Energiewende hinter dem Haus: Jürgen Schäfer zeigt die beiden Wärmepumpen, die seit Kurzem am Netz sind; innen musste der Stuttgarter Verein keine Heizkörper tauschen. Foto: Ferdinando Iannone

Seit wenigen Tagen sind die beiden großen Wärmepumpen des Liederkranzes Botnang in Betrieb. Die neue Heizung ist nicht die einzige moderne Technik am Brahmsweg.

Jürgen Schäfer steht im großen Saal, der die Ausmaßen einer kleinen Kirche hat. Und dabei ist der weit kleiner als der frühere, der 1944 von einer Brandbombe zerstört worden ist. In den einstigen pompösen Saal des Liederkranzes Botnang, mit 165 Jahren der älteste Verein in dem Stuttgarter Bezirk, passten 1000 Leute. Der „neue“ von 1953 bietet bei beispielsweise Konzerten oder Hochzeiten Platz für 350 Personen. Im Winter, der nun allmählich anbricht, sind es zwei große Wärmepumpen, die den Gästen dann einheizen.

Stuttgarter Verein mit neuester Technik

Der Liederkranz Botnang vereint den Charme der 1950er-Jahre mit modernster Technik. Was man ja auf den ersten Blick nicht denken würde, sagt Jürgen Schäfer: Hinter den Kulissen ist alles auf dem neuesten Stand. Die Tontechnik, aber auch die Energieversorgung.

Die Solaranlage hat der Verein aus Stuttgart bereits seit 2022; der Speicher (hier im Bild) hat eine Normleistung von 19,5 Kilowattstunden. Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

Jürgen Schäfer ist seit 2019 Vorsitzender des Botnanger Liederkranzes. 2020 kam Corona, 2021 dann ein schwerer Sturm. Der Dachfirst sei danach um knapp einen Meter versetzt gewesen, erzählt er. „Die Halle wurde vorübergehend gesperrt.“ Sie ließen die Südseite des Daches erneuern. 80 000 Euro Kosten, gestemmt mit Zuschüssen und einem Spendenmarathon.

2022 ging die Solaranlage in Betrieb, knapp 30 Kilowattpeak Leistung, erneut ein Invest von 80 000 Euro. Dazu einen Speicher und zwei E-Ladesäulen. Die meiste Sonnenenergie verbrauche der Liederkranz selbst. Jetzt erst recht, denn seit Kurzem sind die beiden neuen Wärmepumpen am Netz. „Es war einfach Zeit.“

Vertreter der Stadt Stuttgart informieren zu Förderung

Seit 1961 heizte der Liederkranz mit Gas. „Die Heizung hatte regelmäßig Aussetzer“, sagt Jürgen Schäfer. Viel Geld sei in die Wartung geflossen. Das ist seit zwei Wochen Geschichte. „Uns ist wichtig: weg vom Gas.“ Doch wer vor dem Haupteingang der Liederkranzhalle steht, sieht davon erst einmal nichts. Die beiden großen Wärmepumpen mit einer Heizleistung von 50 Kilowatt verstecken sich hinter dem Haus, direkt darüber die Photovoltaik-Anlage, daneben E-Ladesäulen.

Ein 1000-Liter-Pufferspeicher bunkert die Wärme. „Wir sind gespannt, wenn es mal richtig kalt wird“, sagt Jürgen Schäfer. „Es ist ein kleines Abenteuer.“ Die Heizkörper mussten sie nicht tauschen. Im Saal haben sie unter die Heizungen sogenannte Booster montiert. „Für eine bessere Fußwärme“, erklärt er. Nur in der Küche brauchen sie noch Gas für den Herd. Noch. „Das kommt alles weg, sodass wir in Kürze die Gasuhr demontieren können.“

140 000 Euro haben Wärmepumpen, Speicher, Verrohrungen und Dämmung gekostet. Finanziert werden sie aus einem Vermächtnis, mit Förderungen, Spenden „und mit ganz viel Eigenleistung“, sagt Schäfer. „Durch die Mischung ist so etwas überhaupt nur zu leisten.“ Wichtig war ihnen, dass sie die Kosten nicht auf die Mitgliedsbeiträge umlegen – zurzeit 178 Leute. Die Zwischenfinanzierung sei eine Herausforderung, aber wenn die Spendenbereitschaft anhalte, sei die neue Heizung in einem Jahr abbezahlt.

Bei einem Tag der offenen Tür am Freitag, 17. Oktober, 17 bis 18 Uhr, informiert der Liederkranz öffentlich, wie ihm das Projekt gelungen ist. Mit dabei: Energieberater, Handwerker und Vertreter des städtischen Kulturamts zum Thema Förderung. Die Adresse lautet Brahmsweg 24.