Vor dem Gebäude des ehemaligen KZ Welzheim findet am 22. April eine Kundgebung für Demokratie und Menschenrechte statt. Die Initiatoren wenden sich gegen rassistische Hetze, gegen Menschenfeindlichkeit sowie Populismus.
Nie wieder ist jetzt! Unter diesem Motto rufen die Stadt Welzheim und der Historische Verein Welzheimer Wald zu einer öffentlichen Kundgebung am Montag, 22. April, um 18 Uhr auf dem Hermann-Schlotterbeck-Platz in Welzheim auf. Die Initiatoren wenden sich gegen rassistische Hetze, gegen Menschenfeindlichkeit, Populismus und gegen das menschenverachtende Konzept mit der verharmlosenden Bezeichnung Remigration. „Viele haben aus der deutschen Geschichte gelernt, aber leider nicht alle!“, so die Veranstalter. „Welzheim setzt mit der Kundgebung vor dem Gebäude des ehemaligen Konzentrationslagers Welzheim ein Zeichen für Demokratie, für eine offene und tolerante Gesellschaft und gegen Hass und Hetze“, heißt es in der Einladung.
Hinrichtungen im Henkersteinbruch
„Unser Grundgesetz ist nicht nur eine Verfassung. Es beinhaltet auch einen Auftrag für jeden Einzelnen von uns, das Eintreten für eine freiheitlich-demokratische Grundordnung. Ich lade alle Menschen, Vereine, Institutionen und Unternehmen auf dem Welzheimer Wald dazu ein, gemeinsam Flagge zu zeigen für diese Werte“, so Welzheims Bürgermeister Thomas Bernlöhr. Die Bürgermeister Raimon Ahrens aus Rudersberg, Michael Clauss aus Kaisersbach und Ronald Krötz aus Alfdorf haben ihr Kommen zugesagt, auch aus den Gemeinderäten werden Mandatsträger erwartet, teilt ein Sprecher der Gemeinde mit. Als Redner haben Landrat Richard Sigel sowie der ehemalige Regierungspräsident Johannes Schmalzl, Ilse Kerstin von der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes sowie Stadtpfarrer Thomas Stürmer zugesagt. Auch Schulen sind daran beteiligt.
Oberamtsgefängnis wurde zum KZ Welzheim
Der Historische Verein hat die Geschichte des KZ Welzheim dokumentiert: Von 1935 bis 1945 war das vormalige Oberamtsgefängnis Welzheim Außenstelle und Lager der Gestapoleitstelle Württemberg-Hohenzollern, dem sogenannten Hotel Silber, deshalb wird es auch als KZ Welzheim bezeichnet. Am 19. April 1945 wurde es auf Befehl des Reichsführers durch Lagerpersonal geräumt, die verbliebenen Gefangenen teils erschossen. Dieser Tag jährt sich 2024 das 79. Mal. Die Stadt Welzheim und der Historische Verein Welzheimer Wald haben deshalb bewusst den Zeitpunkt und den Ort für die Kundgebung gewählt.
Hinrichtungen im Henkersteinbruch
In dem Welzheimer Lager waren anfangs politisch nicht konforme Personen inhaftiert. Später saßen Personen aus allen Bevölkerungsschichten und am Ende des Krieges auch Fremdarbeiter und Kriegsgefangene ein. Die Häftlinge wurden entweder kurz, dauerhaft oder auch nur vorübergehend bis zum Weitertransport in eines der großen Konzentrationslager gefangengehalten. Zu Beginn waren um die 20 Häftlinge im Schutzhaftlager untergebracht, in der Endphase waren es bis zu 200 Häftlinge. Insgesamt passierten von 1935 bis 1945 bis zu 15 000 Häftlinge das KZ Welzheim. Die Häftlinge in Welzheim seien nicht wie in anderen Konzentrationslagern systematisch vernichtet worden, wie die Forschungen des Vereins ergeben haben, es wurden jedoch mindestens 65 Todesurteile wegen Delikten wie Spionage, Diebstahl, Fluchtversuch und Rassenschande durch Erhängen und Erschießen vollstreckt. Auch aus anderen Lagern oder direkt von der Gestapoleitstelle Stuttgart seien Häftlinge nach Welzheim überführt und dann hingerichtet worden. Die Hinrichtungen fanden im sogenannten Henkersteinbruch statt. Die Hingerichteten, die im KZ Verstorbenen und weitere Opfer der NS-Gewaltherrschaft wurden auf dem Friedhof in Massengräbern anonym verscharrt Der Gefängnistrakt wurde 1954 abgerissen. Das Kommandanturgebäude besteht nach wie vor am Hermann-Schlotterbeck-Platz und ist im Eigentum des Landes.
Weitere Informationen, auch über mögliche Führungen zu den Gedenkstätten, gibt es unter www.museumwelzheim.de.