David Schalko Foto: Ingo Pertramer - Ingo Pertramer

Bei der LesART stellt der österreichische Autor David Schalko seinen neuen Roman „Schwere Knochen“ vor, der von ehemaligen KZ-Häftlingen erzählt, die die Wiener Unterwelt aufmischen.

EsslingenAustrophilen Zeitgenossen ist David Schalko ein Begriff: Mit Fernsehserien wie „Braunschlag“ oder „Altes Geld“ ließ er uns bereits tief in die Abgründe der österreichischen Seele blicken. Dass er ein Faible für die Abgründe des Lebens hat, zeigt sein neuer Roman „Schwere Knochen“ (Kiepenheuer & Witsch, 19.99 Euro).

Während die Wiener im März 1938 ihrem „Führer“ zujubeln, raubt eine Bande jugendlicher Kleinganoven einen bekannten Nazi aus. Einer von ihnen ist Ferdinand Krutzler, dessen Spezialität der tödliche Stich in den Hals wird und der in seiner „Karriere“ elf Mal wegen tödlicher Notwehr freigesprochen wird. Doch die neue Staatsmacht schnappt die Nachwuchsgangster und steckt sie ins KZ. Dort werden Typen wie Kutzler zu Kapos befördert, die ihre Mithäftlinge in Schach halten und dafür mit Privilegien belohnt werden. Im Lager lernen Ferdinand und seine Freunde alles, was sie als Gangster brauchen. Als sie sieben Jahre später wieder daheim im zerbombten Wien sind, machen sie sich sofort daran, die dortige Unterwelt unter ihre Kontrolle zu bringen. Doch mit Ganoven-Ehre ist das so eine Sache: Mehr und mehr verstricken sie sich in miese Machenschaften und folgenschwere Liebschaften, bis keiner mehr dem anderen traut und aus Freunden erbitterte Feinde werden. Und plötzlich gelten in der Wiener Unterwelt andere Gesetze.

David Schalko bedient mehrere Genres. Für ihn ist sein Roman „ein Gesellschafts- und Sittenbild der 30er-, 40er-, 50er-Jahre, auf eine gewisse Art und Weise auch ein Unterweltepos oder Kriminalroman, und es ist natürlich auch ein Milieu-Roman“. Und nebenbei ahnt der Leser, weshalb im Nachkriegs-Österreich manches so wurde, wie es heute ist. Anders als etwa Heinz Strunk in „Der goldene Handschuh“ schildert Schalko dieses trostlose Milieu in einer Sprache, die manchem die Spitze nimmt. Tresore werden nicht geknackt, sondern „zum Aufmachen überredet“, wenn Kutzlers Jungs eine Wohnung ausrauben, spötteln sie, sie werde „evakuiert“. Es ist diese Mischung aus schwarzem Humor und Schmäh, die in der Wiener Unterwelt nicht ungewöhnlich ist. Das passt nach Schalkos Einschätzung perfekt: „Humor ist etwas sehr Humanistisches, und Humanismus spielt natürlich bei so einem Thema eine sehr große Rolle.“ gw