Handball-Bundesligist Frisch Auf Göppingen hat beim Final Four der European League in Flensburg die Chance, den siebten Europapokal-Titel der Vereinsgeschichte zu gewinnen. Wir blicken auf die bisherigen Sternstunden des Traditionsclubs auf der internationalen Bühne.
Zweimal gewann Frisch Auf Göppingen den Europapokal der Landesmeister, viermal den EHF-Pokal. Am Pfingstwochenende besteht für den Traditionsclub die Möglichkeit, den siebten internationalen Titel zu holen. Allerdings geht das Team von Trainer Markus Baur nicht als Favorit auf den Turniersieg ins Final Four der European League in Flensburg. Im Halbfinale kommt es am Samstag (18 Uhr) zum Duell mit dem spanischen Team von BM Granollers. Im zweiten Halbfinale (Samstag, 15.30 Uhr) kämpfen die Füchse Berlin und Montpellier HB um den Einzug ins Finale (Sonntag, 18 Uhr). Wir blicken auf die bisherigen sechs Europapokal-Titel von Frisch Auf.
Erster internationaler Titel 1960
1960 Damals wurde noch auf dem Feld und in der Halle gespielt. Frisch Auf Göppingen war als deutscher Meister in der Halle für den Europapokal der Landesmeister qualifiziert. Im Endspiel im Stade de Coubertin in Paris bezwang die Mannschaft von Trainer Bernhard Kempa, dem 2017 verstorbenen „Monsieur Handball“, den dänischen Club GF Aarhus. 18:13 hieß es am Ende vor 4000 Zuschauern für das Göppinger Team mit Spielern wie Anton Burkhardtsmaier, Fritz Jarosch und Edmund Meister.
1962 Zum sechsten Mal war Frisch Auf 1961 deutscher Hallenhandballmeister geworden und kämpfte wieder um die europäische Krone. Erneut in Paris gelang es, gegen Partizan Bjelovar aus dem ehemaligen Jugoslawien die populärste Trophäe des Vereinshandballs zu holen. Der 13:11-Endspielsieg der Mannschaft um Spielmacher Horst Singer ging auch als Tag der „Büchsenwerfer“ in die Geschichte ein. Da dem französischen Publikum die Entscheidungen des Schweizer Schiedsrichters Lerch nicht gefielen, ließen sie einen „metallenen Regen“ auf die Spielfläche los. In Form von leeren Büchsen, die einem Erfrischungsgetränk als Umhüllung gedient hatten. Frisch-Auf-Kapitän Edwin Vollmer nahm den silbernen Pott entgegen – und Ernst-Ludwig Feick, der Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB), lobte nach der „Schlacht“ von Paris: „Ihr habt dem deutschen Handball einen großartigen Dienst getan.“
Triumph in Elsenfeld
2011 49 Jahre dauerte es, bis der Traditionsclub wieder einen Triumph auf der internationalen Bühne feiern konnte. Am 21. Mai gewannen die Göppinger, die 2001 unter Trainer Christian Fitzek in die Bundesliga zurückgekehrt waren, vor 2600 Zuschauern in Elsenfeld beim TV Großwallstadt souverän mit 30:26. Schon das Hinspiel im EHF-Pokal-Finale in Göppingen hatten die Grün-Weißen mit 23:21 für sich entschieden. Bester Werfer für die Mannschaft von Trainer Velimir Petkovic in den beiden Finalspielen war Rückraumspieler Lars Kaufmann, der danach für vier Jahre zur SG Flensburg-Handewitt wechselte und 2015 für zwei Jahre zu Frisch Auf zurückkehrte. Er traf im Hinspiel achtmal, im Rückspiel siebenmal. „Auf diesen Titel haben wir jahrelang hingearbeitet. Ein Traum ging in Erfüllung“, jubelte der Geschäftsführer Gerd Hofele.
2012 Ein Jahr später konnte Trainer Velimir Petkovic mit seiner Mannschaft die Titelverteidigung des EHF-Cup-Titels in eigener Halle feiern. Nachdem in zwei begeisternden Halbfinalspielen Bundesliga-Rivale Rhein-Neckar Löwen ausgeschaltet worden war, ging es im Finale gegen die französische Mannschaft von Dunkerque HBGL. Auswärts holte Frisch Auf ein 26:26, zu Hause machte Göppingen dann in der mit 5600 Zuschauern ausverkauften EWS-Arena mit einem 34:28 alles klar. Erfolgreichster Torschütze war der Serbe Momir Rnic, der in beiden Spielen je siebenmal traf. „Einen Titel zu gewinnen ist großartig. Ihn zu verteidigen, dazu noch in eigener Halle, das ist das Schönste, was einem in einem Sportlerleben passieren kann“, schwärmte Coach Petkovic.
Überraschung in Nantes
2016 Inzwischen als Final Four ausgetragen, setzte sich Frisch Auf im EHF-Pokal-Endspiel gegen den französischen Gastgeber HBC Nantes mit 32:26 durch. Im Halbfinale hatte das Team von Trainer Magnus Andersson Chambery Savoie nach einem 9:14-Pausenrückstand mit 28:25 bezwungen. Im Finale gegen Nantes waren vor 4483 Zuschauern Spielmacher Tim Kneule (7) und Linksaußen Marcel Schiller (7/2) die erfolgreichsten Werfer.
2017 Keiner hatte das erwartet: In der Bundesliga war nach einem mehr als dürftigen Saisonverlauf nicht einmal der Klassenverbleib in trockenen Tüchern, da gelangen der Mannschaft von Trainer Magnus Andersson zwei Energieleistungen. Erst gab es im Halbfinale ein 33:29 gegen den SC Magdeburg, am Tag danach waren die Füchse Berlin (mit Ex-Frisch-Auf-Trainer Velimir Petkovic) beim Göppinger 30:22-Sieg im Endspiel chancenlos. Überragender Mann in seinem letzen Spiel im Frisch-Auf-Dress war Lars Kaufmann (acht Tore). An beiden Tagen herrschte in der Göppinger EWS-Arena absolute Gänsehautatmosphäre.