiter eines Wohnheims sein.

In Indien hat die Polizei nach einem mutmaßlichen Ritualmord an einem siebenjährigen Jungen fünf Verdächtige festgenommen.

Wie die Polizei am Freitag (27. September) mitteilte, war der Junge am Sonntagabend ((22. September) tot in seinem Bett in einem Wohnheim in der Stadt Hathras unweit des berühmten Taj Mahal gefunden worden. Der Schulleiter habe nicht die Polizei gerufen, sondern die Leiche im Kofferraum seines Autos versteckt.

Schulleiter wird als Drahtzieher verdächtigt

Der Ermittler Himanshu Mathur sagte, der Vater des Schulleiters werde verdächtigt, den Jungen als Opfergabe getötet zu haben, um der Schule Glück zu bringen. Neben dem Schulleiter und seinem Vater wurden noch drei Lehrer der Schule festgenommen.

Mathur machte keine genauen Angaben zu den Todesumständen des Kindes. Berichten zufolge wurde eine Obduktion der Leiche eingeleitet.

Laut Kriminalstatistik wurden in Indien zwischen 2014 und 2021 insgesamt 103 Fälle von Menschenopfern registriert. Bei solchen Ritualmorden geht es meist darum, Gottheiten zu besänftigen. Sie kommen vor allem in abgelegenen Gebieten vor, wo Hexenglaube und Okkultismus bis heute verbreitet sind.

Religiöser Ritus: Mann mit Machete geköpft

Im vergangenen Jahr hatte die Polizei fünf Männer wegen des Mordes an einer 64-jährigen Frau festgenommen, die 2019 nach dem Besuch eines Tempels im Nordosten Indiens mit einer Machete getötet und enthauptet worden war. Nach Angaben der Polizei hatte der Drahtzieher den Mord als Teil eines religiösen Ritus inszeniert, um den Todestag seines Bruders zu begehen.

2022 waren zwei Männer festgenommen worden, weil sie einen sechsjährigen Jungen in der Hauptstadt Neu Delhi ermordet haben sollen. Die beiden Bauarbeiter sagten bei der Polizei aus, sie hätten das Kind dem Hindu-Gott Shiva opfern wollen, um zu Reichtum zu gelangen.

Info: Ritualmorde in der Geschichte

Azteken
Die Götter der mittelamerikanischen Azteken waren durstig. Sie dürsteten nach Menschenblut. Schätzungsweise 10 000 Menschen wurden von den Priestern der präkolumbianischen indigenen Kultur jedes Jahr auf den Altären geopfert. Zwischen 1519 und 1521 wurden die Azteken von den Spaniern unter Hernán Cortés besiegt. Ihre Zivilisation verschwand nach und nach fast völlig. Auf den Ruinen ihrer Hauptstadt Tenochtitlan wurde Mexiko-Stadt erbaut.

Jungsteinzeit
Doch Menschenopfer gab es schon sehr viel früher. Bereits aus prähistorischer Zeit sind sie dokumentiert und kommen in vielen alten Kulturen vor. Sie waren die größtmöglichen Opferungen, bei denen Menschen im Rahmen einer religiösen Kulthandlung ermordet wurden. Die rituellen Opfer sollten den Göttern als Nahrung dienen, ihren Forderungen nachkommen, auf ihren Zorn reagieren, um weiteres Unheil von der Gemeinschaft abzuwehren oder um ihren Segen erbitten.

Pömmelte
In der Kreisgrabenanlage von Pömmelte bei Schönebeck (Elbe) in Sachsen-Anhalt, dem deutschen „Stonehenge“ haben Archäologen schon vor einigen Jahren die Skelette von Frauen und Kindern entdeckt, die vor rund 5300 Jahren zu rituellen Zwecke geopfert und danach in Schachtgruben geworfen wurden – tot oder lebendig, das ist unklar. Auch in anderen Gegenden Europas haben Spatenforscher Hinweise auf Menschenopfer in jungsteinzeitlichen Bauernkulturen gefunden.