Hitzefrei? Das letzte Wort haben die Schulleitungen. Foto: dpa

Heiß, heißer Hitzefrei? Nicht alle Schülerinnen und Schüler dürfen trotz Rekordtemperaturen früher gehen. Mancherorts gibt es trotzdem Abkühlung.

Bei Rekordtemperaturen von bis zu 38 Grad am Mittwoch ist konzentriertes Lernen schwierig. Für alle, die sich auf Hitzefrei gefreut haben, gibt es eine kalte Dusche: Eine gesetzlich festgelegte Temperatur, ab der Hitzefrei automatisch erteilt wird, gibt es in Baden-Württemberg nicht. Letztlich entscheidet die Schulleitung darüber. Das Kultusministerium gibt nur Empfehlungen aus. Wenn es um 11 Uhr vormittags im Schatten mindestens 25 Grad hat, kann Hitzefrei gegeben werden, aber frühestens nach der vierten Schulstunde. Nach Möglichkeit sollen sich die benachbarten Schulen absprechen und ähnliche Regelungen treffen.

Hitzefrei: Sauna in Schulcontainern auf dem Zollberg

So ist es auch in Esslingen. Alle weiterführenden Schulen – Gymnasien, Realschulen und Gemeinschaftsschulen – haben sich darauf geeinigt, dass der Unterricht am Mittwoch, wie schon am Tag zuvor, bereits nach der sechsten Stunde endet. Gleichzeitig müsse sich jede Schule aber auch die Verhältnisse vor Ort anschauen, betont die geschäftsführende Schulleiterin Carolin Saar. So hat sie als Rektorin der Zollberg-Realschule am Mittwoch Hitzefrei bereits ab 12 Uhr erlaubt.

Denn solange der Schulneubau noch nicht fertig ist, findet der Unterricht an der Traifelbergstraße bekanntermaßen in Containern statt. „Hier steht die Luft“, sagt Carolin Saar. Schon am Vormittag zeigt das Thermometer in ihrem Büro fast 33 Grad an. Auch Durchzug und Ventilatoren können gegen diese Saunatemperaturen nicht mehr viel ausrichten. Abgesehen von Hitzefrei würden die Lehrkräfte an ihrer und auch an den anderen Schulen versuchen, den Unterricht so angenehm wie möglich zu gestalten und ihn gegebenenfalls nach draußen oder in einen schattigeren Raum zu verlegen.

Vor allem in Grundschulen ist Hitzefrei schwierig, denn die Eltern, von denen viele berufstätig sind, müssen sich darauf verlassen können, dass ihre Kinder auch betreut werden, betont Carolin Saar. In dieser Zwickmühle befindet sich auch der neue Schulleiter der Seewiesenschule im Esslinger Norden, Alexander Wroblewski. Die Klassenstufen fünf bis zehn seiner Gemeinschaftsschule haben nach der sechsten Stunde Hitzefrei. Für Kinder bis zur siebten Klasse ist – ähnlich wie zu Corona – eine Notbetreuung möglich, sofern die Eltern Bedarf haben. Für die gymnasiale Oberstufe und berufliche Schulen sieht das Kultusministerium übrigens kein Hitzefrei vor.

Schulcontainer wie auf dem Esslinger Zollberg heizen sich stark auf. Foto: Roberto Bulgrin

Die für den Ganztag angemeldeten Grundschülerinnen und -schüler der Seewiesenschule müssen dagegen regulär bleiben. Ihr Schultag endet um 15 Uhr. „Das sind aber nette Nachmittage, wir sind viel draußen, es gibt Eis und Wasserschlachten“, versichert Alexander Wroblewski. Über die jeweiligen Elternbeiräte hatte er zuvor abfragen lassen, wer auf eine Betreuung angewiesen ist. In manchen Klassen seien das 80 Prozent der Ganztagseltern gewesen. Auch weil er kein logistisches Chaos verursachen wollte, etwa wenn Mensaessen um- oder abbestellt werden müssen, hat er sich gegen Hitzefrei an der Grundschule entschieden.

Stadt als Schulträger sollte sich über Hitzeschutz Gedanken machen

„Wir brauchen aber eine Lösung für die Zukunft“, sagt Wroblewski, denn angesichts des Klimawandels werde es noch viele weitere extreme Hitzetage geben. Er sei deshalb offen dafür, Hitzefrei auch an der Ganztagsgrundschule flexibler zu gestalten. „Sofern die Mehrheit der Eltern dafür ist“, betont er. Der Schulleiter Alexander Wroblewski sieht aber auch die Schulträger in der Pflicht: „Wenn es bereits im Juni oder Juli derart heiß ist, während hier noch keine Sommerferien sind, muss die Stadt sich über geeignete Maßnahmen Gedanken machen“, appelliert er.