Mit dem, was sie in den guten Jahren seit 2018 angespart hat, kommt die Stadt im Kreis Esslingen momentan noch über die Runden. Doch das Defizit wächst dramatisch. So sieht die Finanzlage aus.
Ganze 1,4 Millionen Euro im Minus: Mit dieser Zahl schließt der Haushaltsplan der Stadt Wernau im Jahr 2025 ab. So steht es in dem Entwurf, den der Beigeordnete Michael Bauer dem Gemeinderat vorlegte. 2026 sieht es noch düsterer aus, Bauer geht von einem Defizit in Höhe von 5,7 Millionen Euro aus. Die Stadt kann aber von ihren Rücklagen zehren und so den Haushalt noch ins Lot bringen – das sei ein Haushaltsausgleich der zweiten Stufe, erklärte Bauer. Für das kommende Jahr ist auch keine neue Kreditaufnahme geplant, die Reserven schmelzen allerdings zusammen.
Sie wolle dennoch „mit Mut und Zuversicht in das Jahr 2025 starten“, sagte Bürgermeisterin Christiane Krieger, die die engen finanziellen Spielräume der Gemeinden ansprach. Trotzdem müsse man investieren, um zukunftsfähig zu bleiben. Es gehe darum, der Nachwelt eine gute Infrastruktur und hochwertige Dienstleistungen zu hinterlassen, die Zukunft zu gestalten und die Gemeinschaft und das Miteinander zu bewahren – also auch soziale Projekte im Haushalt zu berücksichtigen. Und es sei wichtig, der Bürgerschaft das alles zu erklären.
Kämmerer setzt auf etwas höhere Gewerbesteuer
Die höchste Einnahme im Ergebnishaushalt, die Einkommensteuer, liegt mit 10,5 Millionen Euro etwas höher als im Vorjahr. Neun Millionen Euro, also eine Million Euro weniger als 2024, kommt aus den Schlüsselzuweisungen des Landes aufs Gemeindekonto. Der Rückgang liegt am Berechnungsmodus, der sich an der relativ hohen Steuerkraft des Vor-Vorjahres orientiert. Die Gewerbesteuer setzt der Kämmerer mit 4,2 Millionen Euro etwas höher an als im aktuellen Jahr. Die hohe Steuerkraftsumme 2023 führt gleichzeitig zu höheren Umlagen, die die Stadt bezahlen muss. Am stärksten fällt die Kreisumlage ins Gewicht, zumal auch ihr Hebesatz erhöht wurde. Sie liegt für Wernau 2025 bei knapp 6,8 Millionen Euro.
Auch die Aufwendungen für Personal steigen immer weiter und liegen 2025 bei rund 7,6 Millionen Euro. Dazu tragen nicht die Tarifabschlüsse und Beförderungen bei, sondern auch zusätzliche Stellen. Neu geschaffen werden eine Leitungsstelle in der Ordnungsverwaltung, wo die Aufgaben zugenommen haben, ebenso eine Hausmeister-Stelle für die Flüchtlingsunterkünfte in der Stadt. Im Tiefbauamt wird eine Stelle auf 100 Prozent erhöht, weil sie sich in Teilzeit schlicht nicht besetzen ließ. Und für die Kernzeitbetreuung hat der Gemeinderat eine halbe „Springkraft-Stelle“ beschlossen, damit bei den Beschäftigten weniger Überstunden auflaufen und die Arbeitsbedingungen besser werden – das ist auch bei der Personalsuche wichtig. Investieren wird die Stadt im nächsten Jahr rund 8,8 Millionen Euro, größtenteils in Bau- und Sanierungsmaßnahmen.
Eigenbetriebe sind verschuldet
Mit dem städtischen Haushalt hat der Kämmerer auch die Wirtschaftspläne für die drei Eigenbetriebe der Stadt – Bäder, Abwasserbeseitigung und Stadtwerke – eingebracht. Alle schließen mit einem Minus ab. Bei den Stadtwerken verursacht das Parkhaus am Stadtplatz das Defizit, beim Eigenbetrieb Abwasser stehen hohe Investitionen in die Kläranlage an. Die Bäder sind immer defizitär, 2025 voraussichtlich mit knapp 1,3 Millionen Euro. Die drei Eigenbetriebe sind deutlich höher verschuldet als der Kernhaushalt der Stadt. Dieser liegt mit umgerechnet 129 Euro Schulden pro Einwohner unterm Landesdurchschnitt. Rechnet man die Eigenbetriebe dazu, ergibt sich mit insgesamt 1523 Euro eine leicht überdurchschnittliche Pro-Kopf-Verschuldung.