Von Kirchheim/Teck in die Welt: In rund 40 Ländern wird SUPRATHEL® heute verwendet. Foto: PolyMedics Innovations/Ralph Koch

Heiße Flüssigkeiten können lebensgefährlich sein. Vor allem für Kleinkinder. Mit dem Hautersatzmaterial von PolyMedics Innovations aus Kirchheim/Teck können Verbrennungen schmerzlindernd behandelt und der Heilungsprozess beschleunigt werden.

Der Teller mit Suppe oder der Becher frisch aufgegossenen Tees: Speziell für Kleinkinder, die gerade laufen können, sind heiße Flüssigkeiten ein Gefahrenherd. Sie sind mobil und „endlich“ groß genug, um Tisch, Herd oder Arbeitsoberfläche der Küche zu erreichen. Ergießt sich eine heiße Flüssigkeit übers Kind, kann das, je nach Menge, zu lebensgefährlichen Verletzungen führen – und zwar viel schneller, als Eltern denken.

Verbrennungen: Kinder sind am häufigsten betroffen

Rund 7500 Kinder erleiden jährlich in Deutschland so starke Verbrühungen und Verbrennungen, dass sie in Krankenhäusern behandelt werden müssen. Sie stellen 70 Prozent aller Verbrühungs- und Verbrennungsopfer dar und sind damit deutlich gefährdeter als Erwachsene. Dies zeigt der Jahresbericht der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin.

Die Behandlung von Brandopfern hat sich in den letzten 15 bis 20 Jahren grundlegend geändert. Dr. Carsten Krohn, leitender Arzt des Zentrums für Schwerbrandverletzte Kinder an der München Klinik Schwabing erklärt: „Zu Beginn meiner Laufbahn wurden Verbrühungen noch offen versorgt, das heißt, die Patienten lagen mit ihren offenen Wunden in einem sehr warmen Raum. Weil Verbrennungen und insbesondere die Verbandswechsel enorm schmerzhaft sind, wurden die Patienten sediert, also betäubt. Um Wundinfektionen zu vermeiden, musste man sie zudem isolieren. Für Kinder war das eine traumatische Erfahrung, genauso wie für die Eltern.“

Revolution in der Behandlung von Verbrennungen

Heute gibt es zum Glück andere Lösungen. Das Klinikum München arbeitet seit mehr als 15 Jahren mit SUPRATHEL®, einem synthetischen Hautersatz. Das Material sieht aus wie ein dünnes Papier und wird einmalig direkt auf die betroffenen Areale aufgelegt. Es verbleibt dort während der gesamten Zeit, in der die Wunde heilt und löst sich danach auf.

Dieser künstliche Hautersatz beruhigt, lindert Schmerzen und fördert die Wundheilung. In Kombination mit Fettgaze wird es durchsichtig, so dass der Arzt zur Wundkontrolle nicht den kompletten Verband öffnen muss, sondern durch die untere Verbandsschicht – also SUPRATHEL® – hindurchsehen kann. Patienten haben daher beim Verbandswechsel kaum Schmerzen. Brandverletzte Kinder tolerieren Berührungen und können auf dem Schoß ihrer Eltern Trost und Nähe erfahren. Zudem dürfen die Kinder dank SUPRATHEL® schneller nach Hause.

SUPRATHEL®: „Goldstandard“ bei Behandlung von Verbrennungen

„Wir setzen SUPRATHEL® rund 150-mal im Jahr ein, insbesondere bei Verbrennungen zweiten Grades, also beispielsweise bei Verbrühungen“, berichtet der leitende Arzt des Zentrums für Schwerbrandverletzte Kinder an der München Klinik Schwabing, Dr. Carsten Krohn. In Deutschland ist SUPRATHEL® damit in der Behandlung von Verbrühungen und Verbrennungen mit einem Marktanteil von rund 70 Prozent der „Goldstandard“.

Hautersatzmaterial made in Stuttgart und Region

Seinen Ausgang hat das Material bei Professor Heinrich Planck. „Die Idee von einer künstlichen Haut hat mich schon als junger Mann fasziniert“, sagt er. Seine Vision ließ ihn nicht los, obwohl er, dem Wunsch des Vaters folgend, nicht Medizin, sondern Maschinenbau studierte.

Beruflich und wissenschaftlich widmete er sich der Medizin- und Verfahrenstechnik. Gemeinsam mit vier weiteren Wissenschaftlern gelang Professor Planck schließlich in den neunziger Jahren die Entwicklung eines Materials, das viele hauttypische Parameter vereint. 1998 konnte ein SUPRATHEL®-Prototyp am Stuttgarter Marienhospital getestet werden. Die Reaktion der Mediziner war eindeutig: „Die später folgende Zulassungsstudie wurde sogar abgebrochen, weil es die behandelnden Ärzte für unverantwortlich hielten, den Patienten SUPRATHEL® vorzuenthalten“, berichtet Professor Heinrich Planck.

Er ist heute Senior-Chef von PolyMedics Innovations (PMI) in Kirchheim/Teck, das SUPRATHEL® herstellt und vertreibt. Die Leitung teilt er sich seit acht Jahren mit seinem Sohn Christian Planck, der Unternehmen und Vertrieb internationalisiert hat. Im vergangenen Jahr ist das Unternehmen in sein neues, großzügiges Firmengebäude in Kirchheim/Teck umgezogen. „Heute ist SUPRATHEL® in rund 40 Ländern weltweit in Verwendung“, sagt Heinrich Planck. „Es hat in mehr als 240.000 Fällen zur Behandlung von Verbrennungen und Verbrühungen beigetragen.“