Der Trompetenbaum an der Ecke Jahn-/Hermann-Hesse-Straße in Harthausen hat es Daniele Merela besonders angetan. Foto: Daniela Merela/cf

Daniela Merela aus Harthausen liebt Bäume. Sie fotografiert sie im Wandel der Zeit: vor zehn Jahren und heute. Erschrocken stellt sie fest, dass viele verschwunden sind.

Harthausen - Daniela Merela hat sich auf den Leseraufruf zur Baumserie in unserer Zeitung sofort gemeldet. Ganz viele Themen fallen ihr ein, die man über Bäume berichten könnte: Baumhäuser, verschwundene, alte, ungewöhnliche Bäume, Baumkatastrophen – ihre Liste ist lang. Bei Bäumen gerät sie ins Schwärmen. Sie sind für die Frau aus Harthausen „Lebewesen von grandioser Schönheit“. Als gelernte Zierpflanzengärtnerin hat sie es von Berufs wegen eher mit kleineren Pflanzen zu tun, Bäume sind „die Leidenschaft“.

Warum das so ist, kann sie selbst nicht genau erklären. „Es sind einfach schöne, große, auffällige Pflanzen. Natur liegt mir am Herzen“, sagt die 54-Jährige. Bäume seien eine Art Naturdenkmal, die Orte und Landschaften prägten. Dass manche Menschen Bäume im städtischen Raum als störend empfinden, weil sie Dreck machen oder Licht rauben, kann die 54-Jährige nicht verstehen. „Ich sehe ihre Vorteile. Sie spenden Schatten und Sauerstoff und bieten vielen Tieren einen Lebensraum.“ In ihrem Garten beobachtet sie Eichhörnchen und Vögel, die in den Ahornbäumen Unterschlupf finden. Im vergangenen Winter haben drei Igel im Laub ihrer Bäume überwintert. „Andere tun ja jedes Laubblatt weg. Ich war glücklich, dass mein ökologischer Garten sinnvoll war.“

Es zählt jeder einzelne Baum

Die Liebe zu Bäumen geht aber weit über Daniela Merelas Garten hinaus. Sie schätzt auch jene, die im öffentlichen Raum stehen. Nicht nur wegen ihrer Schönheit, sondern auch wegen des Ökoklimas, das unter Bäumen viel angenehmer sei als auf Straßen und Schotterflächen. „In den Wald geht man ja nur ab und zu. Aber ich lebe in der Stadt und muss mit dem Klima vor Ort zurechtkommen. Da ist es doch besser, es ist in der Stadt angenehmer“, sagt Merela. Deshalb ist für sie jeder einzelne Baum, vorausgesetzt er ist gesund, schützenswert.

Daher ist sie schockiert darüber, dass in Filderstadt immer wieder Bäume verschwinden. Per Zufall hat sie den Baumschwund dokumentiert: 2011 begann Merela damit, Bäume zu fotografieren. Ihr fiel damals nahe ihres Hauses eine besonders schöne Rotbuche auf, kurz darauf ein Trompetenbaum, „ein imposanter und ungewöhnlicher Baum“. Sie beschloss, jeweils den größten, eindrücklichsten Baum pro Art in Harthausen zu fotografieren. Buche, Birke, Ahorn und Ginkgo kamen unter anderem vor ihre Linse. Letztlich lichtete Merela 33 private Bäume und zwölf städtische Baumgruppen ab. Knapp zehn Jahre später griff sie ihr Hobby wieder auf und wollte jeden Baum von damals noch einmal fotografieren. „Erschrocken und traurig musste ich feststellen, wie viele Bäume fehlen“, sagt Merela. Von den privaten Bäumen sei ein Drittel verschwunden, von den städtischen Flächen fast die Hälfte.

Patenschaft für Bäume

Getreu dem Motto „Man kann sich aufregen oder man kann aktiv werden“ hat Merela die Patenschaft für zehn Baumbeete in Harthausen übernommen. Dort räumt sie Müll weg und zupft Unkraut. „Als Berufskrankheit kann ich kein Unkraut sehen“, sagt sie. „Es ist eine Win-Win-Situation: Ich kann etwas für die Allgemeinheit tun und für den Naturschutz, indem ich beim Unkrautentfernen die schönen Wildkräuter stehen lasse.“