Mit Olaf Scherbaum hat die Gemeinschaft für Heimatgeschichte in Neuhausen einen neuen Vorsitzenden. Der 49-Jährige will den Verein „sichtbarer machen“.
Mit ihrem neuen Vorsitzenden Olaf Scherbaum will die Gemeinschaft für Heimatgeschichte in Neuhausen sichtbarer werden. „Es geht darum, mehr Menschen für die vielen Angebote zu begeistern, die wir machen“, sagt der 49-Jährige. Karl Bayer, der den Verein seit 2013 führte, bleibt im Team. Der 79-jährige Archivar ist froh, dass die rührige Gemeinschaft nun wieder eine Zukunftsperspektive hat.
Ganz einfach sei es nicht gewesen, einen neuen Vereinschef zu finden, sagt Bayer. Dem Senior war es wichtig, „mit jüngeren Gesichtern die Heimatforschung auf eine breitere Basis zu stellen.“ Mit seinem Beruf als IT-Experte bei der LBBW und seinen Tätigkeiten in Neuhausener Vereinen ist Olaf Scherbaum gut eingespannt. Die Vergangenheit der katholisch geprägten Fildergemeinde zu erforschen und die Menschen mit der Geschichte vertraut zu machen, das findet er eine wichtige Aufgabe. Dass Schülerinnen und Schüler heute kaum noch über das dunkle Kapitel des Nationalsozialismus Bescheid wissen, bereitet Scherbaum Sorge. Da will der neue Vereinschef „mit neuen Formaten gezielt die jungen Leute ansprechen“, Akzente setzen.
Dass Scherbaum und Karl Bayer schon jetzt ein eingespieltes Team sind, spürt man schnell. Seit Jahrzehnten erforscht Karl Bayer die Heimatgeschichte Neuhausens. Weil der Senior, der unter anderem im Musikverein aktiv ist, in der Fildergemeinde bestens vernetzt ist, hat er viele Fotos aus privaten Sammlungen bekommen und digital archiviert. „Die katalogisieren wir Schritt für Schritt“, sagt Bayer. Dazu ist er im ständigen Austausch mit Zeitzeugen, „die mir ihre persönlichen Geschichten aus dem Ort erzählen.“
Mit dem Volk’schen Salon im Oberen Schloss hat die Gemeinschaft für Heimatgeschichte seit Februar 2011 einen eigenen Ausstellungsraum. Der bürgerliche Salon aus dem 19. Jahrhundert spiegelt jedoch nur einen kleinen Teil der Historie. 2024 weihten die historisch interessierten Neuhausener in der neuen Aussegnungshalle ihr kleines Heimatmuseum ein. In zwei Räumen auf dem Friedhof ist Geschichte kompakt zu entdecken. Spuren aus römischer Zeit nehmen die Gestalter da ebenso in den Blick wie das Handwerk der Stuckateure, das in Neuhausen blühte. Reizvoll ist auch der Blick auf die Geschichte der Straßenbahn. Trotz der beengten Verhältnisse sind die Vitrinen und Wände liebevoll gestaltet. Gemeinsam mit Dieter Kremer hat Bayer die Räume renoviert und eingerichtet. „Wir haben uns lange vergeblich dafür eingesetzt, ein Heimatmuseum einzurichten“, erinnert Bayer an die Diskussionen vergangener Jahre. „Jetzt ist für ein solches Vorhaben sicherlich kein Geld mehr da.“
Ein Museum für Begräbniskultur
Dennoch zeigt die Gemeinschaft für Heimatgeschichte ihre Exponate an anderer Stelle. Wenige Gehminuten entfernt auf dem Friedhof ist das Museum für Begräbniskultur in der Alten Aussegnungshalle zu finden. Da erzählen historische Grabsteine und Tafeln von der Vergangenheit Neuhausens. Bayer und Kremer haben auch dieses Lapidarium eingerichtet. Ausdrücklich lobt Bayer da „die Unterstützung der Gemeinde, die unsere Projekte ermöglicht“.
Gemeinsam hat die Gemeinschaft einen Ortsrundgang mit Tafeln entwickelt, die griffigen Texte an den historischen Gebäuden stammen von Rosemarie Kremer. Beliebt sind auch die Führungen durch Neuhausen mit seinen vielen historischen Gebäuden. Die schneidet Gisela Fuchs auf die jeweiligen Gruppen zu. „Sie kann sich vor Nachfragen kaum retten“, sagt Scherbaum und lacht. Deshalb möchte der junge Vereinschef mehr Neuhausener dafür begeistern, Touren anzubieten. Ein wertvolles Archiv für die Ortsgeschichte ist die Homepage, die der Verein mit dem Profi und Vereinsmitglied Andreas Lang gestaltet. Klar gegliedert, sind da historische Fakten zu finden.
Ausstellungen über das Bädle und den Saalbau
Mit Ausstellungen zu historischen Themen im Rathaus erreicht der Verein ebenfalls ein breites Publikum. Dabei sind die Themen vielfältig. Die Geschichte des Freibädles haben Bayer und sein Team ebenso dokumentiert wie die 125-jährige Geschichte des Saalbaus. Viele Menschen, die den Bürgerservice nutzen, kommen so an den Vitrinen vorbei. Über diese Kooperation mit der Verwaltung sind Scherbaum und Bayer sehr froh.
Welche Pläne hat der neue Vorsitzende? „Ich übernehme das Amt zunächst mal für ein Jahr und werde dann sehen, wie es klappt“, sagt Scherbaum. Denn Beruf, Familie und Ehrenamt wollen vereinbart werden. Dem 49-Jährigen ist es wichtig, „dass wir die Arbeit noch stärker als bisher auf mehrere Schultern verteilen“. Da baut er auch auf das starke Netzwerk in Neuhausen. Hier seien viele „in 15 oder mehr Vereinen“. Mit dem jungen Team des Vereins „Ich bin Bauze“, der die Tradition lebendig halten und neue Wege gehen will, strebt er da eine enge Zusammenarbeit an. Mit Instagram-Posts erreichen wir ein ganz neues Publikum, ist Scherbaum überzeugt. „Wenn wir mehr und mit neuen Medien an die Öffentlichkeit gehen, lassen sich auch junge Mitglieder für die Geschichte begeistern.“
Geschichte im Internet
Überblick
Auf ihrer Homepage hat die Gemeinschaft für Heimatgeschichte die wichtigsten historischen Fakten über Neuhausen übersichtlich zusammengefasst. Themen sind unter anderem der Orts-Adel, urbanes Leben sowie Tradition und Kultur. Auch historische Gemeinderatsprotokolle sind zu finden. Die Fakten hat der Verein mit Bildern aufbereitet. Weitere Informationen: www.heimatgeschichte-neuhausen.de
Bücher
Karl Bayer und Winfried Merz haben Bücher über Neuhausen herausgegeben. Die Liste der Publikationen ist auf der Homepage zu finden. Sie haben unter anderem Dokumente über bekannte Neuhausener Familien gesammelt und deren Geschichte über die Jahrhunderte mit Fotos und Abildungen dokumentiert.