In der Corona-Krise wurden in manchen Tierheimen Kleintiere häufiger vermittelt. (Symbolfoto) Foto: AP/Joerg Sarbach

Der Traum von einem Haustier bleibt wegen mangelnder Zeit oft nur eine Wunschvorstellung. In der Corona-Krise war in vielen Haushalten reichlich davon vorhanden. Wie hat sich das auf die Vermittlung in Tierheimen in Stuttgart und der Region ausgewirkt?

Stuttgart - Viel Zeit daheim, wenig Kontakt zu anderen, vielleicht auch Einsamkeit haben in den vergangenen Wochen bei manchen Menschen den Wunsch nach einem Haustier aufkommen lassen. Nun werden die Corona-Beschränkungen nach und nach gelockert. Der „normale“ Alltag kehrt stückweise zurück und damit auch Verpflichtungen, die die Corona-Krise kurzzeitig außer Kraft gesetzt hat. Laut einer YouGov Umfrage arbeiteten im Juni 16 Prozent der Berufstätigen noch von Zuhause aus, im März waren es noch 22 Prozent. Mit der Rückkehr ins Büro fehlt eventuell auch die Betreuungsmöglichkeit für das in der Corona-Krise angeschaffte Haustier. Wie ist die Lage in den Tierheimen?

Beim Tierheim Stuttgart merkt man von einem Haustierboom weiterhin nichts, wie Sprecherin Petra Veiel berichtet. Die Nachfrage sei nicht anders als sonst. Mit Blick auf die Corona-Krise sei man bei der Vermittlung, die derzeit – wie bei den meisten Tierheimen – zunächst telefonisch stattfindet, relativ streng. „Wir achten darauf, dass sich Interessenten dauerhaft kümmern können“, sagt Veiel. Auch in Bezug auf ausgesetzte Tiere sei keine Zu- oder Abnahme spürbar, das sei ein ganzjähriges Problem und keines, das nur im Sommer aufkomme.

Im Tierheim Großerlach im Rems-Murr-Kreis zeigt sich ein ähnliches Bild. Menschen, die ihr gerade angeschafftes Haustier wieder loswerden wollen, gibt es laut Avana Eder, Geschäftsführerin beim Tierschutzverein Backnang, überhaupt nicht. Das neue Vermittlungssystem, bei dem unter Einhaltung der Hygienevorschriften Termine vergeben werden, würde gut angenommen. Anfragen nach Hunden und Katzen gebe es inzwischen deutlich weniger.

Hasen, Hamster und Co. sind gefragt

Constanze Heidbrink, ehrenamtliche Helferin beim Tierheim Esslingen, berichtet von einer gleichbleibenden Nachfrage nach Hunden und Katzen, die auch die Corona-Krise nicht hat steigen lassen. Anders sehe es bei Hasen, Hamstern und Co. aus. „Deutlich war in der Corona-Zeit die erhöhte Nachfrage nach Kleintieren“, sagt Heidbrink. Dies hängt ihrer Ansicht nach mit der veränderten Situation im Hinblick auf geschlossene Schulen und der damit einhergehenden Kinderbetreuung zusammen.

Bisher sei eine Flut an zurückgebrachten Haustieren ausgeblieben. Bei der Vermittlung achte man während der Corona-Krise besonders darauf, die Interessenten darauf hinzuweisen, dass die Anschaffung eines Haustiers einiges mit sich bringt. Punkte wie die Finanzen, die Urlaubsbetreuung und die Lebenserwartung des Tieres würden nochmals verstärkt betont. Die Frage „Kann ich mich kümmern, wenn es wieder einen normalen Alltag gibt?“ sollte sich jeder, der jetzt einen Tierwunsch hat, stellen, so Heidbrink.

Welle an ausgesetzten Tieren könnte ausbleiben

Auch im Ludwigsburger Tierheim sind die Vermittlungszahlen in der Corona-Zeit stabil. Wie in Esslingen lässt sich laut Christoph Bächtle, Vorsitzender beim Tierschutzverein Ludwigsburg, eine Zunahme nur bei den Kleintieren feststellen. Hier habe es in den Monaten Mai und Juni einen Anstieg gegenüber den Vorjahresmonaten gegeben. „Als Trend würde ich das aber noch nicht sehen“, sagt Bächtle.

Auf die Zahl der ausgesetzten Tiere könnte sich die Corona-Krise hingegen auswirken. Zwar sind die Sommerferien noch nicht gestartet, doch der Vereinsvorsitzende spricht zumindest im Ludwigsburger Tierheim von einem Rückgang in den Pfingstferien. Das führt er auf die nicht möglichen Auslandsreisen zurück. „Wenn sich die Prognosen bewahrheiten, dass 2020 vor allem in Deutschland Urlaub gemacht wird, könnte die Welle an ‚Urlaubstieren’ dieses Jahr erstmals kleiner ausfallen“, sagt Bächtle.