Streeck hat sich zur aktuellen Corona-Lage geäußert. Foto: dpa/Federico Gambarini

Der Virologe Hendrik Streeck hält neue Corona-Maßnahmen für nicht notwendig. Sie würden keinen entscheidenden Einfluss mehr auf den Verlauf von Infektionswellen haben.

In der wiederkehrenden Diskussion um den richtigen Umgang mit der Coronapandemie hat sich der Virologe Hendrik Streeck nun gegen neue Corona-Maßnahmen ausgesprochen. - auch wenn er mit steigenden Zahlen im Herbst rechnet. Die Infektionswelle im Sommer habe gezeigt, dass Einschränkungen wie die Maskenpflicht letztlich keinen entscheidenden Effekt mehr hätten. Die Sommerwelle sei „von selbst entstanden und brach von selbst, ohne den Effekt von Maßnahmen“, sagte Streeck der „Bild am Sonntag“. „Maßnahmen können eine Corona-Welle verkleinern, aber nicht brechen.“

Der Virologe rät demnach von einer allgemeinen Maskenpflicht in Innenräumen ab. Die Maske als „wunderbare präventive Methode“ gegen Infektionen darzustellen, sei falsch, sagte Streeck, der dem Expertenrat der Bundesregierung angehört. Die meisten Menschen steckten sich in Privaträumen an. 

Streeck geht von weiter steigenden Zahlen aus

Stattdessen sollte man „besonders gefährdeten Menschen erklären, in welchen Situationen eine Maske wichtig ist und wie sie richtig getragen wird“. Streeck erklärte laut „Bild am Sonntag“: „Es kann nicht mehr unser Ziel sein, jede Infektion zu vermeiden.“

In der Sommerwelle habe es „wohl weit mehr als eine Million Neuinfektionen pro Tag“ gegeben, zähle man die unentdeckten Fälle dazu. „Das hat die aktuelle Welle sicherlich ausgebremst.“ Dennoch sei „davon auszugehen, dass im Laufe des Herbsts die Zahlen wieder ansteigen“, erklärte Streeck der Zeitung.

Patientenschützer halten Maskenpflicht für unsinnig

In der laufenden Debatte habe sich zudem Patientenschützer gegen eine Maskenpflicht für Pflegeheimbewohner ausgesprochen. Das fordert die . „Nachdem Hessen und Baden-Württemberg die Maskenpflicht für Pflegeheimbewohner gekippt haben, muss die Ampel-Koalition sofort handeln“, sagte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz am Samstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): „Es darf nicht vom Wohnort abhängen, ob Menschen außerhalb ihres Zimmers einen Mund-Nasen-Schutz tragen müssen. Grundrechte gelten im ganzen Bundesgebiet.“

Da die „groteske“ Vorschrift Teil eines Bundesgesetzes sei, müssten Kabinett und Bundestag das Infektionsschutzgesetz ändern, so Brysch weiter: „Bis zur Vorweihnachtszeit muss Schluss damit sein, pflegebedürftige Menschen mit der unsinnigen Vorschrift zu quälen. Stattdessen sind tägliche Testkonzepte für Beschäftigte und Besucher konsequent in den Einrichtungen umzusetzen.“

Kürzlich hatte Brysch dazu vorgeschlagen, tägliche Schnelltests für Beschäftigte mit PCR-Tests zweimal die Woche zu kombinieren: „So kann das Virus effizient gestoppt werden, bevor es die hochbetagten Menschen erreicht.“