Ein Arzt aus Karlsruhe hat Ende April einen homo- und transphoben Tweet verfasst. (Symbolbild) Foto: imago images/Westend61/Joseffson, via www.imago-images.de

Ein Herzchirurg der Karlsruher Helios-Klinik bezeichnet Anfang April in einem Tweet auf Türkisch Homo- und Transsexualität als Krankheit. Der Klinik-Geschäftsführer bezieht nun Stellung – und gibt die Trennung mit dem Arzt bekannt.

Stuttgart - Die Helios-Klinik in Karlsruhe beendet die Zusammenarbeit mit einem ihrer Herzchirurgen. Die Nachricht mag gewöhnlich klingen, hat jedoch eine Vorgeschichte, die die Klinik Anfang April in Erklärungsnot brachte.

Der Arzt, der seit 20 Jahren in der Herzchirurgie der Klinik arbeitete, twitterte auf seinem privaten Account auf Türkisch: „Bir hekim olarak Eşcinselliğin, transsexuelliğin hastalık olduğunu belirtmek isterim“. In der Übersetzung ins Deutsche bedeute das: „Als Arzt möchte ich hier erwähnen, dass Homosexualität und Transsexualität Krankheiten sind.“ Der Tweet wurde mittlerweile gelöscht. Damals erreichte der Post 55.000 Likes und über 6000 Retweets – eine Reichweite, die der Arzt offenbar unterschätzt hat. Eine Vielzahl von Menschen reagierte mit Entsetzen auf die Aussage – und forderte die Karlsruher Klinik zum Handeln auf.

Große Betroffenheit unter den Kollegen

Das Unternehmen beurlaubte den Chirurgen vorerst. Fast zwei Monate später zieht die Klinik nun nach internen Ermittlungen und mehreren Gesprächen mit dem Arzt einen kompletten Schlussstrich. David Assmann, Geschäftsführer der Karlsruher Klinik, äußerte sich in einer Stellungnahme zur Trennung: „Die fraglichen Äußerungen des Mitarbeiters haben uns erschüttert. Sie stimmen in keiner Weise mit unseren Handlungsgrundsätzen, unseren Ansichten und mit dem Geist, der in unserem Unternehmen herrscht, überein.“ Man habe sich darauf geeinigt, die Zusammenarbeit ab sofort zu beenden, heißt es.

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Die Aussagen haben bei den Kollegen „große Betroffenheit“ ausgelöst und viele Mitarbeitet „deutlich verunsichert“, führt Assman aus. „Für uns als Arbeitgeber ist der klare medizinische Kontext des Posts sehr irritierend, denn wir begegnen allen unseren Patienten selbstverständlich offen und vorurteilsfrei“, begründet der Geschäftsführer die Trennung.

Der Post des Arztes löste laut Klinik unter den Mitarbeitern eine intensive Diskussion aus. Spontan fanden sie sich innerhalb weniger Stunden ein Großteil der Belegschaft für eine Fotoaktion unter dem Namen „Wir stehen für Vielfalt“ zusammen.