Ein Familienausflug ist mit dem Kabinenroller von Heinkel kein Problem. Bis zu vier Personen finden in ihm Platz. Quelle: Unbekannt

Stuttgart (red) - Rund 1500 Aussteller präsentieren auf der Retro Classics ihre Fahrzeuge. Kein Wunder, pilgern zahlreiche Oldtimer-Fans auf die Landmesse. Auch aus Stuttgarter Automobilschmieden sind etliche Schmuckstücke zu sehen. Doch nicht nur Porsche und Mercedes, sondern auch Kabinenroller von Heinkel. Zu seinem 60. Geburtstag haben Liebhaber des Dreirads eine kleine Sonderschau auf die Beine gestellt.

„Wie in einem Cockpit“ schwärmen Oldtimer-Fans, die zum ersten Mal in einer Heinkel Kabine Platz nehmen, begeistert von der Sicht durch die Rundumverglasung dieses „Bubble-Cars“. Und selbst große Zeitgenossen finden auf dem Vordersitz genügend Beinfreiheit und Platz nach oben - auch wenn das Faltdach geschlossen bleibt.

Ins Leben gerufen wurde die Heinkel Kabine vor 60 Jahren in den Heinkel-Werken in Stuttgart-Zuffenhausen, in der Hellmuth-Hirth-Straße, wo heute Edelkarossen der Marke Porsche entstehen. Im März 1956 begann die Serienproduktion des innovativsten Kleinwagens der Wirtschaftswunder-Zeit.

Somit avancierte der ehemalige Flugzeugbauer Ernst Heinkel zum damaligen dritten Stuttgarter Automobilbauer, neben Mercedes-Benz und Porsche. Erfolgsgewohnt mit dem Heinkel Tourist Roller und dem Moped Heinkel Perle, wollte die Firma Heinkel auch an dem aufstrebenden Markt für kleine PKW partizipieren. Nach einigen Versuchsmodellen kristallisierte sich ein Kabinenroller heraus, der zwar äußerlich an die Iso und BMW Isetta erinnerte, aber völlig andere innere Werte beinhaltete: Konsequente Leichtbauweise und Merkmale aus dem Flugzeugbau führten zu einem nur 245 Kilogramm schweren Dreirad, das von dem bewährten und leicht zu übernehmenden Heinkel-Tourist-Roller-Motor mit 175 Kubik angetrieben werden konnte. Dem Motor wurde lediglich noch ein Rückwärtsgang spendiert. Trotzdem finden bis zu vier Personen Platz in dem lichtdurchfluteten Innenraum. Spätere Modifikationen brachten Motoren mit 198 bis 204 Kubik, die feinen Unterschiede der jeweilig gültigen Besteuerung geschuldet. Als die Nachfrage nach vierrädrigen Mobilen stieg, wurde die Heinkel Kabine auch mit Doppelrad am Heck produziert. Der Zusammenbau wurde nach Speyer verlegt und erreichte leider nie große Rentabilität. In Werken in Irland und England, zuerst unter dem Namen Heinkel, dann auch beim Lizenznehmer Trojan entstanden noch länger größere Stückzahlen.

Heute sind die Kabinchen nicht nur Hingucker auf der Straße und Spaß-Mobile ersten Ranges, sondern sehr beliebte Sammelobjekte. Deren Wert steigt stetig, dank der regen Arbeit, der Ersatzteilversorgung und Expertise des Heinkel-Club-Deutschland. Getreu dem Werbespruch des Clubs: „Wir halten in Lauffen die Legende am Laufen“. Auf der Retro Classics steht die Ausstellung der Schwobaheinkler, dem Südwest-Chapter des Heinkel-Clubs, im Zeichen der Kabinen. Zu finden sind sie in Halle 5.

Die Retro Classics findet noch bis morgen, 20. März, in der Landesmesse Stuttgart statt. Geöffnet ist von 9 bis 18 Uhr.