Das älteste Haus Deizisaus wurde von Privateigentümern wieder hergerichtet. Bei anderen Themen wie Mietpreisen, Glasfaserausbau und Schulanbau muss jetzt auch die Gemeinde investieren. Foto: /Roberto Bulgrin

Harmonie in Deizisau: Alle Gemeinderäte haben dem Haushaltsplan der Verwaltung für 2025 zugestimmt. Kritik äußern die Fraktionen jedoch an der geplanten Schuldenaufnahme, am schleppenden Glasfaserausbau und an den hohen Mietpreisen.

Finanziell sind die fetten Jahre in Deizisau zumindest vorerst vorbei. Im Haushaltsplan für 2025 rechnet die Verwaltung mit einem Gesamtergebnis von minus 2,46 Millionen Euro. Bislang sorgt dies im Gemeinderat allerdings nicht für Zündstoff. In seiner jüngsten Sitzung hat das Gremium den Haushalt ohne Änderungsanträge beschlossen. Oliver Krüger, Vorsitzender der CDU-Fraktion, lobte die Ratskollegen. Er habe „selten eine so harmonische Zusammenarbeit“ wie derzeit erlebt. In seiner Haushaltsrede betonte der dienstälteste Gemeinderat des Ortes, dass man trotz angespannter Lage nicht auf Investitionen verzichten dürfe. Den Bau neuer Photovoltaik-Anlagen für 349 000 Euro sieht Krüger etwa als „wichtigen Schritt für die Energiewende“.

Gemeinde will Schulden machen

Deutlich höher sind die Summen, die die Gemeinde wohl bald für zwei Großprojekte ausgeben wird. Eines ist der geplante Erweiterungsbau der Gemeinschaftsschule (GMS). Die damit verbundenen Millionenausgaben sind für Krüger eine „wertvolle Investition in die Bildung unserer Kinder“.

„Noch größer werden die Dimensionen beim neuen Feuerwehrmagazin“, fügte er hinzu. Momentan sind beide Vorhaben in der Planung und schlagen deshalb im Haushalt 2025 nicht groß zu Buche. Ab dem kommenden Jahr will die Verwaltung jedoch Kredite aufnehmen, um die Projekte zu stemmen. Damit ist Gerhard Knospe, Vorsitzender der Freien Wähler Gemeinschaft, grundsätzlich einverstanden. „Die geplante Höhe der Kreditsumme von elf Millionen Euro stellen wir allerdings in Frage“, fügte er hinzu.

Eltern in Deizisau tragen Kosten für Tablets

Jede Investition müsse man genau prüfen, sagte Knospe. Angesichts der „nicht so rosigen Situation“ benötige es ein Umdenken. Zu spüren bekommen dies bereits Eltern von Schulkindern. Sie tragen die Kosten für neue Tablets an der GMS mit. Knospe hält das Modell für durchdacht, denn: „Die zum Teil herrschende Vollkaskomentalität muss der Vergangenheit angehören.“

Verpuffte Euphorie: Mit dem Glasfaserausbau geht es in Deizisau nicht voran. Foto: dpa/Sina Schuldt

Regine Kaufmann kritisierte, dass Bund und Land Deizisau „bei zukunftsweisenden Projekten“ nicht ausreichend unterstützten. Auch beim bislang nicht gelungenen Glasfaserausbau sei die Gemeinde im Stich gelassen worden, sagte die Vorsitzende der Liste Engagierte DeizisauerInnen. „Die Euphorie ist schon längst verpufft“. Kaufmann nahm den Vertragspartner, die GVG-Glasfaser-Gruppe, in die Pflicht.

Hohe Mietpreise in Deizisau

Selbst in der Hand hat der Gemeinderat dagegen, wie er mit dem Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung an Grundschulen umgeht. Nach einer Elternbefragung stimmte das Gremium im Herbst gegen ein Pflichtmodell. Die GMS bleibt eine Halbtagsschule, mit kostenpflichtigem Betreuungsangebot. Maik Vosseler von der Freien Sozialen Liste bezeichnete dies als „verpasste Chance“. Dadurch würden einkommensschwache Familien benachteiligt.

Die hätten es im Ort ohnehin schwer. Vosseler bemängelte, dass Bürgermeister Thomas Matrohs die hohen Mietpreise zu wenig thematisiere. „Deizisau darf nicht zum Prenzelberg werden“, forderte er, eine Anspielung auf das Berliner Stadtviertel Prenzlauer Berg. Deshalb benötige es eine Baugenossenschaft. Vosseler sieht aber nicht nur negative Entwicklungen. So deutete er etwa die Investition der Firma Dick in Deizisau als „positives Zeichen“.